Edelstahlhersteller enthüllen Umstrukturierungspläne
von Angelika Albrecht
Das Analyseunternehmen MEPS führte für sein Stainless Steel Review eine Umfrage in mehreren Ländern zur Marktsituation von Edelstahl durch. Die Befragten sahen nur wenig Anzeichen einer Erholung von der derzeit gedämpften Marktnachfrage. Große Hersteller, darunter Outokumpu und Acerinox, reagieren mit langfristigen Lösungen.
So hat Outokumpu Pläne zur Verlagerung seines Präzisionsbandbetriebs von Dahlerbrück nach Dillenburg bekannt gegeben. Gleichzeitig ist geplant, das Coil-Service-Center in Hockenheim zu schließen und die Mengen auf andere Standorte zu verlagern. Die mögliche Schließung von Hockenheim könne frühestens zum Ende des zweiten Quartals 2024 erfolgen, hieß es. Der Betriebsübergang aus Dahlerbrück könnte bis Ende 2024 abgeschlossen sein.
Die Änderungen von Outokumpu wurden bekannt gegeben, als das finnische Unternehmen im dritten Quartal einen Rückgang seiner Kerngewinne um 83 % meldete. Es seien „schnelle Maßnahmen“ erforderlich, um „die Wettbewerbsfähigkeit in Europa zu sichern“.
Katalysatoren für die Umstrukturierung
Das Unternehmen erwartet durch die Restrukturierungsmaßnahmen jährliche Einsparungen von rund 15 Millionen Euro. Allerdings werden sich die Investitionen in den Maschinenpark in Dillenburg und andere Kosten im Jahr 2024 voraussichtlich auf etwa 20 Mio. Euro belaufen. Es wird erwartet, dass die Änderungen auch zu einem Verlust von 200 Arbeitsplätzen von den insgesamt 1.900 Mitarbeitern von Outokumpu in Deutschland führen werden.
MEPS geht davon aus, dass die Edelstahlversorgung auf dem deutschen Markt in den kommenden Wochen durch eine gesonderte Umstrukturierungsankündigung weiter beeinträchtigt wird.
Die Befragten der MEPS-Studie vom November bestätigten, dass die deutsche Wirtschaft – die größte Wirtschaft Europas – weiterhin unter der geringen Nachfrage nach Edelstahl leidet. Der PMI für das verarbeitende Gewerbe der Hamburg Commercial Bank stieg im Oktober von 39,6 auf 40,8 Punkte. Dies bleibt jedoch Europas niedrigster Wert und liegt deutlich unter der 50-Punkte-Marke zwischen Wachstum und Rückgang.
Verlagerung des Marktfokus
Die Herausforderungen des Edelstahlmarktes beschränken sich jedoch nicht nur auf Europa. Aktuellen Berichten zufolge erwägt Acerinox den Verkauf seines Bahru Stainless-Werks in der Stadt Johor Bahru, Malaysia. Der spanische Hersteller, der das Werk seit 2011 betreibt, führte als Grund für seinen geplanten Ausstieg aus Malaysia die steigende Produktion in China an. Die steigenden Materialmengen hätten zu sinkenden Preisen geführt und zum Gesamtverlust des Werks von über 500 Millionen Euro seit 2018 beigetragen. Im gleichen Zeitraum wurde die Produktion im Bahru Stainless-Werk von 276.000 Tonnen auf 129.000 Tonnen im Jahr 2022 gekürzt.
Die Strategie von Acerinox konzentriert sich nun auf den US-amerikanischen Markt, wo die Preise höher sind, berichtete die spanische Zeitung elEconomista.
Die MEPS-Preisdaten spiegeln die relative Stabilität des US-amerikanischen Edelstahlmarktes wider.
In China fiel der MEPS-Transaktionspreis für kaltgewalztes Coil der Güteklasse 304 diesen Monat auf 1.750 USD pro Tonne. Er ist in drei Monaten um 10,5 % gesunken und liegt nun auf dem niedrigsten Stand seit Juli 2020. In den Vereinigten Staaten sank das gleiche Produkt auf 3.575 USD pro Tonne und lag seit Juli 2021 nicht unter 3.500 USD.
Chinas Edelstahlproduktion stieg im ersten Halbjahr dieses Jahres um 8,2 %. Dies steht im Gegensatz zu einem Rückgang um 13,4 % in den Vereinigten Staaten.
Der sinkende Rohstoffpreis war jedoch der einflussreichste Faktor für den Preisverfall bei Edelstahl im November, wie aus dem Monatsbericht des MEPS hervorgeht.
Über MEPS
MEPS International Ltd. ist ein führendes Stahlmarktanalyseunternehmen, das sich auf unabhängig untersuchte globale Stahlpreise, -indizes und -prognosen spezialisiert hat. Das Unternehmen wurde 1979 von Peter Fish gegründet und begann als Beratungsunternehmen mit dem Namen Management, Engineering and Production Services in Sheffield - daher auch der Name MEPS. In den späten 1980er Jahren wurde das Unternehmen in MEPS Europe Ltd. umbenannt, im Juli 2001 wurde daraus MEPS International Ltd., um die weltweite Abdeckung seiner Stahlpreisforschung widerzuspiegeln.
Quelle: MEPS International Ltd. / Vorschaubild: Fotolia