COO-Umfrage: Die Zukunft der Fertigung neu denken
von Angelika Albrecht
Das kommende halbe Jahr der Corona-Pandemie wird nach Ansicht von PwC für Unternehmen der industriellen Fertigung weiterhin eine große Belastungsprobe darstellen. Denn eine Vielzahl von Herausforderungen sind mit COVID-19 verknüpft: die Aufrechterhaltung des eigenen Geschäfts, die Gesundheit der Mitarbeiter, die Sicherung von Arbeitsplätzen, zugleich die digitale Transformation von Produktion, Erzeugnissen, Services bis hin zum Vertrieb und nicht zuletzt die Einführung und Umsetzung von Nachhaltigkeitsmaßnahmen.
Dies geht aus der aktuellen Studie „Die Zukunft der Fertigung neu denken“ der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PwC) hervor, die auf einer Befragung von über 580 Entscheidern von Industrieunternehmen in China, Japan, den USA, Großbritannien und Deutschland basiert. Deutlich wird: Die hohe Komplexität der Lieferketten und die globalen Verflechtungen der stark exportorientierten Industrieunternehmen korrespondieren mit einer hohen Bandbreite von Herausforderungen für die Organisation entlang der gesamten Wertschöpfungskette und entsprechenden Maßnahmen zur Krisenbewältigung.
Deutschland: Digitalisierung im Fokus
In den kommenden ein bis zwei Jahren werden sich mit einer erfolgreichen Bekämpfung des Virus auch die Akzente der Entscheider wieder leicht verschieben: während die Maßnahmen rund um den Gesundheitsschutz der Mitarbeiter erwartungsgemäß wieder abflauen, gewinnt die Digitalisierung weiter stark an Bedeutung. Im globalen Vergleich fällt auf, dass gerade in Deutschland mehr Augenmerk auf die Digitalisierung gelegt werden wird als in anderen Ländern. Während z.B. in China lediglich ein Drittel der Entscheider das Thema „Digitalisierung von Produkten und Dienstleistungen“ als große Herausforderung der kommenden 6 Monate sieht, liegt der Anteil in Deutschland bei fast der Hälfte der Befragten. „Natürlich wird das Business auch in China einen Schwerpunkt der kommenden Jahre auf die Digitalisierung legen“, bemerkt Dr. Klaus-Peter Gushurst, Leiter des Bereichs Industries & Innovation bei PwC. „Unsere Ergebnisse deuten allerdings darauf hin, dass sie in Deutschland eine höhere Relevanz besitzt. Dies könnte auch als Indiz für den vielzitierten Nachholbedarf der deutschen Industrie gewertet werden, aber ebenso den Anspruch unterstreichen, auch beim Thema digitale Fabrik global vorne zu liegen.“
Industrie rüstet technologisch auf
In den kommenden zwei Jahren werden die Unternehmen weltweit ihr Augenmerk auf die technologische Aufrüstung legen: Der Anteil derjenigen Entscheider, die ihre Pri0ritäten auf Cyber-Sicherheit und die Einführung digitaler Produktionssystemen und -technologien legen, steigt bis 2023 um jeweils über 20%. In China ist der Anstieg im Bereich Cyber-Sicherheit am höchsten (+39%), in Deutschland im Bereich der Produktionsabläufe (+30%). Dabei spielen in Deutschland die Cloud- und IoT- Technologien eine besondere Rolle: 79% der deutschen Entscheider geben an, ihre Prioritäten im kommenden halben Jahr auf die Cloud zu richten, das sind 10% mehr als in der Gesamtstichprobe. Im Bereich IoT ist die Differenz mit 12% sogar noch leicht höher. Dies unterstreicht die Bedeutung des Cloud Themas, insbesondere mit den führenden Anbietern wie Microsoft und AWS.
Entsprechend werden auch die Ausgaben für digitale Technologien in den kommenden Jahren steigen. Kurzfristig liegen Großbritannien, die USA und Japan mit einer Erhöhung der Tech-Budgets von 0,8% bzw. 0,9% an der Spitze der untersuchten Länder, während China z.B. die Budgets sogar noch leicht kürzt (-0,2%). In den kommenden zwei Jahren werden die Budgets in den USA und Deutschland am stärksten wachsen (um 4,4 bzw. 4,2%).
Fabrik der Zukunft – nicht ohne qualifizierte Mitarbeiter
Mit diesen Maßnahmen gerät auch die digitale Fabrik mehr und mehr in Reichweite. Tatsächlich wird diese aber nicht ohne intensive Vorbereitung und Schulung der Belegschaften umgesetzt werden können. Mehr als die Hälfte aller Entscheider will deshalb in den kommenden zwei Jahren, die Mitarbeiter digital weiterqualifizieren, sie vernetzen und Arbeitsabläufe automatisieren. „Bei der digitalen Transformation geht es eben nicht nur um Knöpfe. Es geht vor allem auch um Köpfe“, bemerkt Gushurst, „die Unternehmen haben einen realistischen Blick auf die tatsächliche Nutzung neuer Technologien jenseits von Hype-Zyklen. Ohne eine Unternehmenskultur jedoch, die jedem Mitarbeiter auf die digitale Reise mitnimmt, wird die mehrjährige Transformation nicht gelingen.“
Über PwC Manufacturing COO Survey:
Der PwC Manufacturing COO Survey ist das Ergebnis einer vierteljährlichen Panelbefragung unter mehr als 580 Führungskräften der industriellen Fertigung in China, Japan, dem Vereinigten Königreich, den USA und Deutschland. Neben einer Einschätzung der allgemeinen Geschäftsherausforderungen und Prioritäten greift die Studie Themen von weitreichender Bedeutung wie Lieferketten, Cyber-Sicherheit oder neuen Technologien auf.
PwC betrachtet es als seine Aufgabe, gesellschaftliches Vertrauen aufzubauen und wichtige Probleme zu lösen. Mehr als 284.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in 155 Ländern tragen hierzu mit hochwertigen, branchenspezifischen Dienstleistungen in den Bereichen Wirtschaftsprüfung, Steuer- und Unternehmensberatung bei.
Die Bezeichnung PwC bezieht sich auf das PwC-Netzwerk und/oder eine oder mehrere der rechtlich selbstständigen Netzwerkgesellschaften.
Quelle und Vorschaubild: PricewaterhouseCoopers GmbH