Chinas Konjunktur bremst weltweite Stahlnachfrage
von Alexander Kirschbaum
Nach aktuellen Berechnungen der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC wächst die globale Stahlverwendung bis zum Jahr 2025 um durchschnittlich 2,9 Prozent pro Jahr auf insgesamt 2,23 Milliarden Tonnen. Damit liegt das erwartete Volumen etwa fünf Prozent unter der Vorjahresprognose von 2,35 Milliarden Tonnen. Der globale Wettbewerb innerhalb der Stahlbranche wird sich vor diesem Hintergrund weiter verschärfen: „Das reduzierte Wirtschaftswachstum in China und die anhaltende Konjunkturschwäche in Russland wirken sich unmittelbar auf die globalen Stahlmärkte aus und setzen die Branche weiter unter Druck“, so Dr. Nils Naujok, Partner bei der Strategieberatung Strategy&, Teil des PwC-Netzwerks.
China bleibt wichtigster Akteur
Wie aus der aktuellen PwC-Stahlmarktprognose für das Jahr 2025 hervorgeht, wird die Nachfrage in China in den nächsten Jahren um durchschnittlich 2,5 Prozent pro Jahr wachsen und damit langsamer als der weltweite Durchschnitt. Dennoch bleibt China mit einem erwarteten Anteil von 43 Prozent am globalen Stahlbedarf der größte Abnehmer. Gleichzeitig wird das Land auch auf der Angebotsseite weiter eine zentrale Rolle spielen: „Ob durch strukturelle Überkapazitäten in der Produktion, einen schier unstillbaren Hunger nach Rohstoffen oder eine weniger strenge Regulierung – Chinas Einfluss auf die Stahlbranche wird auch in den nächsten Jahren deutlich spürbar bleiben“, sagt Naujok.
In Europa erholt sich die Stahlnachfrage etwas, sie wird aber ebenfalls deutlich langsamer wachsen als der weltweite Durchschnitt. Laut der aktuellen PwC-Prognose werden die EU-Staaten im Jahr 2025 einen Bedarf in Höhe von 180 Millionen Tonnen haben – das sind gut 11 Prozent mehr als in der Vorjahresprognose. Dies entspricht einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum von 1,8 Prozent. Deutschland bleibt dabei aufgrund seiner stabilen Konjunktur und einer positiven Entwicklung in wichtigen Abnehmerbranchen zentraler Stabilitätsanker.
Deutsche Hersteller punkten mit hoher Innovationskraft
Laut der Studie profitieren deutsche Stahlhersteller im direkten Wettbewerbsvergleich von ihrer einzigartigen Vernetzung im Bereich Forschung und Entwicklung, von eingespielten Lieferketten und nicht zuletzt von ihrer Innovationskraft: Von weltweit 4.300 relevanten Stahl-Patenten im Jahr 2014 kam rund ein Drittel aus Deutschland. Damit gehört die deutsche Stahlindustrie zu den innovativsten Branchen innerhalb der industriellen Produktion.
Wie die aktuelle PwC-Analyse zeigt, müssen die Unternehmen in Zukunft allerdings ein deutlich breiteres Verständnis von Innovation entwickeln: „Derzeit sind viele Entwicklungen im Stahlsektor noch stark produktbezogen und konzentrieren sich auf Bereiche wie Materialeigenschaften oder Anwendungstechnologien“, so Stahlexperte Naujok. „Aufgrund der zunehmenden Digitalisierung müssen Stahlunternehmen künftig aber die Innovationspotenziale in der gesamten Kundenwertschöpfungskette in den Blick nehmen, etwa indem sie ihre Prozesse und Services weiter optimieren oder ihre Kunden stärker in ihre Entwicklungstätigkeit einbinden. Eine erfolgreiche horizontale Integration wird zu einem immer wichtigeren Erfolgsfaktor im globalen Wettbewerb.“
Quelle: PwC Vorschau-Foto: Fotolia