ArcelorMittal meldet Rekordverlust
von Hans Diederichs
ArcelorMittal, der größte Stahlhersteller weltweit, hat 2015 einen Rekordverlust verbucht. Es ist bereits das vierte Jahr hintereinander, dass der Stahlriese mit einem Minus abschließen muss. Allerdings war der Verlust seit der Fusion der beiden Vorgängerunternehmen Arcelor und Mittal im Jahre 2007 noch nie so hoch wie diesmal: Der Verlust nach Steuern lag für 2015 bei 7,9 Milliarden US-Dollar.
Operativ sah das Jahr nicht ganz so düster aus: Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) fiel 2 Milliarden US-Dollar niedriger aus als 2014 und erreichte 5,2 Milliarden US-Dollar. Das Gesamtergebnis verhagelten jedoch die Abschreibungen. So waren im Jahresfehlbetrag Abschreibungen auf Bergbauprojekte in Höhe von 4,8 Milliarden US-Dollar enthalten; rund 1,4 Milliarden US-Dollar entfielen auf die Abschreibungen für Stahlwerke.
Rohstoffpreise und China-Exporte belasten
ArcelorMittal macht der Preisverfall beim Stahl zu schaffen, der insbesondere durch die Überproduktion in China bedingt ist. Auch auf der Rohstoffseite leidet das Unternehmen: Die Weltkonjunktur kühlt sich ab, die Rohstoffe befanden sich seit letztem Jahr in freiem Fall. ArcelorMittal hatte jedoch in den vergangenen Jahren auf die Rohstoffknappheit mit dem Ausbau eigener Minenprojekte reagiert. Diese stellen nun eine zusätzliche Belastung dar.
Im vierten Quartal reduzierte der Konzern seine Stahlauslieferungen um 6,8 Prozent, konnte aber aufs Jahr gerechnet die Produktion fast halten (minus 0,6 Prozent zum Vorjahr, im Vergleich zu einem Branchenrückgang von 2,3 Prozent). Die Auslieferung von Eisenerz sank im vierten Quartal um 4,2 Prozent, aufs Jahr gerechnet waren es 2 Prozent weniger.
Kapitalerhöhung soll Linderung bringen
Der Konzern hat seine Aktionäre um zusätzliche Finanzmittel gebeten, die Dividende wird ausgesetzt. Um den Schuldenberg abzutragen, kündigte ArcelorMittal eine Kapitalerhöhung von 3 Milliarden US-Dollar an, wobei sich die Mittal-Familie als größter Aktionär quotal mit 1,1 Milliarden Dollar beteiligen wird.
Durch diese Maßnahmen und den Verkauf der Minderheitsbeteiligung am spanischen Autozulieferer Gestamp, der 875 Millionen Euro einbringen wird, soll die Nettoverschuldung von rund 15,7 Milliarden US-Dollar auf unter 12 Milliarden US-Dollar sinken. Außerdem gab das Unternehmen erste Details des Action Plan 2020 bekannt, dessen Ziel unter anderem eine Ebitda-Steigerung um 3 Milliarden US-Dollar ist.
Die Aktie des Unternehmens verlor an der Londoner Börse am Vormittag bis zu sechs Prozent, konnte die Kursrückschläge aber im Laufe des Nachmittags wieder etwas verringern. Seit Mai vergangenen Jahres hat ArcelorMittal rund zwei Drittel seines Börsenwerts eingebüßt.
Quellen: ArcelorMittal, marketSTEEL; Bild: Produktionsanlage von ArcelorMittal in Differdange, Luxembourg (Foto: © 2012 ArcelorMittal)