DIW: Wirtschaft mit durchschnittlichem Wachstum
von Hans Diederichs
Das Konjunkturbarometer des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) erreichte im Mai einen Wert von 100 Punkten und zeigt damit ein Wachstum an, das dem langfristigen Durchschnitt entspricht. „Derzeit sehen wir weder Anzeichen für eine nennenswerte Unterauslastung noch für eine Überhitzung – die deutsche Wirtschaft wächst stabil“, sagt DIW-Konjunkturchef Ferdinand Fichtner. Für das zweite Quartal rechnet das DIW mit einer Wachstumsrate von 0,3 Prozent.
Geringere Konsumzuwächse erwartet
Angesichts des anhaltenden, sich sogar beschleunigenden Beschäftigungsaufbaus und der Lohnsteigerungen dürfte der private Verbrauch weiter merklich ausgeweitet werden. Allerdings werden die Konsumzuwächse etwas geringer ausfallen als in den vergangenen beiden Jahren, unter anderem weil die Energiepreise wieder anziehen und die Zusatzimpulse der Migration nachlassen.
„Derzeit kommen deutlich weniger Flüchtlinge nach Deutschland als noch in der zweiten Jahreshälfte 2015. Somit werden durch die Migration nur noch geringe zusätzliche Nachfrageimpulse kommen“, sagt Simon Junker, Experte für die Konjunktur in Deutschland. Auch die Nachfrage aus dem Ausland legt zu, allerdings nur leicht: Zwar haben die Exporte zuletzt Fahrt aufgenommen, die Erwartungen der Unternehmen bleiben aber verhalten.
Industrie verliert an Tempo
Die Industrie dürfte im zweiten Vierteljahr das Tempo des Auftaktquartals wohl nicht halten. Seit geraumer Zeit expandiert die Produktion im verarbeitenden Gewerbe im langfristigen Vergleich nur schleppend. „Dies dürfte einerseits mit der strukturellen Verlangsamung in wichtigen Absatzmärkten zusammenhängen, insbesondere dem Euroraum und China. Andererseits spiegelt sich hier auch die schwache Investitionsdynamik wider, die gedämpft wird durch Sorgen um die Zukunft der Europäischen Union, aber auch durch eine falsche Priorisierung öffentlicher Ausgaben in Deutschland“, sagt Junker.
Quelle: DIW; Vorschau-Bild: fotolia