DIW: Wirtschaft vom Konsum getrieben

von Hans Diederichs

Das Konjunkturbarometer des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) weist im Januar auf eine leichte Beschleunigung des Wachstums hin: gut 0,3 Prozent gegenüber den vorangegangenen drei Monaten im Schlussquartal 2015 auf etwa 0,4 Prozent im ersten Quartal dieses Jahres (offizielle Zahlen zum vierten Quartal veröffentlicht das Statistische Bundesamt erst Mitte Februar). 

Mit einem Indexstand von 102 Punkten liegt das DIW-Barometer knapp über dem Schwellenwert von 100 Punkten, der ein durchschnittliches Wachstum anzeigt. Im Vergleich zum Vormonat ist das Konjunkturbarometer um gut einen Punkt gestiegen. Trotz der etwas eingetrübten Unternehmensstimmung weisen viele – vor allem konsumnahe – Indikatoren auf eine dynamische Entwicklung hin.

Produktionsdynamik weiter zurückhaltend

„Die Entwicklung beruht allerdings nicht auf einem Wachstum in allen Bereichen der Wirtschaft“, sagt DIW-Konjunkturchef Ferdinand Fichtner. So dürften die konsumnahen Dienstleistungsbereiche wohl weiterhin merklich zulegen, die Industrie dagegen die gesamtwirtschaftliche Entwicklung etwas dämpfen. Die zurückhaltende Produktionsdynamik in der gewerblichen Wirtschaft hängt wohl auch mit der Abkühlung der Konjunktur in wichtigen Schwellenländern zusammen.

Das hat sich bislang kaum auf die deutschen Exporte ausgewirkt hat: Die Ausfuhren setzten ihren Aufwärtstrend fort, haben zuletzt jedoch etwas an Schwung verloren. Dennoch bleiben die Unternehmen hinsichtlich ihrer Exportperspektiven unter dem Strich zuversichtlich – wohl auch, weil mit den USA und dem Vereinigten Königreich wichtige Absatzmärkte merkliche Impulse liefern. Zudem strahlt auch die kräftige Binnenwirtschaft auf die Industrie aus: Die Auftragseingänge haben insgesamt zugelegt, vor allem die inländischen. Alles in allem gehen die DIW-Forscher davon aus, dass die Industrie ihre derzeitige Schwächephase allmählich überwinden sollte. 

Arbeitsmarkt und Zuwanderung befeuern Konsum

Der Konsum kurbelt die deutsche Wirtschaft derzeit spürbar an. Dies liegt vor allem an der außerordentlich günstigen Lage auf dem Arbeitsmarkt. „Aufgrund der ölpreisbedingt geringen Teuerung wird zudem die Kaufkraft der Konsumenten spürbar angehoben“, sagt Simon Junker, DIW-Experte für die Konjunktur in Deutschland.

Hinzukommen dürfte vermehrt die Nachfrage im Zusammenhang mit der Flüchtlingsmigration – in diesem Jahr dürften hierfür staatliche Mehrausgaben in Höhe von rund 15 Milliarden Euro anfallen; der direkte Effekt auf das Wachstum dürfte gut einen Drittel Prozentpunkt ausmachen. Die insgesamt kräftige Konsumdynamik trägt voraussichtlich dazu bei, dass die Investitionen – wenn auch zunächst verhalten – zulegen; zudem ist die Kapazitätsauslastung zum Jahresauftakt auf den höchsten Stand seit über vier Jahren gestiegen. Die Auslandsnachfrage dürfte sich ebenfalls robust entwickeln.

Quellen: DIW Berlin, Statistisches Bundesamt; Vorschau-Bild: fotolia

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