Deutsches Wirtschaftswachstum ins Stocken geraten

von Alfons Woelfing

Das deutsche Wirtschaftswachstum ist ins Stocken geraten. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) bereits in seiner Schnellmeldung am 14. November 2018 mitgeteilt hatte (wir berichteten), war das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im dritten Quartal 2018 – preis-, saison- und kalenderbereinigt – um 0,2 % niedriger als im zweiten Quartal 2018. Das ist der erste Rückgang zum Vorquartal seit dem ersten Quartal 2015. In der ersten Jahreshälfte 2018 war das BIP gestiegen, und zwar um 0,5 % im zweiten und 0,4 % im ersten Quartal.
 
Außenwirtschaftliche Entwicklung bremst Wirtschaftswachstum
 
Der leichte Rückgang des Bruttoinlandsprodukts im Vorquartalsvergleich war vor allem auf die außenwirtschaftliche Entwicklung im dritten Quartal 2018 zurückzuführen: Nach vorläufigen Berechnungen wurden 0,9 % weniger Waren und Dienstleistungen exportiert als im zweiten Quartal 2018. Gleichzeitig legten die Importe um 1,3 % zu.
 
Aus dem Inland kamen gemischte Signale: In Ausrüstungen – darunter fallen hauptsächlich Maschinen und Geräte sowie Fahrzeuge – wurden 0,8 % mehr investiert als im Vorquartal, in Bauten sogar 0,9 % mehr. Dagegen gingen die privaten Konsumausgaben um 0,3 % zurück, was unter anderem an der Zurückhaltung der privaten Haushalte beim Kauf von neuen Autos lag. Zusammen mit vermehrten Importen führte dies zu einem überdurchschnittlich starken Vorratsaufbau. Die staatlichen Konsumausgaben lagen leicht über dem Niveau des Vorquartals (+0,2 %).
 
Bruttoinlandsprodukt im Vorjahresvergleich gestiegen
 
Im Vorjahresvergleich war das preisbereinigte BIP im dritten Quartal 2018 um 1,1 % höher als ein Jahr zuvor (kalenderbereinigt ebenfalls +1,1 %). Nach +2,3 % im zweiten Quartal (kalenderbereinigt: +2,0 %) zeigt sich auch hier ein gebremstes Wirtschaftswachstum.
 
Arbeitsproduktivität gesunken
 
Die Wirtschaftsleistung im dritten Quartal 2018 wurde von 45,0 Millionen Erwerbstätigen im Inland erbracht, das waren 556 000 Personen oder 1,3 % mehr als ein Jahr zuvor (siehe Pressemitteilung 437/18 vom 13. November 2018).
Die Zahl der durchschnittlich geleisteten Arbeitsstunden je Erwerbstätigen stieg nach ersten vorläufigen Berechnungen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der Bundesagentur für Arbeit um 0,2 %. Das gesamtwirtschaftliche Arbeitsvolumen – also die Gesamtzahl der geleisteten Arbeitsstunden aller Erwerbstätigen – erhöhte sich im Vergleich zum Vorjahr um 1,4 %.
 
Die gesamtwirtschaftliche Arbeitsproduktivität – gemessen als preisbereinigtes Bruttoinlandsprodukt je Erwerbstätigenstunde – ging nach vorläufigen Berechnungen gegenüber dem Vorjahr um 0,3 % zurück. Je Erwerbstätigen sank sie um 0,2 %.
 
Wachstumsimpulse im Vorjahresvergleich vor allem von den Investitionen
 
Im Vorjahresvergleich kamen positive Impulse im dritten Quartal 2018 vor allem von den Investitionen: In Ausrüstungen wurde deutlich mehr investiert als ein Jahr zuvor (+3,7 %). Die Bauinvestitionen stiegen ebenfalls kräftig (+3,3 %), insbesondere in Wohnbauten wurde mehr investiert als im dritten Quartal 2017. Daneben gab es einen starken Vorratsaufbau. Die Konsumausgaben legten im Vergleich zum Vorjahr leicht zu: Die privaten Konsumausgaben waren preisbereinigt um 0,5 % höher, die Konsumausgaben des Staates um 0,9 %.
 
Vorläufigen Berechnungen zufolge wurden im dritten Quartal 2018 deutlich mehr Waren und Dienstleistungen aus dem Ausland importiert als im dritten Quartal 2017 (+3,8 %). Die Exporte stiegen im selben Zeitraum um 1,1 %.
 
Bruttowertschöpfung in nahezu allen Wirtschaftsbereichen gestiegen
 
Die preisbereinigte Bruttowertschöpfung war im dritten Quartal 2018 insgesamt um 1,0 % höher als ein Jahr zuvor. In den einzelnen Wirtschaftsbereichen entwickelte sie sich aber sehr unterschiedlich. Den stärksten Anstieg gab es im Baugewerbe (+4,2 %), gefolgt vom Bereich Information und Kommunikation (+3,1 %) und von den Unternehmensdienstleistern (+1,3 %). Im Verarbeitenden Gewerbe gab es dagegen im Vorjahresvergleich einen leichten Rückgang von 0,1 %.
 
Brutto- und Nettolöhne gestiegen
 
In jeweiligen Preisen war sowohl das Bruttoinlandsprodukt als auch das Bruttonationaleinkommen um 3,0 % höher als ein Jahr zuvor. Das Volkseinkommen, das sich aus dem Arbeitnehmerentgelt sowie den Unternehmens- und Vermögenseinkommen zusammensetzt, nahm nach ersten vorläufigen Berechnungen insgesamt ebenfalls zu (+2,4 %). Die Bruttolöhne und -gehälter der Arbeitnehmer waren um 5,0 % höher als ein Jahr zuvor, die Nettolöhne und -gehälter um 5,1 %. Das verfügbare Einkommen der privaten Haushalte erhöhte sich um 2,9 %, die privaten Konsumausgaben um 2,1 %. Daraus errechnet sich für die Sparquote der privaten Haushalte im dritten Quartal 2018 ein vorläufiger Wert von 9,0 %.
 
Ergebnisse für das erste und zweite Quartal 2018 überarbeitet
 
Neben der Erstberechnung des dritten Quartals 2018 wurden auch die bisher veröffentlichten Ergebnisse des ersten und zweiten Quartals 2018 überprüft und, soweit erforderlich, revidiert. Die ersten vorläufigen Ergebnisse werden überarbeitet, um neu verfügbare statistische Informationen einzuarbeiten. Die Datennutzerinnen und -nutzer können somit auf die zum jeweiligen Veröffentlichungszeitpunkt bestmöglichen Ergebnisse für Analysen und Prognosen zurückgreifen. Wie bereits in der Schnellmeldung am 14. November 2018 berichtet, ergaben sich dabei für das Bruttoinlandsprodukt keine Korrekturen der bisherigen Ergebnisse für das erste und zweite Quartal. Dennoch kann es, wie üblich bei saison- und kalenderbereinigten Reihen, zu geänderten Ergebnissen in der gesamten Zeitreihe ab 1991 kommen.
 
Quelle und Grafik: Statistisches Bundesamt

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