Anhaltender Druck auf die Versorgungslage
von Hubert Hunscheidt
Nach Corona ist der Markt in einem Schwebezustand gelandet: Die Nickelpreise sind den ganzen Mai über gefallen, nachdem sie im März astronomische Höhen erreicht hatten. Shanghai hat endlich die Coronabeschränkungen gelockert und die Verschiffung von Containern freigegeben. Dennoch zögert der Markt. Die Frage scheint zu sein, wie groß die tatsächliche Nachfrage ist – und wie viel von der Verlangsamung auf das Preisniveau und den Mangel an verschiedenen Komponenten aus Asien zurückzuführen ist.
Die Gründe sind offensichtlich "In Zeiten, in denen sich die Nickelpreise nach unten bewegen, heißt es, beim Kauf auf Vorrat aufzupassen. Jetzt ist es essenziell, die Preisentwicklung genau zu verfolgen, um sicherzustellen, dass man stets die richtige Menge und den richtigen Preis im Vergleich zum Rest des Marktes hat", sagt Jan Knaak, Einkaufsleiter und CPO Central bei Damstahl.
Nickelpreise werden steigen
Jan Knaak ist überzeugt, dass die Nickelpreise wieder steigen werden. "Wenn man der Prognose von Mintec Glauben schenken darf, haben wir im Mai einen 'Tiefpunkt' erreicht und werden gegen August wieder steigende Nickelpreise erleben. Das wird durch die regulären saisonalen Schwankungen in acht von zehn Fällen bestätigt. Wir erwarten dies auch in diesem Jahr aus mehreren Gründen, wie einem anhaltenden Unterangebot auf dem Markt und geringen Nickelbeständen", schätzt Jan Knaak und fährt fort "andererseits hat die London Metal Exchange bei den extremen Anstiegen im Frühjahr eine Regulierung eingeführt, sodass der Preis weder um mehr als 15 % pro Tag steigen noch fallen kann. Damit sollen die extremen Schwankungen von Anfang März verhindert werden. Aber die Entwicklung könnte mit bis zu 15 % nach oben oder unten pro Tag immer noch ziemlich schnell gehen."
Shanghai ist wieder "offen"
Der Nickelpreis ist nicht das Einzige, was derzeit im Auge behalten werden sollte. Positiv ist, dass China wieder offen ist und damit die umfangreichen Corona-Schließungen in Shanghai vorbei sind.
"Wir kaufen nicht viel in China ein, weshalb es hinsichtlich des Edelstahls keine großen direkten Auswirkungen auf unsere Kunden geben wird. Die Verfügbarkeit von chinesischem Edelstahl bedeutet jedoch eine Menge für das allgemeine Angebot auf dem Weltmarkt. Außerdem wird es sich stark auf alle Unternehmen auswirken, die weltweit erhebliche Verzögerungen bei der Lieferung verschiedener Komponenten erfahren haben", sagt Jan Knaak.
Wachsende Herausforderungen
Die Häfen in Hamburg und Rotterdam sind nach wie vor überlastet und stellen einen Engpass für die Verladung vom Schiff auf Lkw oder Zug dar. "Überall herrscht ein Mangel an Arbeitskräften. Im Hafen von Rotterdam fehlen Berichten zufolge fast 9.000 Beschäftigte, um optimal arbeiten zu können und in ganz Europa fehlen viele Tausend Lkw-Fahrer. Was es noch schlimmer macht, ist die Tatsache, dass viele der traditionellen Fahrer/innen Ukrainer/innen sind, die jetzt den Führerstand verlassen haben, um für ihr Land zu kämpfen", erklärt Jan Knaak.
Die geänderten Kabotagevorschriften der EU und die hohen Ölpreise stellen ebenfalls ein großes Problem dar. Die Transportkosten sind dadurch um bis zu 50 %gestiegen.
Noch immer Mangel an Langprodukten
Der Markt für Langerzeugnisse aus rostfreiem Stahl steht weiterhin unter Druck. Die französische Ugitech, bisher der Hauptlieferant von Damstahl in der nordischen Region, ist immer noch von den Folgen eines tragischen Unfalls im Januar betroffen. Damals stürzte eine Kranbrücke für geschmolzenen Stahl ein und zerstörte einen großen Teil der Produktionsanlage.
Die Lage hat sich verbessert, denn Ugitech hat endlich den Punkt erreicht, an dem die eigene Schmelzanlage wieder in Betrieb genommen und mit der eigenen Produktion begonnen werden kann. Mit dem voraussichtlichen Start der Produktion Mitte Juni werden wir unseren Kunden ab dem vierten Quartal wieder neues Ugitech-Material anbieten können - schneller, als es einige der Wettbewerber von Ugitech derzeit anbieten können.
Ein seltsames Geschäft
"Bis zu einem gewissen Grad müssen wir einen Tag nach dem anderen nehmen und unsere Schritte genau bedenken. Die große Millionen-Frage muss lauten: Wie hoch ist die tatsächliche Nachfrage auf dem Markt? Hoffentlich sind wir nach der Sommerpause in diesem Punkt schlauer", so Knaak.
Quelle: Damstahl GmbH / Foto: marketSTEEL