Deutsches Handwerk 2014 schwächer als Gesamtwirtschaft
von Hans Diederichs
Das deutsche Handwerk blickt auf ein vergleichsweise erfolgreiches Jahr 2014 zurück. Das zulassungspflichtige Handwerk machte ein Umsatzplus von 2,4%, das zulassungsfreie Handwerk legte sogar um 2,9% zu. Beide hinkten jedoch erneut der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung hinterher.
Zu diesen Ergebnissen kommt eine aktuelle RWI-Auswertung. Auch in diesem Jahr bleiben die gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen für das deutsche Handwerk günstig. Die Umsätze dürften laut RWI-Prognose entsprechend um 2 bis 2,5% steigen, was auf einen Gleichlauf von Handwerk und Gesamtwirtschaft hindeutet.
Handwerk hinkt hinterher
Nach zwei Jahren mit Einbußen verlief das vergangene Jahr für das deutsche Handwerk vergleichsweise erfolgreich. Die nominalen Umsätze des zulassungspflichtigen Handwerks stiegen bundesweit um 2,4%, vor allem aufgrund eines glänzenden ersten Quartals 2014. Im zulassungsfreien Handwerk erhöhten sich die nominalen Umsätze um 2,9%.
Trotz dieser positiven Entwicklung blieb das deutsche Handwerk jedoch erneut hinter der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung zurück, da das nominale Bruttoinlandsprodukt im gleichen Zeitraum um 3,4% zunahm. Zudem blieb die Beschäftigungsbilanz negativ: Im zulassungspflichtigen Handwerk ging die Beschäftigung um 0,1% zurück, im zulassungsfreien Handwerk um 0,8%. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle RWI-Auswertung. Sie zeigt, dass das deutsche Handwerk offenbar nur bedingt vom positiven gesamtwirtschaftlichen Umfeld mit starker Binnennachfrage, guter Arbeitsmarktlage und höheren Einkommen profitieren konnte.
Für das kommende Jahr dürften die Perspektiven für das Handwerk positiv bleiben. Die Konjunktur dürfte weiterhin von der Inlandsnachfrage getragen werden, auch wenn der private Konsum sich voraussichtlich etwas abschwächt. Auch die ersten Quartalsergebnisse der Handwerksberichterstattung sprechen für ein gutes konjunkturelles Umfeld.
Dementsprechend dürfte das Handwerk im Jahr 2015 seinen nominalen Umsatz um 2 bis 2,5% steigern, was einem realen Zuwachs von 1,5 bis 2% entspräche und auf einen Gleichlauf von Handwerk und Gesamtwirtschaft hindeutet. Die Beschäftigung dürfte unter diesen Rahmenbedingungen um 0,5 bis 1% zunehmen.
Ausbaugewerbe vergleichsweise schwach
Trotz der insgesamt positiven wirtschaftlichen Entwicklung gab es im vergangenen Jahr große Unterschiede zwischen den einzelnen Handwerksgruppen. So zum Beispiel im zulassungspflichtigen Bauhaupt- und Ausbaugewerbe, wo im Jahr 2012 knapp 44% des gesamten Handwerk-Umsatzes erzielt wurden.
Zwar lag der Umsatz im handwerklichen Bauhauptgewerbe um 2,7% über dem Vorjahresergebnis, das Ausbaugewerbe konnte seine Umsätze jedoch nur um 1,4% steigern. Schwach entwickelten sich vor allem Glaser (+0,5%), Tischler (+0,9%), Elektrotechniker (+1,3%) sowie Klempner, Installateure und Heizungsbauer (+1,5%).
Feinwerkmechaniker und Gebäudereiniger machten deutliches Plus
Auch bei den zulassungspflichtigen Handwerken für den gewerblichen Bedarf, zu denen insbesondere Metallbauer, Feinwerkmechaniker, Informationstechniker und Landmaschinenmechaniker zählen, ist die Spannweite der Zuwachsraten groß. Insgesamt machten sie ein Umsatzplus von 3% im Vergleich zum Vorjahr. Besonders stark wuchs der Umsatz der Feinwerkmechaniker mit 4%. Die zulassungsfreien Handwerke für den gewerblichen Bedarf erzielten insgesamt ein Plus von 1,8%.
Grundlage der RWI-Analyse sind Daten aus Totalauswertungen des Unternehmensregisters sowie die amtliche vierteljährliche Handwerksberichterstattung des Statistischen Bundesamts.
Quelle: RWI Essen Foto: Bernd Kasper / pixelio.de