Deutsche Stahlproduktion im Würgegriff explodierender Stromkosten
von Hubert Hunscheidt
Die Energiekrise in Deutschland zeigt ihre Folgen: Das Spezialstahlwerk Georgsmarienhütte (GMH) musste seine Produktion vorübergehend einstellen. Am Montagmorgen schossen die Strompreise auf 432 €/MWh, was Geschäftsführerin Anne-Marie Grossmann zu scharfer Kritik an der deutschen Energiepolitik veranlasste. „Das ist ein Versagen der Energiepolitik in einem Land, das sich Ingenieurskunst und Innovation auf die Fahnen schreibt“, schreibt sie auf LinkedIn.
Zum Vergleich: Vor 2019 lagen Spitzenpreise bei maximal 130 €/MWh. Die aktuellen Kosten machen den Betrieb selbst für etablierte Werke untragbar. Grossmann warnt, dass Deutschland gegenüber Ländern mit niedrigeren Energiekosten ins Hintertreffen gerate.
Die Georgsmarienhütte ist nicht allein: Bereits im Dezember legte das Bewehrungsstahlwerk von Feralpi in Riesa für zwei Tage die Produktion still, als die Strompreise sogar die Marke von 900 €/MWh erreichten.
Hintergrund der Preisspitzen sind sogenannte „Dunkelflauten“, bei denen eine Kombination aus geringer Wind- und Solarstromproduktion die ohnehin angespannte Energielage weiter verschärft. Der schnelle Ausstieg aus fossilen und nuklearen Energieträgern habe, so Grossmann, eine stabile Versorgung mit erneuerbaren Energien nicht ausreichend berücksichtigt.
Die Kritik an der deutschen Energiepolitik wird immer lauter, denn auch andere energieintensive Branchen kämpfen mit ähnlichen Problemen. Die Frage, wie Deutschland seine industrielle Wettbewerbsfähigkeit unter den aktuellen Bedingungen sichern kann, bleibt unbeantwortet.
Quelle und Foto: marketSTEEL