Energieintensive Unternehmen sollten Beschaffungsstrategie prüfen
von Alfons Woelfing
Die Preisrallye an den Energiebörsen führt für die Unternehmen zu deutlichen Mehrkosten bei der Energiebeschaffung. Der ISPEX-Strompreisindex erreicht mit 4,06 Cent pro Kilowattstunde den höchsten Wert seit Ende 2014. Der ISPEX-Gaspreisindex steigt für April auf einen Wert von 1,87 Cent pro Kilowattstunde. Damit lagen die durchschnittlichen Angebotspreise für die Unternehmen um 0,16 Cent pro Kilowattstunde höher als noch im März. Das ist das Resultat der Auswertungen des Energiedienstleisters ISPEX.
Terminmärkte ziehen Strompreise für Unternehmen nach oben
Die Energiemärkte zeigten sich im April weiter bullish. Die Terminmarktpreise an den Strombörsen legten noch einmal zu. Im Monatsdurchschnitt lag die Baseload-Notierung für das Frontjahr bei knapp 38,00 Euro pro Megawattstunde und damit 3,00 Euro pro Megawattstunde höher als im Vormonat März. In der Spitze erreichten die Baseload-Preise für das Lieferjahr 2019 Werte von ca. 39,00 Euro pro Megawattstunde. Die Lieferjahre 2020 und 2021 zogen ebenfalls deutlich an, blieben mit einem Mittelwert von 37,00 Euro pro Megawattstunde aber günstiger als das Frontjahr.
„Der steigende Terminmarkt hat sich erwartungsgemäß auch auf das Marktpreisniveau für die Unternehmen ausgewirkt“, erläutert Andreas Seegers, Vorstand der ISPEX AG, die Entwicklung. Der ISPEX-Strompreisindex stieg im Vergleich zum Vormonat um 0,06 Cent pro Kilowattstunde und liegt für April bei 4,06 Cent pro Kilowattstunde. „Unternehmen mussten in den letzten 12 Monaten eine Steigerung von rund 1,00 Cent hinnehmen. Ein derart hohes Preisniveau war zuletzt im Dezember 2014 zu verzeichnen“, verdeutlicht Seegers die schwierige Marktlage für die Firmen.
Gaspreise ziehen ebenfalls deutlich an
Bei den Terminmarktpreisen für Erdgas war im April ebenfalls ein deutlicher Anstieg zu verzeichnen. Die Notierungen für das Kalenderjahr 2019 legten im Durchschnitt um rund 1,00 Euro pro Megawattstunde zu und erreichten zum Monatsende Werte von über 19,00 Euro pro Megawattstunde. Der Anstieg für die Lieferjahre 2020 und 2021 fiel moderater aus. Die Preisdifferenzen gegenüber dem Frontjahr 2019 haben sich damit weiter vergrößert. Im Mittel lagen die Preise für das Jahr 2020 um rund 1,00 und für das Jahr 2021 um rund 1,40 Euro pro Megawattstunde unter dem Frontjahr.
Die durchschnittlichen Angebotspreise für die Unternehmen folgten diesem Trend und legten ebenfalls deutlich zu. Der ISPEX-Gaspreisindex steigt gegenüber dem März um 0,16 Cent pro Kilowattstunde und liegt für April bei 1,87 Cent pro Kilowattstunde. „Damit wurde im April der bislang höchste Wert des Jahres erreicht“, erklärt Markt-Experte Seegers.
Preisrallye als Reaktion auf Politik
Die Preisrallye an den Energiebörsen setzt sich auch im Mai fort. Die Verkündung von US-Präsident Trump, das Atom-Abkommen mit dem Iran aufzukündigen und neue Sanktionen einzuführen, versetzte den Markt in eine bullishe Stimmung. Obwohl diese Entscheidung schon längere Zeit erwartet worden war, kam es noch einmal zu einem kräftigen Anstieg der Ölpreise. Die hohen Ölpreise zogen dann auch Preise für Erdgas, Kohle und Strom in die Höhe.
„Im Moment erscheint der Aufwärtstrend bei den Strom- und Erdgaspreisen stabil“, schätzt Marktexperte Seegers die Lage ein. „Viele Händler gehen im Moment davon aus, dass sich die Entwicklung zunächst noch fortsetzen wird“, so Seegers weiter. Allerdings werde insbesondere für den Ölmarkt zwischenzeitlich eine steigende Wahrscheinlichkeit für eine Konsolidierung gesehen. Damit könnten sich auch positive Impulse für die übrigen Energiemärkte ergeben.
„Durch die Preisrallye reagieren viele Unternehmen im Moment verhalten und stellen Beschaffungsprojekte für 2019 oder später vorerst zurück“, weiß Seegers aus der Praxis zu berichten. Doch das gegenwärtige Marktpreisniveau sollte vor allem für energieintensive Unternehmen Anlass sein, die Beschaffungsstrategie zu überprüfen, gibt der Marktexperte zu bedenken: „In vielen Fällen kann es zum Beispiel hilfreich sein, Preislimits zu definieren, um nicht von zu großen Preisschwankungen überrascht zu werden“.
Quelle: ISPEX AG / Foto: marketSTEEL