China: Kollaps oder neues Wachstumsmodell?

von Hans Diederichs

Chinas Wirtschaftsdaten sind zurzeit ernüchternd: Die Exporte, die zwischen 2000 und 2013 noch mit jährlichen Wachstumsraten von 18,9 Prozent in die Höhe schnellten, legten 2014 nur noch magere 6,1 Prozent zu; in der ersten Jahreshälfte 2015 waren es sogar gerade mal 0,9 Prozent.

Wichtige inländische Indikatoren wie das Volumen des Schienenverkehrs (minus 10,1%) oder die Zahl der Neubauprojekte (minus 15,8%) sacken ab. Damit ist auch die magische Wachstumsschwelle von sieben Prozent für das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Gefahr. Zu diesem Schluss kommt die aktuelle Roland Berger-Studie "Chinas Zukunft: Stagnation, "New Normal" oder neues Wachstumsmodell?".

"China steht im Augenblick für alle Elemente, die wir mit Ungewissheit verbinden: Die Entwicklungen dort sind vielschichtig und nicht eindeutig interpretierbar, die Prognosen sind widersprüchlich", sagt Studienautor Professor Dr. Burkhard Schwenker, Ex-CEO und heutiger Chairman des Advisory Council von Roland Berger. "In unserer Studie skizzieren wir deshalb mögliche Szenarien für Chinas Zukunft und sorgen für Orientierung".

China befindet sich an einem Wendepunkt

Schwenker und seine Mitautoren haben eine Reihe von strukturellen Problemen analysiert, die China dringend in den Griff bekommen muss: Eines davon ist die stark gestiegene Überschuldung von Staat, Unternehmen und Privathaushalten. An zweiter Stelle nennt die Studie die Überkapazitäten in der Industrie, eine Folge von Überinvestitionen. 

Auch demografisch gesehen hat China einen Wendepunkt erreicht: Die Ein-Kind-Politik, die als so genannte "demografische Dividende" Chinas rasantes Wachstum der vergangenen Jahrzehnte mit ermöglicht hat, kehrt sich allmählich ins Negative um.

Quelle: Roland Berger; Foto: Skyline von Shanghai (Jazzdiver  / pixelio.de)

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