Ein tragfähiges Konzept muss her
von Hubert Hunscheidt
Mit der Absage des Stahl-Joint-Venture sieht Jörg Hofmann, Erster Vorsitzender der IG Metall, steigende Risiken für die Beschäftigten. „Wenn Thyssenkrupp ankündigt, dass 6.000 Stellen wegfallen sollen und dann der Börsenkurs um 28 Prozent in die Höhe schnellt, müssen sich die Beschäftigten als Spielball der Profitinteressen von Finanzinvestoren fühlen“, sagte Hofmann auf einer Branchenkonferenz für die Eisen- und Stahlindustrie am Mittwoch in Berlin.
Der Gewerkschafter begrüßte, dass Anfang der Woche ein Tarifvertrag in Kraft gesetzt wurde der sicherstellt, dass in den kommenden Monaten, in denen über ein Zukunftskonzept für die Stahlsparte von Thyssenkrupp gesprochen wird, die Arbeitsplätze gesichert sind. Hofmann machte aber klar, dass auch für die Zeit danach die Beschäftigung tarifvertraglich geschützt werden muss. Hofmann: „Der Vorstand ist in der Pflicht, ein tragfähiges Konzept für die Zukunft nicht nur der Stahlsparte, sondern für alle Konzernteile von Thyssenkrupp vorzulegen. Wir werden nicht zulassen, dass strukturelle Probleme einfach mit Personalabbau beantwortet werden. Wir brauchen intelligente Lösungen.“
Die Eisen- und Stahlindustrie ist die Basis für die industriellen Wertschöpfungsketten in Deutschland. Branchen wie der Maschinen- und Fahrzeugbau, die im nationalen und internationalen Wettbewerb gut dastehen, sind auf die Eisen- und Stahlindustrie angewiesen. „Wenn der Anteil der Industrie auch in Zukunft hoch bleiben soll, ist es nötig, Wertschöpfungsketten in Deutschland und in Europa zu sichern“, sagte Hofmann. Hier zeige die „Nationale Industriestrategie“ von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier, der an der Konferenz teilnahm, in die richtige Richtung. Doch Politik müsse die richtigen Rahmenbedingungen schaffen, damit die Transformation und der ökologische Umbau der Wirtschaft gelingen. Der Gewerkschafter appelliert an die Politik, die Energiewende entschlossen weiter voranzutreiben. Hierzu gehöre eine konsequente Umstellung auf regenerative Energien, der Netzausbau und Investitionen in moderne Gaskraftwerke als notwendige Übergangstechnologie. Bislang reicht der gesamte Strom aus erneuerbaren Quellen nicht, um die Stahlproduktion in Deutschland abzudecken. Allein um die Stahlerzeugung in Bremen mit grünem Strom zu betreiben, müssten dort weitere 800 Windräder mit einer Leistung von 3 MW gebaut werden. „Ausstieg reicht nicht, jetzt muss endlich der Einstieg in eine gelingende Energiewende konsequent angegangen werden. Dazu gehört auch, dass energieintensive Industrien eine Zukunft haben“, sagte der IG Metall-Vorsitzende.
Quelle und Vorschaufoto: IG Metall