Klimaschutz kann nur weltweit funktionieren
von Dagmar Dieterle
Die Welt trifft sich in Glasgow und diskutiert über die weltweiten Klimaziele. Auf der UN-Weltklimakonferenz wollen mehr als 100 Staaten bis 2030 die Zerstörung der Welt zum Stoppen bringen. Die an der Konferenz beteiligten Länder besitzen 85 Prozent der Waldfläche weltweit – gigantische Kohlendioxidspeicher, die der Atmosphäre beim Wachstum der Bäume Kohlendioxid entziehen und Sauerstoff freisetzen.
Allen ist klar, dass gehandelt werden muss. Doch während in Deutschland die neu zu bildende Regierung über die Klimaziele des Landes und deren Umsetzung diskutiert, kommen in China 60 Prozent der Energieversorgung aus der Kohle. Kein Land der Erde pumpt derzeit mehr CO2 in die Luft als China. Kein anderes Land hat in den vergangenen Jahren so viele Kohlekraftwerke in Betrieb genommen, wie die Chinesen. Damit hat das Land rund 70 Prozent aller Kohlekraftwerke weltweit in Betrieb genommen, wobei weitere 368 in den nächsten Jahren geplant sind.
China verbraucht die Hälfte der weltweiten Kohle und das bei nur einem Sechstel der Weltbevölkerung. Und obwohl die Kohle knapp und teuer geworden ist, werden die meisten Privatwohnungen mit Kohle beheizt und es wird auch mit Kohle gekocht. Noch nie war Kohle im Reich der Mitte für private Haushalte so teuer wie jetzt. Mit fast 400 Euro pro Tonne trifft dies die Bevölkerung. Kohle und Gas können sich viele Chinesen nicht mehr leisten.
Bis 2060 will China klimaneutral sein, doch bis 2030 wird der CO2-Ausstoß nochmals in die Höhe getrieben. Und das, obwohl China eigentlich wegwill von der Kohle, um die Energie bis in 40 Jahren aus erneuerbarer zu generieren. Und in der Tat gibt es derzeit kein anderes Land weltweit, das so viel Geld in regenerative Energien investiert. Bis 2030 sollen 25 Prozent der Stromversorgung Chinas aus nicht fossilen Quellen stammen. In der Zwischenzeit sollen Testgemeinden bereits klimaneutral werden.
Klimaforscher und Wirtschaftsexperten erwarten eindeutige Signale seitens der EU in Form klarer Botschaften: Die Emissionen müssen schnellstens ihren Höhepunkt erreichen. Die Welt kann angesichts von Hochwasser, Feuersbrünsten und Dürren nicht verantworten, dass der CO2-Ausstoß noch fast 10 Jahre weiter ansteigt.
Es müssen heute Lösungen für morgen gefunden werden, die finanzierbar und vor allem auch für Industrie und Wirtschaft gangbar sind. Sicherlich müssen dafür von jedem einzelnen Einschränkungen in Kauf genommen werden. Doch auf diesem Weg muss die Bevölkerung mitgenommen werden, schließlich leben die sozialen Systeme von der Wirtschaft.
Aber Klimaschutz kann nur weltweit funktionieren und alle müssen an einem Strang ziehen. Schließlich geht es um nicht mehr oder weniger, als unseren Blauen Planeten als Lebensraum zu erhalten.
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