Deutlich sinkendes Rezessionsrisiko: IMK-Konjunkturampel auf "Gelbgrün"

von Hubert Hunscheidt

Das Frühwarnsystem, das die aktuell verfügbaren Wirtschaftsdaten bündelt, weist von Februar bis Ende April eine Rezessionswahrscheinlichkeit von 16,1 Prozent aus nach 38,6 Prozent im Januar. Auch die statistische Streuung im Indikator, ein Maß für die Unsicherheit von Wirtschaftsakteuren, ist spürbar von 24,1 Prozent auf 11,6 Prozent zurückgegangen. Der nach dem Ampelsystem arbeitende Indikator schaltet daher von „gelbrot“, wo er seit Oktober 2021 verharrte, auf „gelbgrün“. Damit prognostiziert er für die nächste Zeit die Rückkehr auf einen stabilen Wachstumspfad.

Maßgeblich für den positiveren Blick auf die kommenden Monate ist der zuletzt spürbar gewachsene Auftragseingang aus dem Inland für die deutsche Industrie. Auch der weitere Zuwachs bei den offenen Stellen und die Erholung im ifo-Geschäftsklimaindex, der nach sechs Rückgängen in Folge erstmals wieder gestiegen ist, tragen zur geringeren Rezessionswahrscheinlichkeit bei. Etwas bremsend wirkt dagegen der weiterhin erhöhte „Finanzmarkstress“, den das IMK mit einem eigenen Indikator misst. Außerdem deuten umfragebasierte Daten zwar auf eine graduelle Entspannung der Lieferengpässe hin. Die Tatsache, dass die Containerfrachtkosten seit dem Jahresende 2021 nicht mehr spürbar gesunken sind, mache aber deutlich, dass sich der Abbau der Lieferschwierigkeiten nur langsam vollzieht, erklärt IMK-Konjunkturexperte Dr. Thomas Theobald.

„Die neuen Indikatorwerte liefern Indizien dafür, dass die deutsche Wirtschaft den konjunkturellen Tiefpunkt in Folge der Coronavirusvariante Omikron bereits durchlaufen hat. Das würde zum Konjunkturbild unserer aktuellen Konjunkturprognose passen, wonach ein dynamischer Aufschwung nach dem Winterhalbjahr bevorsteht“, sagt IMK-Experte Theobald. Allerdings, betont der Ökonom, sei das recht optimistische Bild immer noch fragil, weil sich große weltwirtschaftliche Risiken schnell materialisieren könnten. Dazu zählt eine Omikron-Welle in China ebenso wie weitere Energiepreisschocks, wenn sich der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine nicht entspannt.

Quelle: Hans-Böckler-Stiftung / Foto: Fotolia

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