Automobilindustrie: Positives erstes Halbjahr

von Alexander Kirschbaum

Wachstumsraten bei der Elektromobilität

Die Bilanz der ersten sechs Monate in den Weltmärkten ist für die deutsche Automobilindustrie überwiegend positiv. So trotzen die Verkaufszahlen in den wichtigsten Märkten den gestiegenen politischen Risiken und Debatten im In- und Ausland, wie Matthias Wissmann, Präsident des Verbandes der Automobilindustrie (VDA), anlässlich der VDA-Halbjahres-Pressekonferenz am Dienstag mitteilte.

Der Pkw-Inlandsmarkt ist im ersten Halbjahr um 3 Prozent auf rund 1,8 Mio. Einheiten gestiegen. Die Beschäftigung ist mit 812.000 Mitarbeitern auf dem höchsten Stand seit 26 Jahren. Produktion und Export lagen leicht unter dem hohen Vorjahresniveau. Auf den großen Märkten USA, China und Europa hat sich die Wachstumsdynamik der letzten Jahre verringert, so Wissmann.

Die Perspektiven für das Gesamtjahr 2017 sind dem Präsidenten zufolge ordentlich. So wächst der Pkw-Weltmarkt weiter auf 84,5 Mio. Pkw (+2 Prozent). Die langjährige Talfahrt der Krisenländer Russland und Brasilien ist zumindest vorbei, es geht wieder voran, allerdings von einem niedrigen Niveau aus.

Weiterer Anstieg der Auslandsproduktion

In einem schwieriger werdenden weltwirtschaftlichen Umfeld kommt der deutschen Automobilindustrie zugute, dass sie mit Fertigungsstandorten in 22 Ländern außerhalb Deutschlands weltweit aufgestellt ist, wie Wissmann betonte. Die deutschen Autobauer haben im vergangenen Jahr 15,8 Mio. Pkw produziert, davon 10,1 Mio. Einheiten im Ausland. Allein in China liefen 4 Mio. Pkw deutscher Konzernmarken von den Bändern, in den USA waren es 850.000 Light Vehicles. Ähnlich international ausgerichtet sind die deutschen Zulieferer: Mit mehr als 2.200 Auslandsstandorten in rund 80 Ländern. Die Zahl der Auslandsstandorte hat sich seit Anfang des Jahrzehnts um mehr als 40 Prozent erhöht. Für das Gesamtjahr 2017 erwartet der VDA einen weiteren Anstieg der Auslandsproduktion auf 10,4 Mio. Pkw.

Bei der Pkw-Inlandsproduktion 2017 rechnet der Verband damit, dass sie mit 5,6 Mio. Einheiten leicht unter Vorjahresniveau liegen wird (-2 Prozent), das gilt auch für den Export (4,3 Mio. Pkw). Das liegt laut Wissmann sowohl an der Abschwächung des britischen Marktes als auch an der steigenden Auslandsproduktion. Der Pkw-Inlandsmarkt 2017 wird laut VDA mit 3,35 Mio. Neuzulassungen sein hohes Niveau halten.

Elektromobilität nimmt Fahrt auf

Die deutsche Automobilindustrie investiert neben der Digitalisierung massiv in alternative Antriebe, vor allem in die Elektromobilität: Bis zum Jahr 2020 sind das 40 Mrd. Euro. Allein im Mai sind die Elektro-Pkw-Neuzulassungen in Deutschland um 178 Prozent auf 3.846 Fahrzeuge gestiegen, allerdings ausgehend von einem niedrigen Niveau. Dennoch liegt die Wachstumsrate bei Elektroautos um das Vierzehnfache höher als die des Pkw-Gesamtmarktes (+13 Prozent). Sowohl Plug-in-Hybride (+193 Prozent) als auch rein batterie-elektrisch angetriebene Pkw (+159 Prozent) sorgten für den hohen Zuwachs.

Auch im bisherigen Jahresverlauf ist das Wachstum bei Elektro-Pkw deutlich: Bis Mai wurden mit 17.763 Einheiten mehr als doppelt so viele Elektro-Pkw neu zugelassen als im Vorjahreszeitraum (+102 Prozent), während der gesamte Pkw-Markt lediglich um 5 Prozent zulegte. Der Elektroanteil an allen Pkw-Neuzulassungen hat sich damit verdoppelt (1,2 Prozent). Unter den Top-Ten befinden sich sechs deutsche Modelle. Mit einem Markanteil von 60 Prozent sind die deutschen Konzernmarken gut unterwegs, so Wissmann.

Quelle: VDA  Vorschau-Foto: Fotolia

Zurück