Achterbahnfahrt der Börsenpreise für Strom
von Alfons Woelfing
Der ISPEX Energiepreisindex für Strom legte gegenüber dem Vormonat noch einmal um 0,675 Cent pro Kilowattstunde zu und notiert nun bei 5,611 Cent pro Kilowattstunde. Im Jahresverlauf sind die Preise damit bereits um knapp 50 Prozent gestiegen. Beim ISPEX Energiepreisindex für Gas fiel die Verteuerung mit 0,287 Cent pro Kilowattstunde ebenfalls sehr deutlich aus. Mit einem Wert von 2,491 Cent pro Kilowattstunde lag der durchschnittliche Einkaufspreis für die Unternehmen im September auf dem höchsten Stand seit Ende 2014. Zu diesen Ergebnissen gelangt der Energiedienstleiter ISPEX bei seiner Analyse.
Strombörse äußerst sprunghaft
Die Börsenpreise für Strom befanden sich im September auf einer Achterbahnfahrt. Die ersten beiden Wochen des Monats waren zunächst von einem steilen Anstieg gekennzeichnet. Die Baseloadnotierung für das Lieferjahr 2019 schwang sich von rund 50 Euro pro Megawattstunde zu knapp 57 Euro pro Megawattstunde auf, um dann in einer Kurskorrektur innerhalb weniger Tage wieder um 6 Euro pro Megawattstunde nachzugeben.
„Die Hoffnung auf eine nachhaltige Trendwende bestätigte sich aber nicht“, erläutert Andreas Seegers, Vorstand der ISPEX AG, den Verlauf. Der Kurs drehte zügig wieder nach oben und das Ausgangsniveau wurde schnell wieder erreicht. „Im Ergebnis der Kapriolen ist ein Anstieg des durchschnittlichen Baseloadpreises für das Jahr 2019 um rund 6,50 Euro pro Megawattstunde festzustellen“, so Seegers weiter. Für die Lieferjahre 2020 und 2021 fiel der Preisanstieg etwas moderater aus, sodass sich der Abstand zwischen den Lieferjahren weiter vergrößerte.
ISPEX Energiepreisindex: Endkundenpreise Strom mit sattem Aufschlag
„Die Preisrallye an der Börse hat im September voll auf die Einkaufspreise für die Unternehmen durchgeschlagen“, resümiert Marktexperte Seegers. Der ISPEX Energiepreisindex Strom stieg um fast 0,70 Cent pro Kilowattstunde an und betrug im September 5,611 Cent pro Kilowattstunde. „Damit war die Strombeschaffung für Unternehmen im September so teuer wie seit sechs Jahren nicht mehr“, ordnet Seegers die Situation ein, „Viele Unternehmen müssen zum Jahreswechsel beim Abschluss neuer Verträge Preiserhöhungen von mehr als 2,00 Cent pro Kilowattstunde verkraften“.
Nervöse Preisbewegungen an der Gasbörse
Auch die Großhandelspreise für Erdgas warteten im September mit einer hohen Volatilität auf. „Die Entwicklung zeigt Parallelen zum Kursverlauf beim Strom“, erläutert Beschaffungsexperte Seegers. Nach einem steilen Preisanstieg zu Monatsbeginn kam es zur Mitte des Monats zu einer kurzen Kurskorrektur und im Anschluss wieder zu einer Phase des Preisaufschwungs.
„Im Mittel wurde das Kalenderjahr 2019 um mehr als 3,00 Euro pro Megawattstunde teurer gehandelt als noch im August“, fasst Seegers die Marktlage zusammen. Wie auch beim Strom fiel der Anstieg bei den Kalenderjahren 2020 und 2021 mit rund 2,00 Euro pro Megawattstunde bzw. rund 1,50 Euro pro Megawattstunde geringer aus. „Das Jahr 2020 war damit rund 3,00 Euro pro Megawattstunde und das Jahr 2021 sogar mehr als 4,00 Euro pro Megawattstunde günstiger als das Frontjahr 2019“, rechnet Seegers vor.
ISPEX Energiepreisindex: Erdgasbeschaffung für Unternehmen teurer
„Wie erwartet hat der Preisauftrieb an der Börse die Endkundenpreise auch im September voll im Griff. Der ISPEX Energiepreisindex für Gas stieg den sechsten Monat in Folge an und erreichte mit 2,491 Cent pro Kilowattstunde den höchsten Wert seit Herbst 2014“, erläutert Marktexperte Seegers die Beschaffungssituation für die Unternehmen. Innerhalb des letzten Jahres hat sich das Einkaufspreisniveau für die Unternehmen damit um rund 40 Prozent verschlechtert.
Risikostreuung hat Priorität
Die Preissteigerungen für Strom und Erdgas seit dem Frühjahr 2018 sind eklatant. Eine Entspannung ist derzeit nicht in Sicht. Gleichzeitig zeigen sich die Märkte in den letzten Wochen extrem volatil. Preissprünge um mehrere Euro pro Megawattstunde innerhalb weniger Tage waren zuletzt eher die Regel als die Ausnahme.
„Die hohe Volatilität zwingt die Unternehmen dazu, die Marktbeobachtung noch weiter zu intensivieren“, stellt Marktexperte Seegers fest. „Hilfreich sind dabei entsprechende Online-Tools, wie z.B. das ISPEX Energiekonto, über das eine automatische Überwachung von Preislimits erfolgen kann“, berichtet Seegers aus dem Tagesgeschäft von ISPEX. „Zudem teilen immer mehr Unternehmen die Energiebeschaffung in mehrere Teilmengen auf, um das Risiko der stark schwankenden Preisentwicklung einzudämmen“, so Seegers weiter.
Quelle: ISPEX AG / Vorschaufoto: marketSTEEL