2 Milliarden Euro Förderzusage von Bund und Land übermittelt
von Hubert Hunscheidt
In der vergangenen Woche hat die Europäische Kommission grünes Licht für das größte Dekarbonisierungsprojekt in Deutschland gegeben. Damit ist der Weg frei für das zentrale Projekt „tkH2steel“ der thyssenkrupp Steel Europe AG und damit für die Transformation der deutschen Stahlindustrie hin zur Klimaneutralität. Durch die Teil-Umrüstung des größten europäischen Stahlhüttenwerks und die Umstellung der Fertigung auf Wasserstoff sollen jährlich bis zu 3,5 Millionen Tonnen CO2-Emissionen eingespart werden. Das Unternehmen plant hierfür Investitionen von knapp drei Milliarden Euro.
Bundesminister Robert Habeck: „Heute ist ein guter Tag für das Klima, für die grüne Industrie in Deutschland, für den Standort Duisburg und für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die Europäische Kommission hat in der vergangenen Woche grünes Licht für rund 2 Milliarden Euro für die Dekarbonisierung der Stahlproduktion gegeben. Die Förderzusage steht und das ist eine gute Nachricht. In den vergangenen Wochen wurde dieses Ergebnis durch harte Arbeit und Beharrlichkeit erzielt. Und daher möchte ich nochmal an meinen letzten Besuch in Duisburg erinnern. Beim Stahlaktionstag der Gewerkschaft haben die Gewerkschafter auf ihren T-Shirts zu Recht darauf hingewiesen, dass ‚Stilltand noch nie was bewegt hat‘. Und genauso ist es. Das Unternehmen, das Land NRW und die Bundesregierung haben in den vergangenen Wochen gemeinsam etwas bewegt und angestoßen. Das Unternehmen zeigt mit seinem sehr ambitionierten Projekt, dass es durch konsequenten Einsatz von Wasserstoff möglich ist, den Stahlsektor als größten industriellen CO2- Emittenten in Deutschland zu dekarbonisieren. Die Stahlindustrie in Deutschland hat mit dieser zentralen Weichenstellung eine Zukunft. Das sichert auch langfristig zahlreiche Arbeitsplätze.“
NRW-Wirtschafts- und Klimaschutzministerin Mona Neubaur: „Nordrhein-Westfalen ist der Stahlstandort Nummer 1 in Deutschland. Und das Herz der nordrhein-westfälischen Stahlindustrie schlägt in Duisburg. In NRW setzen sich tagtäglich über 45.000 Menschen in vielen Betrieben mit ihrer Hände Arbeit dafür ein, den unverzichtbaren Werkstoff Stahl so herzustellen, dass er höchsten Qualitätsanforderungen genügt. Sie schaffen damit die Grundlage für nachhaltige Innovationen in vielen industriellen Bereichen. Es muss daher in unser aller Sinne sein, dieses Herz aus Stahl im Takt zu halten. Langfristig zuverlässig schlagen wird es allerdings nur, wenn dieses Herz eine grüne Zukunft hat. Mit der gemeinsamen Förderung des Projektes tkH2Steel durch Bund und Land wird die Stahlproduktion hier am Standort Duisburg schon sehr bald sehr viel klimafreundlicher werden. Dies ist ein Meilenstein für Nordrhein-Westfalen auf dem Weg zur ersten klimaneutralen Industrieregion Europas. Ich bin Robert Habeck und seinem Team im Bundeswirtschaftsministerium sehr dankbar für den unermüdlichen Einsatz in dieser Sache. Ohne die vielen Stunden Arbeit, die der Bund in die Gespräche mit der Kommission investiert hat, wäre dieses Ergebnis so nicht realisiert worden.“
Geplant ist der Bau einer großen mit Wasserstoff betriebenen Direktreduktionsanlage mit zwei nachgeschalteten Einschmelzern. Mit 140.000 Tonnen grünem Wasserstoff sollen zukünftig jährlich bis zu 2,3 Millionen Tonnen Roheisen klimaneutral hergestellt werden. Die neuen Anlagen sollen ab Ende 2026 in Betrieb gehen und planmäßig ab 2027 stufenweise auf grünen Wasserstoff umgestellt werden.
Insgesamt arbeiten bei thyssenkrupp Steel mehr als 26.000 Beschäftigte, allein 13.000 davon in Duisburg, und viele weitere Arbeitsplätze sind indirekt von dem Standort abhängig.
Bundesminister Habeck hatte bereits im letzten Monat das Werk besucht und bei einem Stahlaktionstag den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern seine Unterstützung bei der Transformation des Standortes und der Industrie zugesagt. Erst vor einer Woche hatte die Europäische Kommission die beihilferechtliche Genehmigung für das Projekt „tkH2Steel“ der thyssenkrupp Steel Europe AG ausgesprochen. Die Bundesregierung hat ihrerseits die Förderzusage erteilt. Der formelle Verwaltungsakt, der die Förderung rechtlich niederschreibt, folgt in wenigen Tagen.
Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) unterstützt die Großinvestition als eines von vier Stahlprojekten, die im Rahmen des ersten europäischen Großprojekts für Wasserstoff (Important Projects of Common European Interest, IPCEI) ausgewählt wurden. 30 Prozent der Fördersumme trägt das Bundesland Nordrhein-Westfalen.
Es handelt sich um die zweite große Förderung eines Stahlstandortes in Deutschland. Zwei weitere Projekte im Saarland sowie in Bremen und Eisenhüttenstadt befinden sich weiterhin im beihilferechtlichen Genehmigungsverfahren bei der Europäischen Kommission.
Quelle: Ministerium für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen / Foto: Thyssenkrupp AG