Economic Experts Survey: Inflationserwartungen bleiben weltweit hoch

von Hubert Hunscheidt

Wie entwickeln sich weltweit die Erwartungen von Ökonominnen und Ökonomen an die zukünftige Preisentwicklung? Zeigen die großen Zinsschritte der Zentralbanken Wirkung, und ist ein Rückgang in den Inflationserwartungen zu beobachten? Die aktuelle Welle des Economic Experts Survey (EES) des ifo Instituts und des Instituts für Schweizer Wirtschaftspolitik untersucht Inflationserwartungen von Ökonominnen und Ökonomen auf globaler Ebene. Das Ergebnis: Weltweit verharren die Inflationserwartungen auf weiterhin hohem Niveau. Zwar zeigt sich ein langsamer Rückgang der erwarteten Inflationsrate für 2023 über die vergangenen drei Quartale. Gegenüber der vorherigen Befragungswelle des EES (1. Quartal 2023) sind jedoch keine merklichen Änderungen zu verzeichnen.

Die im aktuellen Quartal erwartete durchschnittliche Rate von 7% ist damit identisch mit der erwarteten Rate von 7% im ersten Quartal 2023. Die kurzfristigen Inflationserwartungen stagnieren damit weltweit weiterhin auf hohem Niveau. Auch für die kommenden Jahre rechnen Expertinnen und Experten weltweit mit hohen Inflationsraten. Mit einer durchschnittlichen erwarteten Inflationsrate von 6% für das Jahr 2024 wird im Mittel jedoch ein leichter Rückgang gegenüber 2023 erwartet.

In der langen Frist bis 2026 bleiben die Inflationserwartungen mit 4,9% ebenso weiter hoch. Die langfristigen Inflationserwartungen sind somit im Vergleich zu den Ergebnissen des vergangenen Quartals (5%) nahezu identisch.

Fallende Inflationserwartungen in der langen Frist, Rückgang im Vergleich zum Vorquartal jedoch nicht in allen Regionen erwartet

Die Inflationserwartungen unterscheiden sich in den Weltregionen stark. In den Regionen in Amerika gehen die Expertinnen und Experten insgesamt von hohen, jedoch im Vergleich zum Vorquartal gesunkenen Inflationsraten aus. Es gibt allerdings große Unterschiede. Dieses Bild trifft auf alle Regionen Amerikas zu. Insbesondere in Südamerika sind deutlich geringere Inflationserwartungen im Vergleich zum Vorquartal zu beobachten, hier waren die Inflationserwartungen im Vorquartal aber auch stark gestiegen. Für die meisten Regionen Afrikas lassen sich steigende Inflationserwartungen feststellen, wobei sich auch hier die Entwicklungen zwischen den Regionen unterscheiden. Insgesamt sind die Inflationserwartungen für die jeweiligen Regionen jedoch im Vergleich zum Vorquartal stark angestiegen. In den Regionen Asiens zeigen sich ebenfalls große Unterschiede: Während sich die kurzfristigen Inflationserwartungen in vielen Teilen Asiens gegenüber den vergangenen Quartalen zurückentwickelt haben, sind die Inflationserwartungen für 2024 und 2026 insbesondere in Ostasien zuletzt stark gestiegen. In Ozeanien werden in der mittleren Frist fallende Inflationsraten erwartet, die Einschätzungen der Expertinnen und Experten sind hier jedoch im Vergleich mit dem Vorquartal angestiegen.

In Europa befinden sich die Erwartungen weltweit auf dem niedrigsten Niveau, sowohl für das aktuelle Jahr 2023 als auch für die Jahre 2024 und 2026. Dabei zeigt sich zwar eine rückläufige Entwicklung in der erwarteten Inflation, jedoch gehen die Expertinnen und Experten auch bis 2026 nicht von einer Rückkehr auf das von der EZB ausgegebene Inflationsziel von unter, aber nahe 2% aus. Auch innerhalb der Regionen Europas zeigen sich große Unterschiede in den Inflationserwartungen der Expertinnen und Experten. So sind die erwarteten Inflationsraten für 2023 im Osten Europas wesentlich höher als in anderen Teilen des Kontinents.

Quelle: ifo Institut – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München e.V. / Foto: Fotolia

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