EMO Hannover 2025 zeigt einmalige Lösungen mit Mehrwert

von Angelika Albrecht

Moderne Fertigungsunternehmen benötigen Automations- und Digitalisierungslösungen. Aber welche ‚echten‘ smarten Innovationen bringen tatsächlich einen entscheidenden Produktivitäts-Boost? Und wie steht es um die dazu zwingend erforderliche Datenwelt? Industrie und Forschung zeigen auf der EMO Hannover 2025 vom 22. bis 26. September den aktuellen Stand auf.

Gefragt sind einfache Lösungen, die sich mit vorhandenen Maschinen und Personen schnell und kostengünstig umsetzen lassen. Die Smart-Automation-Lösung der Andreas Maier GmbH & Co. KG aus Fellbach (AMF) beispielsweise puscht als flexible Teilautomatisierung die Produktivität außerhalb und zwischen den vorhandenen Maschinen. Die Beladezelle mit besonders wenig Platzbedarf steigert die Produktivität sofort. Beigestellt an vorhandene Maschinen, sorgt sie zuverlässig und mannlos für kontinuierliche Be- und Entladung.

Spanntechnik zur Automatisierung kleinster Losgrößen

Ebenfalls praxisnah zeigt die Hainbuch GmbH aus Marbach mit einem wegweisenden automatisierten Spannmittelwechsel für die Firma WTO in Ohlsbach, dass vollautomatisierte flexible Fertigung auch für kleinste Stückzahlen möglich ist. In der Smart Factory werden für jeden neuen Auftrag die Maschinen gänzlich autonom per Roboter gerüstet. Mit einer Genauigkeit von 3 μm am Werkstück bei jedem Spannmittelwechsel wird mannlos rund um die Uhr von Losgröße 1 bis 100 gefertigt. In der Schleifzelle sowie in der Dreh-/Fräszelle stehen zehn vorgerüstete sechseckige Spanndorne für die Innenspannung bereit. Über eine Schnellwechsel-Schnittstelle werden die vorbereiteten Spanndorne automatisiert umgerüstet.  Auf der EMO 2025 zeigt Hainbuch, wie Produktionsunternehmen der Schritt zur automatisierten Fertigung selbst bei kleinsten Losgrößen gelingen kann.

Smarter Clamping

Der Spann- und Greifmittelspezialist Röhm aus Sontheim an der Brenz bietet eine weltweit einzigartige Spannlösung: Die messende Spannbacke ist mit Sensorik und kabelloser Datenübertragung ausgestattet und kann so während der Zerspanung die Spannkraft in Echtzeit messen. Und so funktioniert es: Die in die Backe eingeleiteten Kräfte werden von einem integrierten Sensor erfasst und die Daten verarbeitet. Gemessen werden die tatsächlich anliegenden Spannkräfte – das gestattet Prozess- oder Produktivitätsanalysen sowie die Dokumentation von Messdaten. Mit einer App können Anwender zudem mobil auf die Daten zugreifen und Bearbeitungsparameter auswerten.

Wie weit ist die KI?

Wie sehen Forschung und Entwicklung den aktuellen Stand von KI an der Werkzeugmaschine? „Die CAD-CAM-NC-Kette in der Produktionstechnik ist oft noch von einer vielfältigen Softwarelandschaft mit einer nicht durchgängigen Datenstruktur geprägt“, weiß Dr. Marcel Fey, Oberingenieur der Abteilung Maschinendatenanalyse und NC-Technik am Werkzeugmaschinenlabor WZL der RWTH Aachen unter Leitung von Prof. Christian Brecher. Letzterer hat das bundesweite, BMBF-geförderte Projekt ProKI koordiniert und nun in der WGP (Wissenschaftliche Gesellschaft für Produktionstechnik) verstetigt.

