Deutsche Wirtschaft: solider Aufschwung setzt sich fort

von Hans Diederichs

Nach aktueller Einschätzung des Bundeswirtschaftsministeriums befindet sich die deutsche Wirtschaft im Sommer 2015 in einem soliden Aufschwung. Die Weltwirtschaft habe im laufenden Jahr zwar noch wenig Dynamik entfaltet, die Erholung im Euroraum setze sich aber mit moderatem Tempo fort, so das Ministerium.

Die Industriekonjunktur entwickelt sich moderat positiv und die Bestellungen deuten auf eine solide Grunddynamik der deutschen Wirtschaft hin. Der Arbeitsmarkt entwickelt sich weiter günstig, jedoch mit nunmehr gedämpfter Dynamik. Im Bausektor gab es dagegen nach einem starken Jahresauftakt eine merkliche Abschwächung. 

Industrieproduktion läuft, Bausektor schwächelt

Vor allem im Bereich der Dienstleistungen wird die wirtschaftliche Leistung derzeit kontinuierlich ausgeweitet. In der Industrie entwickelt sich die Produktion trotz einer Abschwächung im Juni in der Tendenz moderat positiv. Demgegenüber war die Produktion im Baugewerbe im zweiten Quartal rückläufig. Eine verlässliche konjunkturelle Stütze bleibt auf der binnenwirtschaftlichen Seite der private Konsum.

Der solide Arbeitsmarkt und die gute reale Einkommensentwicklung sorgen für ein freundliches Konsumumfeld. Die Investitionstätigkeit im Inland dürfte hingegen den Indikatoren zufolge eher zurückhaltend gewesen sein. Gestützt durch die moderate Erholung im Euroraum und die hohe preisliche Wettbewerbsfähigkeit wurden im zweiten Quartal die Ausfuhren stärker ausgeweitet als die Einfuhren. Unter dem Strich dürfte die gesamtwirtschaftliche Leistung im Frühjahr daher erneut spürbar zugenommen haben.

Die Stimmung in den Unternehmen ist weiterhin gut und stabil. Unsicherheitsfaktoren wie etwa der Fortgang der griechischen Krise oder die Volatilität des chinesischen Aktienmarkts haben keinen Stimmungsumschwung ausgelöst. Der Aufschwung der deutschen Wirtschaft erscheint im Sommer gefestigt. Der 6-Monats-Ausblick des ZEW zeigte sich wegen der anhaltenden geopolitischen Spannungen zuletzt jedoch verhalten.

Weltwirtschaft wächst nur mäßig

Das Wachstum der Weltwirtschaft setzt sich mit gemäßigtem Tempo fort. Die weltweite Industrieproduktion hat sich nach einem schwachen Jahresbeginn zwar stabilisiert, aber bis einschließlich Mai noch nicht wieder Fahrt aufgenommen. Während die Industrieproduktion in den Schwellenländern an ihren bisherigen Wachstumspfad nahezu anknüpfen konnte, schwächte sie sich in den entwickelten Volkswirtschaften zuletzt etwas ab. In den Vereinigten Staaten und in Großbritannien hat das Wachstum z. B. gemessen an den Frühindikatoren der OECD zuletzt etwas an Momentum eingebüßt.

In der Eurozone scheint sich die moderate konjunkturelle Erholung ebenso wie in Japan fortzusetzen. Die Wirtschaft der rohstoffreichen Schwellenländer wie Russland oder Brasilien leidet nach wie vor unter den niedrigen Rohstoffpreisen. Die chinesische Wirtschaft ist anscheinend auf der Suche nach einem dynamischen, aber auch nachhaltigeren Wachstum. Unter dem Strich sorgen die niedrigen Ölpreise und die weltweit akkommodierende Geldpolitik in der Weltwirtschaft insgesamt nach wie vor für Impulse. Im weiteren Verlauf sollte sich das globale Wirtschaftswachstum daher etwas beschleunigen.

Deutsche Ausfuhren kräftig ausgeweitet

Die deutschen Unternehmen haben ihre Warenausfuhren im zweiten Quartal kräftig ausgeweitet. Im Vergleich zum Vorquartal sind die nominalen Ausfuhren um 3,6 % gestiegen. Die Ausfuhrpreise sind zuletzt nach einem kräftigen Anstieg seit Beginn des Jahres weitgehend unverändert, sodass sich auch preisbereinigt ein deutlicher Zuwachs der Warenausfuhren ergeben dürfte.

Die nominalen Wareneinfuhren sind im zweiten Quartal ebenfalls höher ausgefallen als im Vorquartal, wenn auch mit 1,6 % weniger stark als die Ausfuhren. Die Einfuhrpreise waren zuletzt rückläufig. Im zweiten Quartal dürften vom Außenhandel positive Impulse für das Wirtschaftswachstum ausgegangen sein.

Eine ausführliche Darstellung und Kommentierung der wirtschaftlichen Lage und Entwicklung wird das Wirtschaftsministerium im September veröffentlichen.

Quelle: BMWi Vorschau-Foto: fotolia

 

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