Die Erwartungen sinken, aber die Lage verbessert sich
von Hubert Hunscheidt
Die ZEW-Konjunkturerwartungen für Deutschland sinken in der aktuellen Umfrage vom September 2021 um 13,9 Punkte auf 26,5 Punkte. Seit Mai gingen die Erwartungen damit vier Mal in Folge zurück. Die Einschätzung der konjunkturellen Lage für Deutschland verbessert sich hingegen erneut und liegt im September bei 31,9 Punkten, dies ist ein Anstieg um 2,6 Punkte gegenüber dem Vormonat. Seit Februar 2021 (damaliger Wert: minus 67,2 Punkte) ist der Lageindikator ununterbrochen gestiegen. Im Zeitraum seit Mai 2021 hat sich die Lageeinschätzung um 72 Punkte verbessert, während die Erwartungen im gleichen Zeitraum um 57,9 Punkte gesunken sind. Der aktuelle Stand der ZEW-Konjunkturerwartungen drückt damit aus, dass die Wachstumsrate der Gesamtwirtschaft für die nächsten sechs Monate vom jetzt erreichten Wert aus nur noch wenig steigen wird.
„Die ZEW-Konjunkturerwartungen sinken abermals deutlich. Die Finanzmarktexpertinnen und -experten gehen zwar noch von einer weiteren Verbesserung der wirtschaftlichen Lage aus. Das erwartete Ausmaß und die Dynamik der Verbesserung haben sich inzwischen jedoch erheblich reduziert. Der Chipmangel im Fahrzeugbau und die Ressourcenverknappung in der Bauwirtschaft haben zu einem deutlichen Rückgang der Ertragserwartungen dieser Branchen geführt. Dies dürfte sich auch negativ auf die Konjunkturerwartungen ausgewirkt haben“, kommentiert ZEW-Präsident Prof. Achim Wambach, Ph.D. die aktuellen Erwartungen.
Die Erwartungen der Finanzmarktexperten und Finanzmarktexpertinnen an die Konjunkturentwicklung in der Eurozone gehen im September ebenfalls zum vierten Mal in Folge zurück. Sie liegen aktuell bei 31,1 Punkten. Dies entspricht einem Rückgang um 11,6 Punkten gegenüber dem Vormonat. Der neue Wert des Lageindikators beträgt 22,5 Punkte. Der Lageindikator ist damit um 7,9 Punkte gegenüber August angestiegen.
Die Inflationserwartungen für das Eurogebiet gehen weiter zurück. Der Inflationsindikator liegt im September nur noch bei 20,1 Punkten, 22,1 Punkte niedriger als im Vormonat. Die Expertinnen und Experten rechnen daher damit, dass das gegenwärtige hohe Inflationsniveau in den nächsten sechs Monaten zurückgehen wird.
Quelle: ZEW – Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung GmbH / Foto: marketSTEEL