Commerzbank rechnet mit Abschwächung des Welthandels

Frankfurt/M. - Eugen Weinberg, Leiter des Bereichs Commodity Research bei der Commerzbank AG, prognostizierte den Teilnehmern auf dem MBI-Stahl Tag 2019 in Frankfurt am Main einige Megatrends, die in den kommenden Jahren Einfluss auf die Weltkonjunktur und damit auf die Geschäfte der exportorientierten deutschen Wirtschaft haben könnten:

Ein global zunehmender Protektionismus, der daraus resultierende schwächere Welthandel, ein abgeschwächtes Weltwirtschaftswachstum und das zunehmend wichtiger werdende Thema Umwelt.

Für Deutschland rechnet der Analyst zumindest mit einer technischen Rezession, die sich allerdings auch zu einer größeren Rezession ausweiten könnte. "Die Anzeichen dafür sind nicht zu übersehen", sagte Weinberg.
Nach 70 Jahren der Globalisierung und einer daraus resultierenden Zunahme des Welthandels - und des immer weiter steigenden Anteils des Handels am globalen BIP auf inzwischen über 60 Prozent - ist laut Weinberg für die nächsten Jahre nur noch mit einem Wachstum des Welthandels zwischen einem und drei Prozent im Jahr zu rechnen.
"Deutschland als Exportweltmeister profitierte vom steigenden Welthandel. Daher haben wir viel zu verlieren. Aber das Wachstum der letzten zehn Jahre war sehr stark auf das Kreditwachstum in China zurückzuführen", kommentierte er. Inzwischen habe China aber ein Schuldenproblem. Peking wolle dem zwar entgegenwirken, "aber bisher hat es noch nicht geklappt". Die Regierung habe zwar "noch mehr Pfeile im Köcher", die aber an der Situation zumindest mittelfristig betrachtet nichts ändern dürften. China wird nach Weinbergs Einschätzung in den kommenden Jahren zunehmend "zu einem Problem werden - wegen der Abschwächung des Wirtschaftswachstums und weil man dort eine Abschottung will". Dennoch dürfte das Land seinen Anteil am Welthandel weiter steigern.

Angesichts der derzeit schwierigen konjunkturellen Lage rechnet der Experte bei den Rohstoffpreisen für die nächsten Monate mit einer volatilen Seitwärtsbewegung - "denn Rohstoffe zählen zu den Sachwerten". Positiv für die Commodities dürfte laut Weinberg auch das Projekt "Neue Seidenstraße" sein. "Daher bin ich für die Rohstoffpreise langfristig betrachtet sehr positiv gestimmt." Für das Projekt dürfte Peking im Schnitt etwa 700 Milliarden US-Dollar pro Jahr investieren - mit vielen Millionen Tonnen Bedarf an Rohstoffen. Dadurch werde China aber in größere Abhängigkeit von ausländischen Rohstoffimporten geraten.

Weiter sieht Weinberg auf den Nickelmarkt einen sich verschärfenden Angebotsengpass zukommen - denn das Metall werde verstärkt für die Bereiche Elektromobilität und Umwelttechniken nachgefragt werden. "Die Nickelnachfrage aus dem Elektrobatteriesektor dürfte in zehn Jahren bei etwa einer Million Tonnen liegen", prognostiziert der Analyst. Für den Nickelpreis, der zurzeit um die 18.000 Doller je Tonne notiert, erwartet er zwar kurzfristig betrachtet einen Rückgang auf etwa 14.000 Dollar, "da der Preis momentan überhitzt ist". Langfristig betrachtet sei allerdings eine Marke von 30.000 Dollar je Tonne nicht abwegig. "Denn Nickel ist wichtig für die Zukunftstechnologien und es ist knapp."


Quelle: MBI Martin Brückner Infosource GmbH & Co.KG / Vorschaubild: marketSTEEL

Zurück