Deutscher Aufschwung stabil

von Hans Diederichs

Das schwierigere außenwirtschaftliche Umfeld ist vor allem geprägt durch die Schwäche Chinas, den Einbruch der Ölpreise, den Streit zwischen den EU-Partnern in der Flüchtlingskrise und von Sorgen um die Robustheit der Weltwirtschaft, schreiben die Forscher vom Institut für Weltwirtschaft Kiel (IfW) in ihrer aktuellen Konjunkturprognose.

Für Deutschland erwarten die Forscher nun eine Zuwachsrate des Brutto­inlandsprodukts (BIP) von 2 Prozent für 2016 (bislang 2,2 Prozent) und 2,2 Prozent für 2017 (2,3 Prozent). Grund dafür ist vor allem ein Rückgang der Exporte im Winter aufgrund der Schwäche in den Abnehmerländern. Dennoch wird die konjunkturelle Dynamik in Deutschland hoch bleiben.

"Insgesamt erweist sich die deutsche Konjunktur in einem schwierigen internationalen Umfeld als robust, der Trend zeigt weiter klar nach oben, zumal im Januar auch die Industrieproduktion wieder kräftig gestiegen ist", sagte Stefan Kooths, Leiter des IfW-Prognosezentrums.

Privater Konsum stark, Ölpreisrückgang neutral

Maßgeblich für die wieder anziehende Dynamik sind vor allem binnenwirtschaftliche Faktoren. So expandiert der private Konsum im gesamten Prognosezeitraum so stark wie seit 15 Jahren nicht mehr. Ursächlich sind steigende Einkommen infolge des anhaltenden Aufwärtstrends auf dem Arbeitsmarkt, zusätzliche Impulse durch die weiter gesunkenen Ölpreise sowie staatliche Zuwendungen, etwa im Zuge der anstehenden kräftigen Rentenerhöhung zur Mitte des Jahres. Aber auch die Investi­tionen dürften wieder Tritt fassen und die zweite Säule des Aufschwungs bilden.

Der jüngste Ölpreisrückgang hat die Aussichten für die deutsche Konjunktur dagegen nicht merklich aufgehellt. „Dramatische Preiseinbrüche bei wichtigen Rohstoffen bringen zunächst Sand ins weltwirtschaftliche Getriebe. Zudem ging der Ölpreisrückgang zu einem Gutteil auf einen geringen Bedarf an Rohöl in Folge einer Abschwächung der Weltkonjunktur zurück. Dadurch dürfte der Kaufkraftgewinn, den ölimportierende Volkswirtschaften wie Deutschland bei Ölpreisrückgängen verzeichnen, in etwa durch die schlechteren Absatzaussichten auf den Weltmärkten wieder aufgezehrt werden", so Konjunkturexperte Kooths.

Heterogenes Bild zwischen den Euroländern

Die konjunkturellen Aussichten im Euroraum haben sich nach Einschätzung der IfW-Forscher leicht eingetrübt. Für das BIP im Euroraum erwarten sie nur noch eine Expansion von 1,5 Prozent für 2016 (bislang 1,7 Prozent) und 1,9 Prozent für 2017 (2 Prozent). Die Aussichten für die einzelnen Mitgliedsstaaten sind dabei sehr unterschiedlich.

Spanien und Irland befinden sich inzwischen in einer kräftigen Erholung, auch wenn sich diese in Spanien aufgrund der unklaren politischen Verhältnisse etwas verlangsamen dürfte. In Frankreich und Italien wird die Zunahme der wirtschaftlichen Aktivität wohl weiter hinter dem Durchschnitt des Euroraums zurückbleiben, weil strukturelle Probleme eine kräftigere Expansion immer noch behindern. In Griechenland bleibt die Lage kritisch.

Die Grenzkontrollen im Schengenraum und entlang der Balkanroute haben nach Meinung der IfW-Forscher jedoch entgegen aktuellen Befürchtungen kaum Auswirkungen auf die europäische Wirtschaft und den Binnenmarkt.

Quelle: IfW Kiel; Vorschau-Foto: fotolia

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