Emissions-Handelsgesetz lässt Erdgaspreis steigen

von Hubert Hunscheidt

Nachdem sich der Gaspreis im 1. Quartal 2020 im Sinkflug befand, mussten sich die mittelständischen Unternehmen in den vergangenen sechs Monaten wieder mit einem deutlichen Anstieg des Erdgaspreises arrangieren, wie aus dem aktuellen Erdgaspreisvergleich des VEA hervorgeht. Der Gaspreis für Industriekunden stieg laut VEA-Vergleich um 19,3 Prozent auf einen aktuellen Durchschnitt von 2,29 Ct/kWh im Vergleich zum April an. Damit erreicht er nahezu das Niveau vom Oktober 2019, das bei durchschnittlich 2,45 Ct/kWh lag.

Die Liste der Gründe für den Aufwärtstrend beim Gaspreis ist lang: „Im Januar 2021 tritt das Brennstoffemissionshandelsgesetz in Kraft und wird für nahezu alle Gaskunden den Bezug von Erdgas deutlich verteuern“, sagt der Hauptgeschäftsführer des VEA, Volker Stuke. „Vor diesem Hintergrund ist im aktuellen Preisvergleich bereits ein Anteil von 0,45 Ct/kWh ab Januar 2021 berücksichtigt. Das entspricht 25 € pro Tonne CO2“, so Stuke weiter. Neben der sich ändernden Gesetzeslage liegt eine weitere wesentliche Ursache für den deutlichen Preisanstieg in den gestiegenen Großhandelspreisen. Auch die seit Anfang 2020 gestiegenen Netzentgelte haben ihren Teil zur aktuellen Entwicklung beigetragen. Künftig könnte die steigende Nachfrage nach Erdgas diesen Trend mittelfristig sogar noch verstärken. Denn sowohl die nach den Corona-bedingten Lockdowns wieder an Fahrt gewinnende Konjunktur als auch die aktuell sinkenden Temperaturen sorgen für einen steigenden Erdgasbedarf.

„Da die Preiserhöhungen wesentlich den Belastungen aus dem neuen BEHG geschuldet sind, sind die Preise überall gestiegen“, konstatiert Stuke. Trotzdem bleiben die Preisunterschiede zwischen den einzelnen Netzgebieten weiterhin groß, wie der aktuelle Preisvergleich zeigt. So zahlen die mittelständischen Industriekunden in den zehn teuersten Netzgebieten im Durchschnitt 2,43 Ct/kWh, wohingegen der Durchschnittspreis in den zehn günstigsten Netzgebieten bei 2,16 Ct/kWh liegt, was einem Unterschied von 12,3 Prozent entspricht. Dabei verzeichnete Dortmund Netz mit einem Plus von 20,9 Prozent die größte Preissteigerung. Der geringste Anstieg lag hingegen mit 16,9 Prozent bei Stadtwerke Kiel Netz.

Unter den zehn günstigsten Netzgebieten finden sich an erster Stelle aktuell Dortmunder Netz mit 2,13 Ct/kWh, gefolgt von Stadtwerke Rostock und Wesernetz Bremen. Die Tabelle der zehn teuersten Gebiete führt derzeit Stadtwerke Netz Kiel mit 2,54 Ct/kWh an. Dahinter liegen die Netze BW mit Sitz in Stuttgart und Westfalen Weser Netz mit Sitz in Paderborn.

„Die zum Teil erheblichen preislichen Unterschiede zwischen einzelnen Lieferanten und die Dynamik des Marktes stellen die Unternehmen nicht selten vor Herausforderungen“, sagt Stuke. „Wenn überhaupt ist es oft nur mit erheblichem Aufwand möglich, sich einen Überblick über den sich stetig verändernden Markt zu verschaffen“, fährt er fort und erklärt weiter: „Um die Vielzahl der existierenden Angebote kompetent und objektiv vergleichen zu können, müssen nicht nur der Preis, sondern auch andere Faktoren in Betracht gezogen werden. Wir reden hier neben den Vertragslaufzeiten und der Bonität des potenziellen Versorgers auch von der Flexibilität hinsichtlich der jährlich abzunehmenden Gasmengen oder von der Sanktionierung des Überschreitens der festgelegten maximalen Stundenmengen.“ Der VEA kann hier auf langjährige Erfahrung und fundierte Marktkenntnisse zurückgreifen und bietet Unternehmen nicht nur eine professionelle Beratung, sondern auch die Möglichkeit, den  Marktplatz VEA-Online zu nutzen. Sondervertragskunden können sich darüber auf den entsprechenden Bedarf zugeschnittene Angebote einholen und so einen optimalen Vertrag finden.

Grundlage für die im aktuellen VEA-Preisvergleich genannten Preise sind im 2. Quartal 2020 abgeschlossene Vollversorgungsverträge mit einer zwölfmonatigen Laufzeit ab dem 1. Oktober 2020. Bis auf die Kosten für die Erdgas- und die Mehrwertsteuer sind alle anfallenden Kosten in diesem Preisvergleich berücksichtigt worden. Der Erdgaspreisvergleich erscheint halbjährlich und untersucht mit 50 Netzgebieten einen erheblichen Teil des deutschen Gasnetzes.

Über den VEA

Der VEA ist mit 4.500 Mitgliedsunternehmen der bedeutendste Energiedienstleister für die energieintensive, mittelständische Wirtschaft. Mit dem Ziel, seinen Kunden bei allen Fragen der Energiekostenreduzierung zur Seite zu stehen, unterstützt und berät mit hoher Fachkompetenz und Unabhängigkeit bei der Strom- und Gasbeschaffung, bei Fragen zu Steuern und Umlagen sowie zu Energieeffizienz und -managementsystemen.

Quelle: VEA - Bundesverband der Energie-Abnehmer e.V. / Vorschaufoto: fotolia

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