Luftreinigungsanlagen im Kampf gegen das Virus

von Hubert Hunscheidt

Interview mit Ulrich Stolz, technischer Leiter der Keller Lufttechnik GmbH + Co. KG

marketSTEEL: Luftreiniger sollen uns dabei helfen, aus der Corona-Krise zu kommen. Immer mehr Unternehmen und Institutionen investieren in mobile Raumluftreinigungsgeräte, um das Corona-Ansteckungsrisiko zu senken. Wie sehen Sie das?

Ulrich Stolz: Seit Jahren befassen sich meine Kollegen und ich mit Verfahren, die es ermöglichen, kleinste Teilchen aus der Luft zu filtern. Dazu gehören Feinstaub, Pollen, Sporen, Bakterien – und Viren. Um diese Partikel abzuscheiden, kommen sogenannte Schwebstofffilter namens HEPA H14 zum Einsatz. Die Technik hat sich im Medizinbereich bereits bewährt und entfernt 99,995 Prozent der Viren aus der Raumluft. Das bedeutet: Von 100.000 krankheitsauslösenden Partikeln bleiben statistisch gesehen nur noch fünf übrig.

marketSTEEL: Wäre denn der flächendeckende Einsatz solcher Geräte nicht eine Patentlösung gegen die Verbreitung des Corona-Virus?

Ulrich Stolz: Der Einsatz der Geräte ist sehr sinnvoll. Um das Ansteckungsrisiko zu minimieren, ist allerdings eine Kombination aus verschiedenen Maßnahmen nötig. Meine Formel lautet: AHA + L + R. Also: Abstand halten, Hygieneregeln einhalten, Alltagsmaske tragen, lüften und Raumluftreiniger einsetzen.

marketSTEEL: Wie sehen die Verbreitungswege des Virus aus?

Ulrich Stolz: Wer verstehen möchte, warum ein solches Maßnahmenbündel empfehlenswert ist, muss wissen, wie sich das Virus verbreitet. Im Moment gehen Wissenschaftler davon aus, dass sich rund 45 Prozent der Infizierten direkt anstecken. Das bedeutet, dass sie virusbeladene Tröpfchen einatmen, die Corona-Kranke zum Beispiel beim Husten ausstoßen, die sogenannte Tröpfcheninfektion. Zehn Prozent stecken sich über Gegenstände an, die mit Viren verunreinigt sind, also der Schmierinfektion. Weitere etwa 45 Prozent, wahrscheinlich eher mehr, infizieren sich indirekt. Das heißt, sie werden krank, weil sie sich in Räumen aufhalten, in denen die Luft stark virenbelastet ist. In diesem Fall geht die Gefahr nicht von den „größeren“ Tröpfchen aus. Denn diese sinken schnell zu Boden. Infizierte geben jedoch auch virenbelastete Aerosole ab. Diese Partikel sind kleiner als fünf Mikrometer und sehr leicht. Dadurch können sie sich teilweise über Stunden in der Luft halten und zum Ansteckungsrisiko werden.

marketSTEEL: Gibt es eine Möglichkeit, alle Ansteckungsmöglichkeiten zu blockieren?

Ulrich Stoz: Luftreiniger können noch so gut sein, vor einer direkten Infektion mit Tröpfchen können sie nicht schützen. Daher ist es wichtig, Abstände einzuhalten und Masken zu tragen. Und nur eine ausreichende Handhygiene kann einer Schmierinfektion wirkungsvoll vorbeugen. Die Raumluftreiniger unseres Hauses zeigen, was sie können, wenn es um den indirekten Infektionsweg über Aerosole in der Raumluft geht. Sie senken die Konzentration dieser Teilchen zuverlässig und fortlaufend deutlich unter den für eine Ansteckung kritischen Wert. Ein solches Ergebnis ist durch das bislang oft empfohlene regelmäßige Lüften nicht zu erreichen. Daher bleibt in meiner Formel das L für lüften bestehen, weil die regelmäßige Zufuhr von frischer sauerstoffhaltiger Außenluft unerlässlich ist. Das vergessen wir viel zu oft.

marketSTEEL: Wo sollten Luftreiniger eingesetzt werden?

Ulrich Stolz: Der Einsatz von mobilen Luftreinigungsgeräten ist vor allem dort vordringlich, wo immer wieder unterschiedliche Menschen auf relativ engem Raum über längere Zeit zusammenkommen. Beispielsweise Wartebereiche von Arztpraxen, Klassenzimmer, Schulungs- und Besprechungsräume sowie Kantinen, Restaurants und Geschäfte.

marketSTEEL:  Gibt es spezielle Kriterien auf die man bei den Geräten achten sollte?

Ulrich Stolz: Zum einen sollte man darauf achten, dass das Gerät über einen H14 HEPA-Filter verfügt, der 99,995 Prozent aller Viren, Bakterien, Pollen, Sporen, Feinstäube etc. aus der Raumluft filtert. Außerdem sollte der Luftreiniger so leistungsfähig sein, dass es ihm gelingt, die Raumluft mindestens sechsmal pro Stunde auszutauschen und die Luft in allen Bereichen des Raumes zu erfassen. Im besten Fall saugt der Raumluftreiniger die Luft unten am Gehäuse aus allen Richtungen an, das nennt sich 360-Grad-Ansaugung, und bläst sie gereinigt Richtung Decke aus. Es entsteht eine sogenannte Luftwalze, die den gesamten Raum mit quasi virenfreier Luft spült. Darüber hinaus sollte der Schalldruckpegel, also der dB(A)-Wert, für den Anwender als annehmbar erachtet werden. Das hängt natürlich von dessen Geräuschempfindlichkeit und von den akustischen Bedingungen im Raum ab. Daher sollte man den Luftreiniger idealerweise vor Ort testen. Wichtig zu wissen: Oft geben Hersteller den Schalldruckpegel ihres Geräts bei geringster Leistungsstufe an. Dies ist aber selten die Stufe, auf der das Gerät gefahren werden muss, um die erforderliche Luftwechselrate zu erreichen. Und letzten Endes ist die einfache Bedienbarkeit wichtig: Die meisten Luftreiniger werden an Stromnetz angeschlossen, dann wird die passende Leistungsstufe ausgewählt und schon kann das Gerät eingeschaltet werden.

Die Luftreinhaltungsexperten unseres Hause bieten als speziellen Service eine Online-Beratung, zu dem Thema "Mobile Raumluftreiniger: Ein Beitrag zum Corona-Schutz" an. Dort können sich Interessierte informieren. Anmeldungen sind unter ambicube@keller-lufttechnik.de an.

Fotos: Keller Lufttechnik GmbH & Co.KG

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