„Selbst in digital gut aufgestellten Unternehmen stellt uns die Erfassung der Rohdaten mit den nötigen Kontextinformationen vor weitaus größere Herausforderungen als die eigentliche KI-Anwendung. Zudem schafft die reine Verfügbarkeit kontextualisierter Informationen aus der Produktion bereits einen erheblichen Kundennutzen. Weiterhin kann die Auswertung dieser Daten in vielen Fällen bereits ausgezeichnete Ergebnisse liefern, wenn sie auf Grundlage eines ingenieurtechnischen Sachverstandes erfolgt und nicht durch eine KI“, meint Fey. Das solle nicht heißen, dass Künstliche Intelligenz in der Produktion nicht großes Potenzial habe. Vielmehr biete sie gerade bei komplexen Zusammenhängen, die kausal noch nicht in Gänze verstanden werden, enorme Möglichkeiten. „Dennoch liegt die Herausforderung im deutschen Maschinenbau zunächst darin, die notwendigen Voraussetzungen im Sinne einer Software-Infrastruktur zu schaffen, welche die benötigten Daten bereitstellt, bevor KI-Anwendungen einen realen Nutzen in der Produktionstechnik generieren können“, bilanziert Fey.

Die Werkzeugmaschine als Koordinatenmessgerät

Bei der smarten Automation geht es darum, Prozesse zielgerecht miteinander zu verbinden. „Da Werkzeugmaschinen standardmäßig mit 3D-Messtastern ausgestattet sind, erscheint der mögliche Einsatz als Koordinatenmessgerät naheliegend. Am Markt verfügbare Soft- und Hardware unterstützen dies bereits“, berichtet Dr. Philipp Dahlem vom WZL der RWTH Aachen, Lehrstuhl für Informations-, Qualitäts- und Sensorsysteme in der Produktion unter der Leitung von Prof. Robert Schmitt. „Obwohl Werkzeugmaschinen durch den technologischen Fortschritt immer präziser werden, bleiben Herausforderungen bestehen: Die goldene Regel der Messtechnik besagt, dass die Messunsicherheit um den Faktor 10 kleiner sein soll als die Toleranz. Zudem sind Werkzeugmaschinen im Vergleich zu klassischen Koordinatenmessgeräten wechselnden Produktionsbedingungen ausgesetzt, was stabile Messergebnisse erschwert.“ Das Normungsprojekt ISO TS 230-13 zielt darauf ab, industriell anwendbare Methoden zur Messunsicherheitsermittlung bei Werkzeugmaschinen international festzulegen. Die EMO 2025 zeigt hier sicher entscheidende Weiterentwicklungen auf.


Über die EMO Hannover 2025 – Weltleitmesse der Produktionstechnologie

Unter dem Motto Innovate Manufacturing zeigt die EMO vom 22. bis 26. September 2025 die gesamte Wertschöpfungskette der Metallbearbeitung. Das sind spanende und umformende Werkzeugmaschinen, Fertigungssysteme, Präzisionswerkzeuge, automatisierter Materialfluss, Computertechnologie, Industrieelektronik und Zubehör. Die EMO findet im Zwei-Jahres-Turnus in Hannover, Hannover, Mailand statt und feiert 2025 ihren 50. Geburtstag. Zuletzt zogen 2023 mehr als 1.800 Aussteller gut 92.000 Besucher aus aller Welt nach Hannover. Die EMO ist Impulsgeber und weltweit führend, wenn es um neue Produkte, Fertigungslösungen und Serviceleistungen geht. Internationale Marktführer aus 45 Ländern stellen auf der EMO aus. Die Fachbesucher kommen aus allen wichtigen Abnehmerbranchen wie Maschinen- und Anlagenbau, Automobilindustrie und ihren Zulieferern, Luft- und Raumfahrttechnik, Feinmechanik und Optik, Schiffbau, Medizintechnik, Werkzeug- und Formenbau, Stahl- und Leichtbau, und das aus rund 140 Ländern. Keine andere Messe bildet das internationale Angebot der Fertigungstechnik so in der gesamten Breite und Tiefe ab wie die EMO. Innovate Manufacturing bleibt ständige Herausforderung für die Industrie. Die EMO weist den Weg zu den grenzenlosen Möglichkeiten der industriellen Fertigung.


Quelle: Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken e.V. (VDW) /Vorschaubild: Andreas Maier GmbH & Co. KG (AMF)

Zurück