Deutsche Stahleinfuhren: China spielt kaum eine Rolle
von Florian Dieterle
Entgegen der verbreiteten öffentlichen Wahrnehmung einer „Stahlschwemme“ spielt Stahl aus China am deutschen Markt bislang nur eine marginale Rolle. Sein Anteil an der deutschen Marktversorgung ist verschwindend gering. Eine Analyse der kürzlich vom Statistischen Bundesamt veröffentlichten Außenhandelszahlen für das Jahr 2015 führt zu diesem überraschenden Ergebnis.
In der Rangliste der wichtigsten Herkunftsländer des 2015 nach Deutschland importierten Stahls nimmt China mit einer Menge von 560.881 Tonnen lediglich Rang 14 ein. Es war hinter Russland und Brasilien erst das drittwichtigste Nicht-EU-Lieferland. Aus China kamen 2,4 % aller deutschen Stahleinfuhren, die im vergangenen Jahr bei 23,037 Mio. Tonnen lagen. Geht man davon aus, dass im vergangenen Jahr ca. 39,3 Mio. Tonnen Stahl in Deutschland verbraucht wurden, kamen davon 1,4 % aus China. Der deutliche Anstieg der Lieferungen aus China um gut 40 % wird durch das niedrige Ausgangsniveau deutlich relativiert.
Der Löwenanteil des nach Deutschland importierten Stahls kommt nach wie vor aus den EU-Nachbarländern. An der Spitze lag in den vergangenen beiden Jahren Frankreich, gefolgt von Belgien und Italien.
Trotz aller notwendigen Detailanalysen ist die Menge des chinesischen Stahls in Deutschland noch so gering, dass die ihm zugeordnete Negativ-Wirkung maßlos übertrieben scheint. Dies gilt umso mehr, als auch die Preisunterbietungsspanne des chinesischen Stahls im Vergleich zu europäischen Angeboten sehr viel niedriger ist als gemeinhin angenommen. Dies legen verschiedene Antidumpinguntersuchungen nahe.
Quelle: StahlmarktConsult Bildtext: Der Beitrag stammt vom Leverkusener Stahlmarkt-Berater Andreas Schneider, StahlmarktConsult.