DIW: Wirtschaft trotz schwerem Fahrwasser auf Wachstumskurs
von Hans Diederichs
Die inländische Wirtschaft dürfte dem Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) zufolge in diesem Jahr trotz des eingetrübten weltwirtschaftlichen Umfelds um 1,6 Prozent wachsen. Damit halten die Berliner Konjunkturexperten ihre Prognose im Vergleich zum Dezember 2015 nahezu stabil.
DIW-Präsident Marcel Fratzscher sagte dazu: „Die deutsche Wirtschaft dürfte ihr Wachstumstempo in etwa halten – ohne die Ausgaben für Geflüchtete, die wie ein Konjunkturprogramm wirken, würde sie jedoch an Fahrt verlieren. Die Unternehmen investieren nach wie vor viel zu wenig, weil die Rahmenbedingungen nicht stimmen. Die Ausrüstungsinvestitionen waren zuletzt sogar rückläufig. Die gute Lage der öffentlichen Haushalte sollte nicht für weitere Wahlgeschenke verschwendet werden, sondern für dringend notwendige Zukunftsinvestitionen in Bildung und Infrastruktur genutzt werden.“
Konsum stützt die Wirtschaft
Wie im vergangenen Jahr trägt die Konsumnachfrage maßgeblich zum Wachstum bei: Immer mehr Menschen kommen in Beschäftigung, die Löhne steigen spürbar. Verbunden mit Kaufkraftgewinnen infolge der niedrigen Energiepreise befeuert dies den privaten Konsum. Hinzu kommen die Ausgaben für Unterbringung, Versorgung und Integration der in Deutschland lebenden Geflüchteten. Weiterhin äußerst verhalten entwickeln sich jedoch die Ausrüstungsinvestitionen, die zuletzt sogar gesunken sind.
Der private Verbrauch profitiert von der ölpreisbedingt geringen Teuerung, Lohnsteigerungen und dem anhaltenden Beschäftigungsaufbau. Zwar wird die Arbeitslosenquote, nachdem sie in diesem Jahr erneut sinkt (auf 6,2 Prozent), im kommenden Jahr auf 6,6 Prozent steigen – allerdings nicht, weil Beschäftigung abgebaut würde, sondern weil immer mehr nach Deutschland geflüchtete Menschen eine Arbeitserlaubnis erhalten und die Zahl der Erwerbspersonen daher schneller steigen dürfte als die der Beschäftigten.
Die Weltwirtschaft schwächelt
Ab dem Frühjahr dürfte die Nachfrage nach deutschen Exportgütern auf vielen ausländischen Absatzmärkten wieder etwas stärker zunehmen. Insgesamt entwickelt sich die Weltwirtschaft aber schwach: 2016 dürfte die globale Wirtschaftsleistung mit etwas mehr als drei Prozent wachsen.
Ferdinand Fichtner, Leiter der Abteilung Konjunkturpolitik beim DIW, kommentierte: „Die Weltwirtschaft kommt nur allmählich wieder in Schwung. Derzeit wächst sie so langsam wie seit der Finanzkrise nicht mehr – auch, weil viele rohstoffexportierende Schwellenländer unter den niedrigen Ölpreisen leiden."
So schwächt sich die Konjunktur in China aufgrund von Überkapazitäten im Industriesektor und der Umstellung auf eine eher konsumorientierte Wirtschaftsstruktur weiter ab. Größere Verwerfungen erwartet das DIW Berlin aber nicht. Unter dem Strich dürfte die Weltwirtschaft in diesem Jahr nur um 3,3 Prozent wachsen. Für das kommende Jahr ist mit 3,7 Prozent ein etwas kräftigeres Plus zu erwarten, wenn sich die Konjunktur in einigen Schwellenländern auch aufgrund wieder stabilerer Rohstoffpreise etwas erholt.
Quelle: DIW Berlin; Vorschau-Foto: fotolia