Eine Investition in Effizienz und grüne Zukunft
von Hubert Hunscheidt
Der Elektrostahl-Spezialist Steeltec, ein Unternehmen der Swiss Steel Group, hat in seinem Walzwerk im schweizerischen Emmenbrücke bei Luzern rund 60 Millionen Euro in einen neuen Hubbalkenofen sowie in weitere Anlagen investiert und damit für das Unternehmen sowie die gesamte Swiss Steel Group eine der größten Investitionen der letzten Jahre getätigt.
Der neue Ofen ermöglicht im Walzwerk und bei dessen Kunden erhebliche Effizienzgewinne und sorgt konsequent für mehr Nachhaltigkeit. Höhere Ringgewichte und eine deutlich homogenere Qualität der gewalzten Stahlprodukte sind das Ergebnis. Dank hoher Spezialisierung geht er sehr sparsam mit seinem Brennstoff Gas um. . Er ist seit September 2021 in Betrieb. Wie schon bei seinem Vorgänger, handelt es sich bei ihm um einen gasgefeuerten Hubbalkenofen, der die aus dem eigenen Steeltec-Stahlwerk stammenden Knüppel kontinuierlich erwärmt.
«Mit der Investition gewinnen wir an Produktivität und Qualität und können somit die Ansprüche unserer Kunden noch besser erfüllen. Mit dem bisherigen, über 40 Jahre alten Ofen konnten wir nur Stahlknüppel von 1,8 t Gewicht, 11 m Länge und einem Profil von 152 x 152 mm verarbeiten», erklärt Dr. Florian Geiger, CEO der Steeltec. «Die neue Anlage wärmt dagegen aktuell Knüppel mit bis zu 2,3 t Gewicht und 13 m Länge».
Nachhaltigkeit und Effizienzsteigerung
Durch die längeren und schwereren Produkte fällt sowohl beim Walzen als auch bei der Weiterverarbeitung bei den Kunden weniger Prozessabfall an. Zudem müssen die Maschinen der Kunden dank der längeren Rohmaterialien bei gleicher Materialmenge weniger oft neu eingerichtet werden. Im Walzwerk steigt der jährliche Stahldurchsatz allein durch die längeren und schwereren Knüppel um rund 5.000 t. Insgesamt kann der neue Ofen pro Stunde maximal 150 t Stahl auf bis zu 1300 Grad erwärmen. Das Walzwerk verarbeitet etwa 200 unterschiedliche Stahlsorten bei Temperaturen zwischen 1100 und 1250 Grad.
Gerade ökologisch ist der neue Ofen ein erheblicher Fortschritt. Trotz erhöhter Kapazität und größerem Volumen benötigt er rund 13 Prozent weniger Gas als die alte Anlage. Die Prozessabwärme aus dem Ofen wird erst genutzt, um die Knüppel nach Eintritt in den Ofen vorzuwärmen. Danach wird ein möglichst großer Teil der verbleibenden Abwärme ins Fernwärmenetz der Stadt Luzern ausgekoppelt. Insgesamt senkt Steeltec mit den Neuerungen im Walzwerk ihre CO2-Emissionen jährlich um knapp 10%.
Frank Koch, CEO der Swiss Steel Group Holding AG, erklärt: «Die Investition ist für uns richtungsweisend: Wir folgen damit der Strategie der Swiss Steel Group, sich führend im Bereich der nachhaltigen Stahlproduktion zu positionieren.» Bereits heute ist Steeltec eines der größten Recyclingunternehmen der Schweiz und verarbeitet jährlich rund 680‘000 Tonnen Stahlschrott zu Qualitäts-, Edel- und Automatenstahl. Rund 60% des Einsatzschrotts stammt aus der Schweiz, der Rest aus dem angrenzenden Ausland. «Wie bei der Swiss Steel Group, ist man sich auch bei Steeltec der Verantwortung gegenüber der Umwelt und der Gesellschaft bewusst», so Dr. Florian Geiger. «Die Steigerung der Effizienz von der Stahlschmelze bis zur Blankstahlproduktion war schon immer Teil der Unternehmens-DNA und hat uns zu einem der ökologisch effizientesten Stahlproduzenten unserer Klasse gemacht. Über alle Produktionsbereiche gesehen ist der CO2-Fussabdruck von Steeltec rund 90% niedriger als jener des weltweiten Branchendurchschnitts».
Zusätzliche Modernisierungsmaßnahmen
Die Implementierung des neuen Hubbalkenofens hat in Emmenbrücke weitere Modernisierungsschritte ausgelöst. Neben dem Ofen und der neuen Induktionsanlage hat Steeltec zwei neue Garrett-Haspeln und eine kontrollierte Kühlung für die fertig gewalzten Draht-Coils angeschafft. Der Durchmesser dieser Walzprodukte beträgt als Rund- oder Sechskantprofile bis zu 50 mm und wird mit den Haspeln zu Coils von bis zu 1440 mm Durchmesser und maximal drei Tonnen Gewicht gehaspelt. In der nachfolgenden Controlled-Cooling-Anlage werden die Ringe an 16 Positionen von unten her mit eingeblasener Luft kontrolliert abgekühlt. Die Abkühlung erfolgt langsam, gleichmäßig, kontrolliert und kann für jede Stahlsorte individuell eingestellt werden.
Weitere Investitionen sind geplant
Die neusten Investitionen sind ein Bekenntnis zum Standort Emmenbrücke und zum Industriestandort Schweiz. Gleichzeitig bereiten sie weitere Modernisierungsschritte des Werkes vor. Der neue Hubbalkenofen wurde um 100 Meter zurückversetzt. Dies schafft Platz für einen Ausbau der Walzstraße und damit für künftig noch mehr Produktevielfalt und noch größere Flexibilität.
Für Steeltec ist es wichtig, immer auf der Höhe des technisch Machbaren zu bleiben: «Unsere Kunden schätzen unsere hohe Flexibilität, hohe Liefertreue und Schweizer Pünktlichkeit. Gemeinsam mit unseren Kunden lösen wir auch sehr kurzfristige Herausforderungen auf hohem qualitativem Niveau», sagt Dr. Geiger. «Diesen Vorteil der Flexibilität und der großen Produktevielfalt wollen wir uns erhalten und weiter ausbauen».
Über Steeltec
Steeltec produziert Qualitäts , Edel- und Automatenstähle sowie Spezialblankstahl für die Automobil-, Maschinen-, Hydraulik- und Apparatebauindustrie. Grösster Produktionsstandort ist Emmenbrücke in der Schweiz mit einem Stahl- und einem Walzwerk, sowie zwei Blankstahlwerken und rund 750 Mitarbeitenden. Weitere 250 Personen sind in Produktions- und Verkaufseinheiten in Deutschland, Dänemark, Schweden und in der Türkei beschäftigt. Für die Produktion von Langstahlprodukten rezykliert Steeltec jährlich 650 000 Tonnen Stahlschrott. Das entspricht rund der Hälfte der in der Schweiz anfallenden Schrottmenge und macht Steeltec zu einem der grössten Akteure in der Schweizer Kreislaufwirtschaft. Das Unternehmen ist Teil der in Luzern ansässigen Swiss Steel Group mit rund 10 000 Mitarbeitenden in über 30 Ländern.
Quelle und Foto: Steeltec AG