Deutsche Wirtschaft auf solidem Wachstumspfad

von Alexander Kirschbaum

Die wirtschaftliche Lage in Deutschland ist weiterhin positiv, so das Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) in einer aktuellen Lageeinschätzung. Demnach erreichte die Erzeugung im Produzierenden Gewerbe im April nahezu das hohe Produktionsniveau des ersten Quartals, das durch Sondereffekte begünstigt war. Nachfrageseitig wird der Zuwachs der wirtschaftlichen Aktivität vor allem von den privaten und staatlichen Konsumausgaben getragen. Die privaten Konsumausgaben stiegen im ersten Vierteljahr das siebte Quartal in Folge an. Auch die inländischen Investitionen expandierten im ersten Quartal merklich. Dabei wurden die Bauinvestitionen durch günstige Witterungsbedingungen gestützt.

Die Erwartungen der deutschen Wirtschaft haben sich im Mai den dritten Monat in Folge verbessert. Auch die aktuelle Lage schätzen die Unternehmen als günstig ein. Nach dem positiven Start in das Jahr 2016 dürfte sich das Wachstum der deutschen Wirtschaft laut BMWi im zweiten Vierteljahr etwas verlangsamen, nicht zuletzt weil die Frühjahrsbelebung im Baugewerbe nach dem milden Winter weniger ins Gewicht fallen dürfte als üblich. Die dahinter liegende konjunkturelle Grundtendenz der Gesamtwirtschaft dürfte aber solide aufwärtsgerichtet bleiben.

Weltwirtschaft wenig dynamisch

Nach Schätzung der OECD dürfte das globale Wirtschaftswachstum mit 3,0 % in diesem Jahr in etwa so hoch ausfallen wie im vergangenen Jahr. In den Vereinigten Staaten hat sich das Expansionstempo im ersten Quartal 2016 stark verlangsamt. Die Wirtschaftsleistung in Japan hat sich demgegenüber im ersten Quartal überraschend deutlich erholt. Auch im Euroraum hat sich das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts im ersten Quartal beschleunigt. Unter den Schwellenländern verzeichnet China weiterhin ein hohes Wachstum, es verlangsamt sich aber weiter. Die aktuellen Frühindikatoren für die globale Wirtschaft deuten auf eine sehr allmähliche konjunkturelle Belebung hin.

Trotz des nach wie vor schwierigen Umfelds zeigten sich die deutschen Warenausfuhren überraschend stark. Nach deutlichen Anstiegen in den beiden Vormonaten stagnierten die Exporte im April in jeweiligen Preisen. Im saisonbereinigten Dreimonatsvergleich sind sie jedoch um 1,9 % gestiegen. Angesichts der Aufwertung des Euro und der verhaltenen Wachstumsperspektiven der Weltwirtschaft dürften die Exporte in den nächsten Monaten eher verhalten expandieren.

Industrieproduktion wächst

Im Produzierenden Gewerbe wurde im April 0,8 % mehr produziert als im Vormonat. Im Teilbereich Industrie wurde die Erzeugung sogar noch etwas kräftiger ausgedehnt (+1,1 %). Erfreulich entwickelte sich die Herstellung von Investitionsgütern (+2,2 %), während die Erzeugung von Vorleistungsgütern stagnierte (+0,0 %). Die Produktion im Baugewerbe ging saisonbereinigt den zweiten Monat in Folge zurück (April: -1,7 %). Die Energieerzeugung wurde dagegen den zweiten Monat in Folge ausgeweitet (April: +1,1 %).

Die Industrieproduktion ist damit ordentlich ins zweite Quartal gestartet. Ihr Produktionsniveau liegt leicht über dem des ersten Quartals. Im Baugewerbe und hier insbesondere im Bauhauptgewerbe konnte das Produktionsniveau des ersten Quartals saisonbereinigt nicht gehalten werden. Baumaßnahmen wurden aufgrund des milden Winters in diesem Jahr teilweise bereits ins erste Quartal vorgezogen. Das Geschäftsklima im Baugewerbe ist aber nach wie vor außergewöhnlich positiv und die Auftragsbücher sind gut gefüllt. Nach dem Auslaufen der witterungsbedingten Produktionsverschiebungen wird sich die gute Konjunktur im Baugewerbe wieder sichtbarer durchsetzen. Die Stimmung in der Industrie hat sich in den vergangenen Monaten etwas aufgehellt. Bei den Auftragseingängen gab es im April zwar einen deutlichen Rückprall (-2,0 %), sie blieben aber in der Tendenz leicht aufwärtsgerichtet. Die Industrie dürfte dem BMWi zufolge daher nach der außenwirtschaftlich bedingten leichten Schwächephase im zweiten Halbjahr 2015 ihre moderate Belebung fortsetzen.

Quelle: BMWi  Vorschau-Foto: Fotolia

 

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