Digitalisierung der Wirtschaft nimmt Fahrt auf

von Alexander Kirschbaum

Vier von zehn deutschen Unternehmen (40 Prozent) haben infolge der Digitalisierung bereits neue Produkte oder Dienste auf den Markt gebracht und 57 Prozent bestehende Angebote angepasst. Dagegen musste jedes achte Unternehmen (12 Prozent) wegen des digitalen Wandels Waren oder Dienstleistungen vom Markt nehmen. Das hat eine repräsentative Umfrage unter 507 Unternehmen aller Branchen ab 20 Mitarbeitern im Auftrag des Digitalverbands Bitkom ergeben.

„Die Digitalisierung der Wirtschaft nimmt Fahrt auf“, sagte Bitkom-Präsident Thorsten Dirks zur Eröffnung der CeBIT in Hannover. So geben fast zwei Drittel (64 Prozent) der befragten Unternehmen an, dass sich infolge der Digitalisierung ihr Geschäftsmodell verändert. Im Vorjahr waren es noch 55 Prozent. „Inzwischen haben die meisten Manager die Herausforderung erkannt. Jetzt müssen die Unternehmen Tempo machen und den digitalen Wandel aktiv vorantreiben“, betonte Dirks. Der Bitkom schlägt deshalb die Schaffung von „Digital Hubs“ für die Leitbranchen der deutschen Wirtschaft vor.

In diesen Hubs sollen die Flaggschiffe der deutschen Wirtschaft zusammen mit Mittelständlern, Start-ups, IT-Unternehmen, Hochschulen und Forschungseinrichtungen ein digitales Ökosystem bilden. „Wir müssen unsere Kräfte bündeln und digitale Schwerpunkte mit internationaler Strahlkraft schaffen“, so Dirks. „Es genügt nicht, nur zu vernetzen, was schon da ist. Wir brauchen einen Neuanfang in der Innovationspolitik, um zu den weltweit führenden Standorten der digitalen Wirtschaft aufschließen zu können.“

Digitaler Wandel als zentrale Herausforderung

Nach den Ergebnissen der Umfrage nennen 72 Prozent der befragten Geschäftsführer und Vorstände den digitalen Wandel als Herausforderung für ihre Unternehmen – damit ist es das Top-Thema hinter der Sicherung des Fachkräftebedarfs (73 Prozent). Erst danach folgen mit Abstand interne Herausforderungen wie die Bewältigung eines starken Wachstums oder eine Restrukturierung (58 Prozent), externe Faktoren wie die politische Lage (43 Prozent) oder eine schwache Inlandsnachfrage (23 Prozent). Knapp neun von zehn Befragten (88 Prozent) betrachten die Digitalisierung eher als Chance für ihr Unternehmen statt als Risiko (9 Prozent). Lediglich 3 Prozent sagen, dass die Digitalisierung gar keinen Einfluss auf ihr Unternehmen hat.

Digitalstrategie ist notwendig

Die Studie zeigt, dass viele Unternehmen unzureichend auf den digitalen Wandel vorbereitet sind. Gut ein Viertel (28 Prozent) hat noch immer keine Digitalstrategie. Allerdings ist der Trend positiv: Im vergangenen Jahr waren noch 37 Prozent der Unternehmen ohne Digitalstrategie. Bei 27 Prozent gibt es derzeit zumindest in einzelnen Unternehmensbereichen Strategien für den Einsatz digitaler Technologien (Vorjahr: 24 Prozent). Dagegen verfügen 43 Prozent über eine zentrale Strategie, die verschiedene Aspekte der Digitalisierung berücksichtigt und vom Top-Management getrieben wird (Vorjahr: 39 Prozent). „Die Unternehmen brauchen für die Digitalisierung einen strategischen Ansatz und eine Verankerung in der Unternehmensspitze“, so Dirks. Betriebswirtschaftliches und technisches Know-how sollten zusammenkommen, zum Beispiel in Person eines Chief Digital Officers.

Digitalkompetenz im Unternehmen stärken

Direkte Auswirkungen hat die Digitalisierung auf die Beschäftigungssituation in der Wirtschaft. Die große Mehrheit der befragten Unternehmen (87 Prozent) sagt, dass sie mehr Mitarbeiter mit Digitalkompetenzen benötigt. Dabei geht es heute nicht nur um die gängige Bürosoftware, sondern um spezielle Kenntnisse für die jeweiligen Arbeitsfelder, von betriebswirtschaftlichen Anwendungen für Controlling, Marketing oder Finanzen über CAD-Programme für Ingenieure oder Content Managementsysteme für die Pflege von Webseiten. Vier von fünf Unternehmen (79 Prozent) sagen, dass sie dafür Weiterbildungen anbieten. „Unternehmen müssen die Digitalkompetenz ihrer gesamten Organisation stärken“, sagte Dirks. „Das reicht von Schulungen für die Mitarbeiter über ein geeignetes Recruiting bis zur Verankerung von IT-Know-how an der Unternehmensspitze.“ 

Der Digitalverband hat zur CeBIT den Praxisleitfaden „In 10 Schritten digital" veröffentlicht

Quelle: BITKOM  Vorschau-Foto: Fotolia

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