Bauwirtschaft ist und bleibt eine Stütze der Konjunktur

von Hubert Hunscheidt

Die Bauwirtschaft ist und bleibt eine Stütze der Konjunktur in Deutschland. Im Jahr 2019 ist das Bauvolumen nominal um 8,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. In diesem und im kommenden Jahre dürften die Umsätze des Baugewerbes und seiner angrenzenden Bereiche nominal um rund 6,5 Prozent beziehungsweise knapp sechs Prozent zulegen. Zu diesem Ergebnis kommen die Berechnungen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) zum Bauvolumen in Deutschland.
 
Das Wachstum der Bauwirtschaft schlägt sich wie schon in den vergangenen Jahren in steigenden Preisen nieder, die in diesem und im nächsten Jahr voraussichtlich um jeweils mehr als drei Prozent zulegen dürften. „Dennoch wird auch das reale Bauvolumen mit 3,3 Prozent in diesem Jahr und 2,7 Prozent im kommenden deutlich dynamischer zulegen als das gesamtwirtschaftliche Wachstum. Damit zählt die Bauwirtschaft weiterhin zu den wesentlichen Stützen der Konjunktur in Deutschland“, sagt DIW-Konjunkturchef Claus Michelsen, der die Bauvolumenprognose zusammen mit Martin Gornig und Laura Pagenhardt erstellt hat.
 
Wohnungsbau weiter dynamisch
 
„Die wichtigste Stütze für die Bauwirtschaft ist der weiterhin florierende Wohnungsbau“, so Studienautorin Laura Pagenhardt. „Sowohl der Neubau als auch die Sanierung und Modernisierung des Gebäudebestands profitieren von den günstigen Rahmenbedingungen wie den niedrigen Zinsen, dem robusten Arbeitsmarkt, aber auch politischen Maßnahmen wie dem Baukindergeld und den Abschreibungsmöglichkeiten.“ Das Wohnungsbauvolumen wird nach einem Plus von 8,8 Prozent im Jahr 2019 um rund acht Prozent in diesem Jahr und gut sechs Prozent im Jahr 2021 steigen, prognostizieren die Studienautoren. Der Wohnungsneubau entwickelt sich den Berechnungen zufolge deutlich besser als die Bauleistungen an bestehenden Gebäuden.
 
Aber auch der öffentliche Bau, der zwar nur ein Fünftel so groß ist wie der Wohnungsbau, hat mit einer Steigerung von mehr als zehn Prozent im Jahr 2019 die Bauwirtschaft gestützt und wird dies nach den Berechnungen auch in den kommenden Jahren tun. Schwächer entwickelt hat sich dagegen der Wirtschaftsbau, der unter der konjunkturellen Abkühlung leidet und in diesem sowie im kommenden Jahr nominal nur um gut vier Prozent wachsen wird.
 
Langfristige Investitionsprogramme und vereinfachte Genehmigungsverfahren gefordert
 
Die Kapazitätsauslastung der Bauwirtschaft ist weiterhin hoch, hat sich aber im vergangenen Jahr etwas verringert, da die Unternehmen mehr Personal eingestellt und den Maschinenpark ausgebaut haben. Der Preisauftrieb wird sich aller Voraussicht nach aufgrund der hohen Nachfrage nach Bauleistungen und der hohen Kapazitätsauslastung in allen Bausparten weiter fortsetzen.
 
„Kurzfristig angelegte Investitionsschübe verpuffen vor allem in steigenden Preisen für Bauleistungen. Empfehlenswert wäre, ein langfristiges Investitionsprogramm aufzulegen und damit den Ausbau der Baukapazitäten zu stärken“, meint Studienautor Martin Gornig. Und Claus Michelsen ergänzt: „Wichtiger als kurzfristig angelegte Impulse wie das Baukindergeld, das für drei Jahre, bis Ende 2020 gewährt wird, oder eine zeitlich eng begrenzte Sonder-AfA, die bis zum 1. Januar 2022 in Anspruch genommen werden kann, wäre die Aussicht auf längerfristig günstige Geschäftsaussichten“. Erst dann würden die Baukapazitäten und damit die Bautätigkeit substanziell erhöht.
 
Darüber hinaus schlagen die StudienautorInnen vor, den Planungsengpässen in den kommunalen Bauämtern zu begegnen, indem Verfahren vereinfacht und Planungskapazitäten nicht mehr in jeder Kommune vollumfänglich vorgehalten werden, sondern in gemeinsamen Planungseinheiten.
 
Bauvolumenrechnung des DIW Berlin
 
Die Bauvolumenrechnung des DIW Berlin wird aus Mitteln der Forschungsinitiative Zukunft Bau des Bundesministeriums des Innern, für Bau und Heimat (BMI) finanziert. Das Bauvolumen beziffert die gesamte inländische Bauleistung in nominaler und realer Rechnung. Produktionsseitig werden Beiträge des Bauhaupt- und Ausbaugewerbes, des verarbeitenden Gewerbes, der Baunebenleistungen sowie Eigenleistungen der Investoren ausgewiesen. Nachfrageseitig werden Wohnungsbau, Hoch- und Tiefbau im Unternehmensbereich sowie öffentlicher Hoch- und Tiefbau ausgewiesen.
 
Unterschieden wird im Hochbau zwischen Neubauleistungen und Baumaßnahmen im Bestand. Außer den Bauinvestitionen enthält die Bauvolumenrechnung auch nicht werterhöhende Reparaturen. Auf der Produzentenseite werden neben dem Baugewerbe im engeren Sinn auch Leistungen weiterer Branchen wie dem Stahl- und Leichtmetallbau und der Herstellung von Fertigbauten erfasst. Eingeschlossen sind zudem Planungs- und andere Eigen- und Dienstleistungen.
 
Quelle und Grafik: Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung e.V. (DIW Berlin) / Vorschaufoto: marketSTEEL

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