Bildungsniveau der Flüchtlinge besser erfassen

von Hans Diederichs

„Wir stochern derzeit im Nebel“, beklagte der Bildungsökonom Ludger Wößmann vom ifo-Institut am Freitag in München. „Niemand weiß wirklich, über welche Qualifikationen die Menschen verfügen. Dies ist aber entscheidend für ihre mögliche Integration in den Arbeitsmarkt. Doch nicht einmal die Sprachkenntnisse werden derzeit systematisch untersucht.“ Nur bei einer klaren Datenlage über Sprache und Qualifikation ließen sich Integrations- und Bildungsmaßnahmen sinnvoll einleiten.

Bei internationalen Tests im mathematisch-naturwissenschaftlichen Bereich im Jahre 2011 hätten 65 Prozent der Syrer in der 8. Klasse nicht einmal Grundkompetenzen erreicht; in Deutschland liege der vergleichbare Wert bei 16 Prozent. Laut der Handwerkskammer für München und Oberbayern haben 70 Prozent der Flüchtlinge aus Syrien, Afghanistan und dem Irak ihre Ausbildung abgebrochen, die sie vor zwei Jahren begonnen haben.

„Ein- bis zweijährige teilqualifizierende Ausbildungen zum Beispiel zum Krankenpflegehelfer oder Maurer mit parallelem Sprachkurs könnten eine Möglichkeit sein. Wir sollten aber realistischerweise davon ausgehen, dass die Integration in den Arbeitsmarkt ein langer, steiniger Weg wird und pragmatische und flexible Lösungen in der Bildungs- und Arbeitsmarktpolitik erfordert“, fügte Wößmann hinzu.

Insbesondere das Handwerk erhofft sich, durch den Zustrom an Migranten einen Teil des Fachkräftemangels abzufedern. Erste Ansätze und Initiativen zur Qualifikation der Flüchtlinge gibt es schon, wenn auch mit noch recht überschaubaren Teilnehmerzahlen. 

Quelle: ifo-Institut, marketSTEEL; Bild: fotolia

Zurück