Anzeichen einer Besserung für den schwächelnden britischen Stahlmarkt
von Angelika Albrecht
Vor der traditionellen Sommerferienzeit des verarbeitenden Gewerbes bekräftigten die Teilnehmer einer Umfrage von MEPS Internationals European Steel Review, dass die Handelsbedingungen in den ersten sieben Monaten des Jahres in UK schwierig gewesen seien. Erhöhte Zinssätze – von der Bank of England eingeführt, um den Inflationsdruck zu bekämpfen – und die vorherige Unsicherheit über den Zeitpunkt der politischen Wahlen trugen dazu bei.
Die Nachfrage in den meisten stahlverarbeitenden Sektoren blieb im Zeitraum bis Ende Juli hinter den Erwartungen zurück. Die Investitionen in öffentliche und private Projekte haben sich verlangsamt. Viele hochkarätige Investitionen, darunter das HS2-Eisenbahnprojekt, wurden zurückgestuft. Andere wurden ganz abgesagt.
Grund für Optimismus?
Die Teilnehmer des Stahlmarkts hatten jedoch vor und während der traditionellen Sommerpause Grund zum Optimismus. Anfang August senkte die Bank of England zum ersten Mal seit Beginn der Covid-Pandemie die Zinsen. Die Senkung um 0,25 Prozentpunkte – dieselbe Senkung wie die der Europäischen Zentralbank im Juni – erweckt den Eindruck, dass sich die britische Wirtschaft erholen könnte.
Anhaltend niedrige Inflationsraten könnten den Weg für weitere Zinssenkungen im weiteren Jahresverlauf ebnen. Stahlkäufer könnten aufgrund sinkender Finanzierungskosten mehr Vertrauen in ihre Beschaffungs- und Investitionsentscheidungen haben. Ein starker Rückgang wird jedoch nicht prognostiziert.
Die jüngsten politischen Entwicklungen haben ebenfalls ein gewisses Maß an Sicherheit geschaffen. Der Branchenverband UK Steel begrüßte die Zusage der Labour Party, im Rahmen eines Plans des National Wealth Fund (NWF) 2,5 Milliarden GBP für Stahl auszugeben. Es werden erhebliche Investitionen getätigt, um Häfen zu modernisieren, neue Gigafabriken zu bauen, die Kohlenstoffabscheidung zu beschleunigen und die Produktion von grünem Wasserstoff zu unterstützen.
Die neue Labour-Regierung verspricht, dem Wirtschaftswachstum Priorität einzuräumen. Zu den wichtigsten Maßnahmen zur Stimulierung der Wirtschaftstätigkeit gehört ein Schwerpunkt auf erneuerbare Energien, insbesondere Offshore-Windprojekte. Auch für Solarenergie wurden ehrgeizige Pläne angekündigt.
Projekte für erneuerbare Energien erfordern große Mengen Stahl. Von S&P Global veröffentlichte Daten sagen voraus, dass die britische Stahlnachfrage allein aufgrund der Produktion von Windturbinen bis 2030 um 26,6 Millionen Tonnen steigen könnte.
UK Steel besteht darauf, dass bei allen neuen öffentlichen und privaten Infrastrukturprojekten lokal hergestellter Stahl verwendet werden sollte, und dass im Gegenzug den heimischen Stahlherstellern weitere finanzielle Unterstützung durch die Regierung gewährt wird.
Die Teilnehmer am britischen Stahlmarkt für Langprodukte könnten die Wahlkampfvorschläge der Labour-Regierung jedoch mit gemischten Gefühlen betrachten. Während neue Wohnungsbauziele Chancen bieten sollten, scheinen die geplanten Schieneninfrastrukturen und der Bau neuer Krankenhäuser – die ursprünglich von der vorherigen konservativen Regierung vorgeschlagen wurden – in den zukünftigen Vorschlägen der Regierung nicht enthalten zu sein.
Die kurzfristige Preiserholung könnte nur von kurzer Dauer sein
Die Marktstimmung im britischen Fertigungssektor verbessert sich. Der britische Einkaufsmanagerindex (PMI) für das verarbeitende Gewerbe stieg letzten Monat auf 52,1. Der Bau-PMI stieg unterdessen auf 55,3, den höchsten Stand seit Mai 2022. Ein Wert über 50 deutet auf Wachstum hin. Das Wachstum der PMIs widersetzt sich dem globalen Trend.
MEPS prognostiziert, dass die Preise für Flach- und Langprodukte in Großbritannien in naher Zukunft steigen werden. Eine Verlängerung der Lieferzeiten für Werke – aufgrund geplanter Wartungsunterbrechungen im Sommer – und eine erwartete Zunahme der Lagerbestände nach den Feiertagen werden die Preisambitionen der Stahlhersteller unterstützen. Die britischen Stahlhersteller sind sich jedoch weiterhin unsicher über das Potenzial für Preiserhöhungen und eine erhöhte Nachfrage für den Rest des Jahres. MEPS geht davon aus, dass jede Erholung der Preise nur von kurzer Dauer sein wird, da das saisonal schwache vierte Quartal schnell näher rückt.
Über MEPS
MEPS International Ltd. ist ein führendes Stahlmarktanalyseunternehmen, das sich auf unabhängig untersuchte globale Stahlpreise, -indizes und -prognosen spezialisiert hat. Das Unternehmen wurde 1979 von Peter Fish gegründet und begann als Beratungsunternehmen mit dem Namen Management, Engineering and Production Services in Sheffield - daher auch der Name MEPS. In den späten 1980er Jahren wurde das Unternehmen in MEPS Europe Ltd. umbenannt, im Juli 2001 wurde daraus MEPS International Ltd., um die weltweite Abdeckung seiner Stahlpreisforschung widerzuspiegeln.
Quelle: MEPS International Ltd. / Vorschaubild: Pixabay (openclipartvectors)