ArcelorMittal verzichtet auf Übernahme italienischer Stahlwerke

von Hubert Hunscheidt

Der Stahlkonzern ArcelorMittal wollte 2,4 Milliarden Euro in Tarent und zwei weiteren italienischen Stahlwerken investieren. Der Plan wurde fallen gelassen.
 
Wie das österreichische Nachrichtenmagazin "Die Presse" mitteilt, kündigte der Stahlkonzern ArcelorMittal am Montag an, den Vertrag für den Kauf von Europas größtem Stahlwerk Ilva im süditalienischen Tarent sowie von zwei weiteren Stahlwerken in Norditalien auflösen zu wollen. Den Vertrag hatte der weltweit größte Stahlgigant vor einem Jahr mit der italienischen Regierung abgeschlossen.
 
Der Beschluss wurde gefasst, nachdem das italienische Parlament den rechtlichen Schutz zurückgenommen hatte, der ArcelorMittal bei der Umsetzung eines Umweltplans ohne Sorge auf Justizermittlungen gewährt worden war. Der Konzern hatte sich verpflichtet 2,4 Milliarden Euro in fünf Jahren zu investieren.
 
Ohne den rechtlichen Schutz zur Umsetzung des Umweltplans könne ArcelorMittal das Stahlwerk in Tarent nicht mehr betreiben, so die Geschäftsführerin von ArcelorMittal in Italien, Lucia Morselli, in einem Brief an die Mitarbeiter. Rund 10.000 Mitarbeiter beschäftigen die von ArcelorMittal in Italien übernommenen Stahlwerke. Die Gewerkschaften warfen der italienischen Politik Inkompetenz im Umgang mit den Stahlwerken vor. Sie bangen um den Erhalt der Jobs.
 
Der italienische Staat hatte 2015 die Kontrolle über das Ilva-Werk in der Nähe des Hafens von Tarent übernommen, um in der Region Arbeitsplätze zu erhalten und die starke Umweltverschmutzung im Umfeld des Werks in den Griff zu bekommen. ArcelorMittal bekam 2017 grünes Licht für die Ilva-Übernahme.
 
Ilva hatte zu Hochzeiten geschätzte neun Millionen Tonnen Stahl pro Jahr produziert - das entsprach etwa einem Drittel der italienischen Gesamtproduktion. Das Stahlwerk mit Sitz in Tarent steht seit 2013 unter besonderer staatlicher Aufsicht. Hintergrund waren Vorwürfe gegen die Eigentümerfamilie Riva, die in Kauf genommen haben soll, dass giftige Emissionen aus der Anlage in die Stadt zogen. Die Emissionen werden für mindestens 400 vorzeitige Todesfälle verantwortlich gemacht.
 
Quelle: "Die Presse" Verlags-Gesellschaft m.b.H. Co KG / Vorschaufoto: La Gazzetta del Mezzogiorno

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