BMWi: Konjunktur nimmt wieder Fahrt auf

von Alexander Kirschbaum

Die wirtschaftliche Lage in Deutschland im Dezember

Die Konjunktur dürfte im Jahresendquartal wieder etwas Fahrt aufnehmen, so die aktuelle Einschätzung des Bundeswirtschaftsministeriums (BMWi). Im dritten Quartal hatte sie sich abgeschwächt. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) nahm lediglich um 0,2 % gegenüber dem Vorquartal zu. Die Konsumausgaben der privaten Haushalte und des Staates wurden kräftig erhöht und auch die Bauinvestitionen ausgeweitet. Die Investitionen in Ausrüstungen wurden dagegen angesichts der schwachen Exportentwicklung und der Unwägbarkeiten aus dem außenwirtschaftlichen Umfeld eingeschränkt. Im Ergebnis stand einer robusten Binnennachfrage ein negativer Wachstumsbeitrag des Außenhandels gegenüber.

Die Weltkonjunktur scheint sich dem BMWi zufolge im zweiten Halbjahr ein wenig zu beleben. Das Geschäftsklima hat sich auch deshalb wieder spürbar aufgehellt. Die Bestellungen des Verarbeitenden Gewerbes erhielten im Oktober einen außergewöhnlichen Schub. Zwar hat sich der Anstieg der Beschäftigung seit dem Sommer auch in Dienstleistungsbereichen spürbar verlangsamt, aber gerade auch im tertiären Bereich ist die Konjunktur nach einer zögerlichen Entwicklung im dritten Quartal weiter aufwärtsgerichtet. Die gesamtwirtschaftliche Leistung sollte daher im vierten Quartal etwas stärker zunehmen als im Vorquartal.

Das weltwirtschaftliche Umfeld hellt sich auf

Die weltweite Industrieproduktion ist weiter leicht aufwärtsgerichtet, was vor allem auf die Schwellenländer zurückgeht. In den Vereinigten Staaten hat die Konjunktur im dritten Quartal wieder an Dynamik gewonnen. Dies dürfte sich im vierten Quartal fortsetzen, so die Einschätzung des BMWi. Die Wirtschaftsleistung der EU-28 ist im dritten Quartal um 0,4 % gegenüber dem Vorquartal gestiegen, dabei konnten alle Länder ein Wachstum verzeichnen. Das Vereinigte Königreich wuchs in Folge der Pfund-Abwertung nach dem Brexit-Referendum mit Plus 0,5 % sogar recht deutlich.

Das Wachstum in China schwächt sich tendenziell weiter ab, bleibt aber vergleichsweise hoch. Die großen rohstoffexportierenden Schwellenländer Russland und Brasilien dürften allmählich ihre Rezession verlassen, auch in den Industriestaaten dürfte sich das Wachstum etwas beschleunigen. Insgesamt wird das globale Wachstum, aufgrund des schwachen ersten Halbjahrs, im Jahr 2016 geringer ausfallen als im Vorjahr. Die OECD erwartet im Jahr 2016 einen Anstieg des globalen BIP von 2,9 %. Im nächsten Jahr dürfte sich das Wachstum auf 3,3 % beschleunigen. Die Unsicherheiten bleiben allerdings nicht zuletzt aufgrund des Brexit, der Unwägbarkeiten der zukünftigen US-Politik und der politischen Lage in Italien laut dem Bundeswirtschaftsministerium hoch.

Außenhandel: keine Wachstumsimpulse

Angesichts der leichten Belebung der Weltkonjunktur sind die deutschen Ausfuhren wieder leicht aufwärtsgerichtet. Die temporäre Schwächephase im Sommer scheint laut BMWi überwunden. Im Oktober 2016 sind die deutschen Exporte gegenüber Oktober 2015 zwar deutlich zurückgegangen, allerdings um 0,5 % gegenüber dem Vormonat gestiegen. Sie liegen nun wieder auf dem Niveau vom Frühjahr dieses Jahres. Die nominalen Einfuhren haben im Oktober mit saisonbereinigt 1,3 % etwas stärker zugenommen.

Im Dreimonatsvergleich sind die Wareneinfuhren mit einem Zuwachs von 2,0 % in etwa so stark gestiegen wie die Ausfuhren mit 1,9 %. Vom Außenhandel gehen demnach gegenwärtig keine deutlichen Wachstumsimpulse aus. Die Entwicklung der nationalen Konjunkturindikatoren wie die industriellen Auftragseingänge, die Exporterwartungen der Unternehmen sowie die der realen effektiven Wechselkurse deuten dem Bundeswirtschaftsministerium zufolge aber wie auch die allgemeine Einschätzung der Weltkonjunktur auf eine moderate Exportbelebung hin.

Produzierendes Gewerbe: Leichte Belebung

Die Industrieproduktion entwickelte sich zuletzt seitwärts, sie stagnierte im Oktober annähernd mit +0,1 % im Vergleich zum Vormonat. Im Zweimonatsvergleich wurde die Produktion von Vorleistungsgütern um 0,6 % und die von Investitionsgütern um 0,2 % ausgeweitet. Der deutliche Anstieg der Auftragseingänge zu Beginn des vierten Quartals (+4,9 %) hat kurzfristig noch zu keiner Ausweitung der Produktion in der Industrie geführt. Die Industrieproduktion konnte sich somit laut BMWi noch nicht nachhaltig aus der Stagnation im dritten Quartal lösen. Die Produktion im Baugewerbe hat sich dagegen zu Beginn des vierten Quartals um 1,7 % im Vergleich zum Vormonat deutlich erhöht. Die verbesserten industriellen Auftragseingänge und das günstigere Geschäftsklima im Verarbeitenden Gewerbe und im Baugewerbe deuten nunmehr auf eine gewisse Belebung der Konjunktur im Produzierenden Gewerbe zum Jahresende hin.

Quelle: BMWi  Vorschau-Foto: Fotolia

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