Wirtschaftsministerium sieht soliden Aufschwung

von Alexander Kirschbaum

Trotz außenwirtschaftlicher Verunsicherung im Zusammenhang mit den Finanzmarktturbulenzen in einigen Schwellenländern und einem lediglich moderaten weltwirtschaftlichen Tempo ist die Wirtschaftsentwicklung in Deutschland aufwärtsgerichtet. Dies geht aus einem Bericht des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie zu der wirtschaftlichen Lage in Deutschland im September 2015 hervor.

Die industrielle Produktion entwickelte sich im Juli nach einem rückläufigen Sommermonat wieder positiv. Auch die Bauwirtschaft hat nach den jüngst vorliegenden Indikatoren zum Wachstumspfad zurückgefunden. Obgleich das Welthandelsvolumen im ersten Halbjahr zurückging, war im deutschen Außenhandel laut BMWI zuletzt eine positive Entwicklung zu beobachten. Die nach wie vor günstige Situation am Arbeitsmarkt, eine auch infolge des Preisniveaurückgangs auf den Rohstoffmärkten niedrige Teuerungsrate und positive Einkommensaussichten stützen den Konsum der privaten Haushalte in Deutschland. Jüngst veröffentlichte Stimmungsindikatoren waren aufwärtsgerichtet und deuten trotz der Verunsicherung über die weitere Entwicklung in China auf eine günstige konjunkturelle Entwicklung hin. Auch die vorliegenden harten Indikatoren signalisieren dem BMWI zufolge, dass die deutsche Wirtschaft gut in das dritte Vierteljahr gestartet ist.

Unsicherheit in China

Im Juni hat die weltweite Industrieproduktion etwas Schwung gewonnen, dabei kam die Dynamik aus den Schwellenländern. Allerdings signalisieren Indikatoren wie das ifo-Weltwirtschaftsklima oder der Markit Composite PMI keine durchgreifende Verbesserung. Auch die jüngsten Finanzmarkturbulenzen legen nahe, dass sich die Risiken insbesondere in den Schwellenländern eher erhöht haben. Für China hat die Unsicherheit über den Zustand der Wirtschaft deutlich zugenommen. Die niedrigen Ölpreise dämpfen die Wachstumsaussichten der rohstoffexportierenden Schwellenländer wie Russland oder Brasilien. In den Industrieländern war das Wirtschaftswachstum im ersten Halbjahr dagegen relativ robust. Insbesondere in den Vereinigten Staaten ist das Bruttoinlandsprodukt im zweiten Quartal 2015 kräftig gestiegen. Im Euroraum nahm das Bruttoinlandsprodukt im zweiten Quartal 2015 im Vergleich zum Vorquartal um 0,4 % zu.

Deutsche Exporte wachsen

Die deutschen Unternehmen haben ihre Warenausfuhren im Berichtsmonat Juli merklich ausgeweitet. Im Vergleich zum Vorquartal sind die nominalen Ausfuhren um 2,4 % gestiegen. Die Ausfuhrpreise blieben zuletzt nach einem kräftigen Anstieg seit Beginn des Jahres weitgehend unverändert, sodass sich auch preisbereinigt ein deutlicher Zuwachs der Warenausfuhren ergab. Die nominalen Wareneinfuhren sind im Berichtsmonat Juli mit 2,2 % ähnlich stark gestiegen wie die Ausfuhren. Die Einfuhrpreise gingen im Berichtsmonat Juli aufgrund rückläufiger Rohstoffpreise weiterhin zurück.

Die Industrie befindet sich laut BMWI weiterhin auf einem moderaten Wachstumspfad. Die Industrieproduktion nahm im Juli - auch dank einer günstigen Konstellation der Ferientage - moderat zu und blieb auch in der Tendenz leicht aufwärtsgerichtet. Eine positive Dynamik ist vor allem bei den Herstellern von Investitionsgütern zu beobachten, die ihre Produktion seit einem Jahr kontinuierlich ausweiten. Dagegen geht die Erzeugung von Vorleistungsgütern seit Jahresbeginn spürbar zurück. Insgesamt positiv entwickeln sich auch die Industrieumsätze, insbesondere im Ausland. Der schwache Euro und die allmähliche konjunkturelle Erholung im Euroraum dürften laut BMWI hierzu beigetragen haben.

Stabile Auftragslage

Die Auftragseingänge befinden sich trotz des Rückgangs im Juli auf einem hohen Niveau und bleiben in der Tendenz ebenfalls aufwärtsgerichtet. Das deutliche Minus bei der Auslandsnachfrage im Berichtsmonat Juli sollte dabei angesichts der starken Vormonate dem BMWI zufolge nicht überbewertet werden. Allerdings signalisiert der ifo Konjunkturtest, dass die gegenwärtige Debatte um China und das globale holprige Wachstumstempo nicht spurlos an den Unternehmen vorbeigehen könnte. Während die Lage von den Unternehmen laut ifo Konjunkturtest überaus gut bewertet wird, haben sich die Geschäftserwartungen in den letzten Monaten etwas eingetrübt. In der Baubranche wurde die Produktion nach der ausgebliebenen Frühjahrsbelebung im Juli wieder spürbar gesteigert. Zwar entwickeln sich die Auftragseingänge im Bauhauptgewerbe im bisherigen Jahresverlauf schwach. Angesichts der insgesamt guten Rahmenbedingungen und des gestiegenen Geschäftsklimas ist für die zweite Jahreshälfte laut BMWI jedoch mit einer Belebung im Bausektor zu rechnen.

Quelle: BMWI Vorschau-Foto: Fotolia

 

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