CO2-arme Stahlherstellung im Visier

Frankfurt/M. - Machbar wäre bei der CO2-armen Stahlherstellung vieles, wenn die Abnehmer bereit sind, mehr Geld zu bezahlen. Dieses Fazit zog Sebastian Bross, stellvertretender Vorsitzender der Geschäftsführung der Salzgitter Flachstahl GmbH, am Dienstag beim MBI Stahl Tag 2019 in Frankfurt.

Der Flachstahlproduzent verfolgt eine stufenweise Umstellung auf eine Wasserstoff-basierte Stahlerzeugung über die Direktreduktion/Elektrolichtbogenofen-Route. Vor einer Vervollständigung des Vorhabens bis etwa 2050 stünden aber immense Kosten. Bross sprach von einer „Investitionssumme von 1 Milliarde Euro und mehr“. „Wenn das wirtschaftlich sinnvoll wäre, dann hätten wir das schon längst getan“, so der Salzgitter-Flachstahl-Chef.

Ohne geeignete politische Rahmenbedingungen sieht sich der Flachstahlproduzent jedoch in einer schwierigen Lage: „Der Wirkungsgrad bei der CO2-Einsparung wäre auch global immens.“ In der derzeitigen Pilotphase der Ausbaustufe I sei bereits eine potenzielle CO2-Minderung von minus 26 Prozent realisierbar. Das Problem: Stahlblech, das CO2-ärmer produziert wird, ist teuer und die Abnehmerbranche Automobilindustrie steht unter Druck.

„Auch die Automobilhersteller achten vermehrt auf eine CO2-arme Lieferkette, stehen jedoch im Wettbewerb“, erklärte Bross. Global sank der Automobilabsatz im ersten Halbjahr 2019 verglichen mit dem Vorjahreszeitraum um 5,9 Prozent auf 44,9 Millionen Fahrzeuge. „Der Rückgang ist damit deutlich stärker als 2009/2008“, verdeutlichte der Stahlmanager. Von dem Gesamtabsatz von 34 Millionen Tonnen Flachstahl liefert das Stahlunternehmen aus Salzgitter knapp 70 Prozent an den Sektor Automotive. Durch die Komplexität der Lieferketten wirke sich zudem die schwächere Autobranche auf zahlreiche Produktionsbereiche aus, zum Beispiel den Kaltwalzbereich, Stahlfässer oder Komponenten.

Für die Stahlproduzenten haben sich die Rahmenbedingungen auch bezüglich Volatilität der Rohstoffpreise oder Unsicherheit in der Handelspolitik in den zurückliegenden Jahren massiv zugespitzt, so Bross. „Die EU-Stahlindustrie ist im Gegensatz zu vielen anderen Bereichen nicht durch Einfuhrzölle geschützt und wird so zu einem Magnet für Importe“, sagte der Salzgitter-Flachstahl-Geschäftsführer. Im ersten Quartal 2019 befanden sich demnach die Stahleinfuhren auf Rekordniveau, Haupttreiber des Importanstiegs sei die Türkei.

QuelleMBI Martin Brückner Infosource GmbH & Co.KG /

Vorschaubild: marketSTEEL, Beitragsbild: Salzgitter Flachstahl GmbH

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