Angebotsrisiken und Nachfragesorgen bei Rohstoffen
von Angelika Albrecht
Die Industriemetallmärkte waren mit einer kleinen Rally aus dem Jahr gegangen: Inzwischen ist an den Industriemetallmärkten die Luft wieder raus: Die Gewinne, die an einigen Märkten in der zweiten Dezemberhälfte aufgebaut wurden, werden teilweise wieder einkassiert.
Schließlich hat das gemischte Bild der chinesischen Einkaufsmanagerindizes gezeigt, dass Chinas Wirtschaft noch immer nicht richtig Tritt gefasst hat. Die Commerzbank meint, dass vielleicht schon diese Woche sich die Stimmung mit den Handelsbilanzdaten für den weltgrößten Absatzmarkt von Metallen aber etwas aufhellen könnte. Denn sollten wie erwartet die Exporte und Importe steigen, wäre dies ein ermutigendes Zeichen. Der Kupferpreis dürfte nach Meinung der Rohstoffexperten vor allem dann zulegen, wenn sich die Erholung der Kupferimporte fortsetzen sollte. Dafür spricht, dass das Metall von dem Trend zur Elektromobilität besonders stark profitiert. Zudem kam es zuletzt zu einer Verknappung von Kupferkonzentrat, was zu höheren Importen von verarbeitetem Kupfer geführt haben könnte.
Nickel wieder fast am 2½-Jahrestief
Für Nickel, das kaum Gewinne aufgebaut hatte, ist das 2½-Jahrestief von Ende November von knapp 16.000 USD je Tonne schon wieder in greifbarer Nähe. Der Nickelpreis, der mit einem Minus von rund 45% im letzten Jahr der große Verlierer unter den Industriemetallen war, "leidet" seit einiger Zeit unter der starken Produktionsausweitung von Nickel der Klasse 2 in Indonesien. Inzwischen verantwortet das Land rund die Hälfte der globalen Minenproduktion. Das stark wachsende Angebot führte dazu, dass der Nickelmarkt in den letzten beiden Jahren Angebotsüberschüsse auswies.
Auch im laufenden Jahr soll das Angebot die Nachfrage um fast 240 Tsd. Tonnen übersteigen. Aktuell kommt hinzu, dass nun auch die an der LME-registrierten Nickelvorräte der Klasse 1 deutlich zulegen: Seit Mitte November sind diese um 60% bzw. um knapp 25 Tsd. Tonnen gestiegen. Mit knapp 65 Tsd. Tonnen sind die Lagerbestände so hoch wie zuletzt im Sommer 2022. Was aber auf den ersten Blick viel klingt, relativiert sich schnell: Ein Jahr zuvor, bzw. genauer gesagt im Frühjahr 2021, waren die Vorräte viermal so hoch. Von hohen Nickelvorräten der Klasse 1 kann also keinesfalls die Rede sein. Die Commerzbank-Analysten sehen für den ihres Erachtens zu tief gefallenen Nickelpreis Erholungspotenzial.
Quelle: Commerzbank AG / Commerzbank Commodity Research / Vorschaubild: Fotolia