Den Einkaufsprozess im Stahlhandel vereinfachen

von Alexander Kirschbaum

Digitalisierung ist in aller Munde: Es gibt kaum eine Branche, die dieses Thema nicht ganz oben auf der Agenda stehen hat. Auch die stahlverarbeitende Industrie befindet sich im Wandel. In den vergangenen zwei Jahren haben Stahlhändler wie Klöckner oder Salzgitter Mannesmann Stahlhandel eigene Shop-Lösungen entwickelt, um Stahl online zu verkaufen. Das Düsseldorfer Startup Mapudo sieht diese neu geschaffenen Vertriebsplattformen nicht als Konkurrenz: „Von unserer Seite wäre es gut, wenn die Branche viel mehr in dieser Richtung macht. Wenn es etwa Klöckner gelingt, die Einkäufer zu sensibilisieren, verstärkt Online zu kaufen, dann profitieren wir auch davon. Das Marktpotenzial ist groß. Je mehr Anbieter es schaffen, ihre eigenen Kunden online zu bringen, desto besser für uns“, sagt Geschäftsführer Sebastian Grethe.

Das 2014 gegründete Unternehmen definiert sich selbst als Marktplatz für Stahl und vereint auf seiner Online-Plattform zahlreiche Anbieter. „Bei uns kann man händlerübergreifend einkaufen, der Fokus liegt dabei auf Spotbedarfe“, so Grethe. Mittlerweile sind auf Mapudo rund 17.000 Artikel online. Eine große technische Herausforderung, denn Stahl wird bekanntlich über Produktmerkmale anstelle von Herstellerartikelnummern verkauft. So findet ein Einkäufer seine Produkte nur, wenn diese ausreichend über such- und filterbare Produktmerkmale spezifiziert sind. „Durch die Digitalisierung nimmt auch auf der Einkäuferseite das B2B-Geschäft deutlich an Fahrt auf. Wir versuchen den Einkaufsprozess möglichst einfach zu machen. Auf der Käuferseite können wir diejenigen bedienen, die jetzt schon online suchen und einen Informationsbedarf haben. Für sie bieten wir aktuell einen Mehrwert im Standardlagergeschäft“, erzählt Geschäftsführer Martin Ballweg.

Das Ziel: den administrativen Aufwand minimieren

Auf Anbieterseite legt das Düsseldorfer Unternehmen seinen Fokus darauf, die Prozesse der Händler zu verbessern. Demnach können sich Anbieter auf der Plattform einen eigenen Händlerbereich mit Informationen zu ihrem Unternehmen einrichten lassen und müssen somit keinen eigenen Online-Shop mehr programmieren. Darüber hinaus entlastet der digitalisierte Verkauf den Vertrieb beim Händler. „Die Stahlhändler haben heutzutage immer noch viel Arbeit mit Angeboten, die niemals in Aufträge umgewandelt werden. Hier wollen wir ansetzen. Unsere Händler erhalten die Auftragsbestätigung per E-Mail, mit den ganzen Anfragen auf Mapudo müssen sie sich nicht weiter beschäftigen. Somit ist die einzige Arbeit, die sie noch haben, den Auftrag in ihr System zu übertragen“, erläutert Grethe.

Künftig soll eine Schnittstelle diesen letzten Schritt auch noch übernehmen. „Die Implementierung von Schnittstellen ist allerdings ein großer Aufwand, auch für den Händler, und daher zur Zeit noch Zukunftsmusik“, sagt Ballweg. Die technische Entwicklung des Online-Marktplatzes ist ohnehin ein fortlaufender Prozess. Neben der Einbindung von Schnittstellen planen die Geschäftsführer auch eine Erweiterung der Anarbeitungsdienstleistungen. „Aktuell bieten wir das Sägen an, aber wir wollen den Bereich um Gehrungsschnitte ergänzen. Zudem sind derzeit auf Mapudo standardisierte Transaktionen möglich, auch in diesem Bereich ist eine Erweiterung denkbar. Insgesamt sehen wir noch viel Entwicklungspotenzial“, so Ballweg.

Neue Möglichkeiten mit neuem Investor

Um dieses Entwicklungspotenzial auszuschöpfen, hat Mapudo im Dezember vergangenen Jahres mit SHS Ventures einen branchennahen Investor hinzu gewonnen. „SHS Ventures ist aktiv auf der Suche nach Startups und auf uns zu gekommen. Durch die bereits bestehenden SHS-Beteiligungen im Saarland gab es natürlich Anknüpfungspunkte und eine Zusammenarbeit hat für beide Seiten gut gepasst“, so Grethe.

Die SHS will durch die Zusammenarbeit die Vertriebswege ihrer Beteiligungen digitalisieren, Mapudo seine Bekanntheit in der Branche steigern. Die Venture Capital-Gesellschaft ist neben der NRW.BANK und HR Ventures nun als dritter Gesellschafter im Boot. Zwischen den Gesellschaftern und den beiden Geschäftsführern kommt es regelmäßig zu einem fachlichen Austausch. „Die Hauptbeteiligungen von SHS, Dillinger Hütte und Saarstahl, wollen die Digitalisierung in vielen Unternehmensbereichen vorantreiben. Durch die Zusammenarbeit mit den beiden Stahlherstellern bahnen sich da für uns auch neue Geschäftsmodelle an“, erläutert Geschäftsführer Martin Ballweg.

Quelle und Fotos: marketSTEEL

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