Auftragsbestand in der Industrie so hoch wie seit 2015 nicht mehr
von Hubert Hunscheidt
Der reale (preisbereinigte) Auftragsbestand im Verarbeitenden Gewerbe war nach vorläufigen Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) im August 2022 kalender- und saisonbereinigt 0,3 % höher als im Juli 2022. Im Vergleich zum Vorjahresmonat August 2021 war der Auftragsbestand kalenderbereinigt 11,1 % höher. Das Verarbeitenden Gewerbe verzeichnete damit seit Februar 2022 jeden Monat einen neuen Höchststand an offenen Aufträgen seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 2015.
Die offenen Aufträge aus dem Inland erhöhten sich im August 2022 gegenüber Juli 2022 um 0,1 %, die aus dem Ausland um0,5 %. Bei den Herstellern von Vorleistungsgütern verringerte sich der Auftragsbestand um 0,1 %, bei den Herstellern von Investitionsgütern stieg er um 0,3 %. Im Bereich der Konsumgüter lag der Auftragsbestand 1,8 % höher als im Vormonat.
Die Auftragseingänge gingen im August 2022 gegenüber Juli 2022 um 2,4 % zurück, die Umsätze stiegen dagegen um 1,0 %. Dennoch war wie in den Monaten zuvor das Auftragseingangsvolumen höher als das Umsatzvolumen. Neben hohen Energiekosten für die Industriebetriebe führt die anhaltende Knappheit an Vorprodukten nach wie vor zu Problemen beim Abarbeiten der Aufträge. Laut dem ifo Institut für Wirtschaftsforschung gaben 62,0 % der befragten Industrieunternehmen im August 2022 an, von Engpässen und Problemen bei der Beschaffung von Vorprodukten und Rohstoffen betroffen zu sein. Dieser Wert hat gegenüber Juli 2022 (73,3 %) zwar abgenommen, im langfristigen Vergleich ist er aber immer noch außerordentlich hoch. Den Zusammenhang von Materialknappheit und Industrieaktivität stellt das Statistische Bundesamt in einer Analyse mit fortlaufend aktualisierten Zahlen dar. Eine Analyse zum Produktionsindex für energieintensive Industriezweige ist auf der Themenseite „Industrie, Verarbeitendes Gewerbe“ im Internetangebot des Statistischen Bundesamtes verfügbar.
Reichweite des Auftragsbestands unverändert bei 8,0 Monaten
Im August 2022 betrug die Reichweite des Auftragsbestands wie im Vormonat 8,0 Monate. Bei den Herstellern von Investitionsgütern betrug die Reichweite 11,8 Monate (Juli 2022: 11,9 Monate), bei Vorleistungsgütern lag sie bei 3,9 Monaten (Juli 2022: 4,0 Monate)und bei Konsumgütern betrug die Reichweite 3,6 Monate (Juli 2022: 3,5 Monate).
Die Reichweite gibt an, wie viele Monate die Betriebe bei gleichbleibendem Umsatz ohne neue Auftragseingänge theoretisch produzieren müssten, um die vorhandenen Aufträge abzuarbeiten. Sie wird als Quotient aus aktuellem Auftragsbestand und mittlerem Umsatz der vergangenen zwölf Monate im betreffenden Wirtschaftszweig berechnet.
Quelle: Statistisches Bundesamt / Foto: marketSTEEL