Deutsche Unternehmen im Ausland verhalten optimistisch

von Hubert Hunscheidt

Wie aus der Umfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) unter 5.100 Mitgliedsunternehmen der deutschen Auslandshandelskammern (AHKs) hervorgeht, weht nur ein laues konjunkturelles Lüftchen, wo nach drei weltweiten Krisenjahren ein kraftvoller Aufschwung zu erwarten gewesen wäre.

Mit Blick auf die Konjunkturentwicklung an ihren jeweiligen internationalen Standorten halten sich die Unternehmen, die für die kommenden zwölf Monaten ein Plus erwarten (28 Prozent), und die, die mit einem Minus rechnen (27 Prozent), in etwa die Waage.

"Zwar hat sich der Anteil der Optimisten damit um 11 Prozentpunkte gegenüber der Vorumfrage erhöht und der Anteil der Pessimisten um 20 Prozentpunkte verringert", sagt DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier. "Die Erwartungen bleiben aber insgesamt sehr verhalten. Von einem echten Boom ist meilenweit nichts zu sehen."

Perspektiven in China unsicher

Nach dem Ende der Null-Covid-Politik rechnen etwa in China 40 Prozent der dort aktiven deutschen Unternehmen mit einem kräftigen Aufschwung in den kommenden zwölf Monaten, 19 Prozent dagegen mit einer schwächeren Konjunkturentwicklung. Ihre aktuelle Geschäftslage bewerten dort 29 Prozent der Betriebe als gut und 22 Prozent als schlecht. Das ist unter dem Strich sogar eine pessimistischere Lagebeurteilung als noch im Herbst, zum Zeitpunkt der Vorumfrage (32 Prozent gut, 18 Prozent schlecht). Die Unsicherheit über die wirtschaftliche Entwicklung nach dem Ende der Null-Covid-Politik beeinflusst die aktuelle Stimmung der Unternehmen noch negativ.

"Unwägbarkeiten um die zukünftigen Handelsbeziehungen zu China belasten auch unsere Unternehmen vor Ort", so Treier. "Die Diskussion über Decoupling, also das Loslösen vom chinesischen Markt, liegt wie Mehltau über dem China-Geschäft der dort aktiven Betriebe."

Aber positive Aussichten in Amerika

In den USA gehen die Unternehmen überwiegend von einer positiven Wirtschaftsentwicklung im laufenden Jahr aus. Lediglich in Mittel- und Südamerika stellen sich die dort vertretenen deutschen Betriebe auf eine schlechtere Konjunktur ein als noch im Herbst. Entsprechend haben sich dort auch die eigenen guten Geschäftserwartungen deutscher Unternehmen im Vergleich zum Herbst etwas abgeschwächt, bleiben aber unterm Strich im positiven Bereich. In Europa hingegen überwiegen noch immer die Pessimisten.

Gründe für die insgesamt lediglich gedämpfte Zuversicht der Unternehmen liegen in strukturellen Herausforderungen wie den geopolitischen Unsicherheiten und einem durch steigende Zinsen schwierigen finanziellen Umfeld. Das zeigt sich etwa in den mittelfristigen geopolitischen Herausforderungen und den zahlreichen Geschäftsrisiken, etwa dem Finanzierungsrisiko (von 25 Prozent der Befragten genannt).

Insbesondere der Fachkräftemangel entwickelt sich allerdings immer mehr zum Flaschenhals. 40 Prozent der Unternehmen machen sich Sorgen darüber, dass sie an ihren Standorten nicht genügend qualifizierte Arbeitskräfte bekommen – so viele wie noch nie in der Umfrage. Auch die Arbeitskosten steigen an, 34 Prozent der Unternehmen sehen darin ein Risiko.

Es gibt aber auch positive Entwicklungen. Die Lieferketten stabilisieren sich; nur noch 24 Prozent der Unternehmen betrachten Störungen in der Lieferkette als Risiko für ihre geschäftliche Entwicklung. Der Druck bei den Energiepreisen hat im Vergleich zur Vorumfrage nachgelassen, auch wenn 35 Prozent der Betriebe darin immer noch ein Geschäftsrisiko sehen. In Europa gehört dies noch zu den Top-Risiken.

Geschäftslage und -erwartungen aufgehellt

Auch die Geschäftslage bewegt sich konstant im positiven Bereich, was unter anderem auf nachlassende Lieferkettenstörungen und gesunkene Energiepreise zurückzuführen ist. Im Frühjahr 2023 bewerten 50 Prozent der Unternehmen ihre Geschäftslage als gut und 40 Prozent als befriedigend. Lediglich 10 Prozent berichten von einer schlechten Geschäftslage.

Zudem rechnen 47 Prozent der Unternehmen für die kommenden zwölf Monate mit besseren Geschäften am jeweiligen Standort (Herbst 2022: 37 Prozent). Demgegenüber erwarten nur noch 11 Prozent im gleichen Zeitraum eine Verschlechterung ihrer Geschäfte vor Ort (Herbst 2022: 21 Prozent).

"Die Zahl der Pessimisten ist damit um zehn Prozentpunkte runter, und die Zahl der Optimisten hat sich zugleich um zehn Punkte erhöht", sagt DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier. "Noch können die Unternehmen also mit den Herausforderungen umgehen. Damit sie diese weiter meistern können, brauchen die Unternehmen ermutigende politische Rahmenbedingungen. Dazu gehört der Abschluss von Handelsabkommen, wie etwa mit dem Mercosur."

Quelle und Grafik: DIHK | Deutsche Industrie- und Handelskammer

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