Forscher erwarten 1,5 % Wirtschaftswachstum

von Alexander Kirschbaum

Solider Aufschwung in Deutschland

Die Wirtschaftsforschungsinstitute der Projektgruppe Gemeinschaftsdiagnose haben heute ihr neues Frühjahrsgutachten 2017 vorgestellt. Die Institute sehen die deutsche Wirtschaft in einem soliden Aufschwung. Für das laufende Jahr prognostizieren sie ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts von +1,5 %. Im nächsten Jahr wird mit einem weiteren Anstieg um +1,8 % gerechnet.

Die deutsche Wirtschaft befindet sich nun schon im fünften Jahr eines mode­raten Aufschwungs. Die gesamtwirtschaftliche Kapazitätsauslastung nimmt allmählich zu, und die gesamtwirtschaftlichen Produktionskapazitäten dürf­ten mittlerweile die Normalauslastung leicht überschritten haben. Davon gehen die an der Gemeinschaftsdiagnose beteiligten Wirtschaftsforschungs­institute in ihrem Frühjahrsgutachten für die Bundesregierung aus. Die kon­junkturelle Dynamik bleibt dabei im Vergleich zu früheren Aufschwung­phasen gering, auch weil der wenig schwankungsanfällige Konsum die Hauptantriebskraft ist.

Weiterer Rückgang der Arbeitslosigkeit erwartet

"Die Arbeitslosenquote dürfte nach 6,1 % im Jahr 2016 auf 5,7 % im Jahr 2017 und 5,4 % im Jahr 2018 sinken“, so Oliver Holtemöller, Leiter der Abteilung Makroökonomik und Vizepräsident des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH). Neben der Prognose nehmen die Institute auch zu aktuellen wirtschaftspolitischen Themen Stellung. So ist aus ihrer Sicht der Leistungsbilanzüberschuss in Deutschland noch immer recht hoch. Er könne auf Defizite des Investitionsstandorts hinweisen. Mit Blick auf Europäische Zentralbank empfehlen die Wirtschaftsforscher, allmählich die geldpolitische Wende einzuleiten und damit auch zum Abbau der deutschen Leistungsbilanzüberschüsse beizutragen.

ZEW-Konjunkturerwartungen gestiegen

Nicht nur das Frühjahrsgutachten bescheinigt der deutschen Wirtschaft eine gute Verfassung. Auch die ZEW-Konjunkturerwartungen für Deutschland sind im April 2017 deutlich angestiegen, um 6,7 Punkte. Der Indexwert des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung erreicht mit 19,5 Punkten damit den höchsten Stand seit August 2015. Der langfristige Durchschnitt seit Beginn der Umfrage (Dezember 1991) von 23,9 Punkten wird zwar noch nicht übertroffen, inzwischen wird aber wieder das Niveau der Erwartungen vor der Brexitabstimmung im Juni 2016 erreicht. "Die deutsche Konjunktur erweist sich im ersten Quartal als recht stabil. Darauf weisen die positiven Zahlen für das Wachstum der Industrieproduktion, der Bauwirtschaft und der Einzelhandelsumsätze im Februar hin, so ZEW-Präsident Prof. Achim Wambach.

Die Einschätzung der aktuellen konjunkturellen Lage in Deutschland steigt im April ebenfalls an. Der Index erhöht sich um 2,8 Punkte auf einen Wert von 80,1 Punkten. Er weist damit im langjährigen Vergleich das höchste Niveau seit Juli 2011 auf. Lageeinschätzung und Erwartungen ergeben dem Institut zufolge zusammen genommen einen positiven Ausblick auf die deutsche Konjunktur in den kommenden sechs Monaten.

Quelle: ZEWRWI, BMWi Vorschau-Foto: Fotolia

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