Homeoffice – wehret den Anfängen

von Our guest commentary

Jedes Team schwächelt, wenn es jemanden gibt, der seine Rolle im Team nicht ausfüllt. Dafür gibt es viele Gründe. Widerstände in Wandlungsprozessen zum Beispiel, Ängste, die ein Change auslöst, auch fehlende Motivation. Oder – wie es in letzter Zeit viele erleben – einfach keine Ruhe im Homeoffice, um sich auf die Aufgaben zu konzentrieren. Das erzeugt Druck im Team.

Solche Situationen entstehen oft schleichend. Die Mitarbeiter versuchen die Missstände zu handhaben, auch verschweigen sie ihre Überforderung. Mitarbeiter gehen in Widerstandshaltung und kommunizieren das nicht, machen nur Dienst nach Vorschrift. Aber was auch die Ursache dafür ist, dass jemand seine Rolle im Team nicht ausfüllt, Sie können als Führungskraft gegensteuern und wichtige Impulse setzen.

 

Auf einen Kaffee

Bleiben Sie in Kontakt mit Ihren Leuten. Das ist gerade dann wichtig, wenn der persönliche Kontakt durch das Homeoffice nicht gegeben ist. Vor Ort treffen Sie Ihre Leute eher einmal unverbindlich an der Kaffeemaschine oder auf dem Flur. Hier ist es für Sie dann möglich, schnell ein Bild von der Lage zu bekommen. Wobei: Führungskräfte vergessen häufig, dass sie es mit Menschen zu tun haben. Das passiert einfach im Tagesgeschäft, das geht unter.

Aber bei Führungskräften, die ihr Team erfolgreich führen wollen, gerade dann, wenn unruhige Zeiten sind, muss diese Sensibilität schon da sein. Das ist ein Invest von ein paar Minuten täglich, die sich kolossal auswirken. Nutzen Sie für sich den Kaffeetermin-Effekt. Schnappen Sie sich einen Mitarbeiter auf einen Kaffee, das geht auch online.

Eine Führungskraft erzählte mir von seinen Problemen mit der aktuellen Leistung seines Teams im Homeoffice. Unter anderem erzählte er von einer Kollegin, die alleinerziehend war. Sie musste das Homeschooling für ihr älteres Kind managen, gleichzeitig in ihrem Job die Frau stehen. Oft flitzte dann bei Zoom-Meetings ihr Kleinster durchs Bild. Insgesamt war festzustellen, dass ihre Arbeitsergebnisse nicht mehr auf dem von ihr gewohnten Niveau waren.

Ich schlug der Führungskraft vor, anzuregen, einfach mal zusammen – und das geht eben auch remote – einen Kaffee zu trinken. Um mal zu hören, wie es geht. Was vielleicht getan werden könne, damit sie ruhiger arbeiten kann. Und siehe da: Dabei kam heraus, dass eine simple Zeitverschiebung der Meetings (von 9 auf 11 Uhr) ihr den nötigen Freiraum verschaffen würde. Überforderung gebannt, das Team gestärkt, sich als Führungskraft bewiesen, auf die zu bauen ist.

Kümmern Sie sich also immer wieder neu um Ihre Leute, so halten Sie sich selbst den Rücken frei und beugen unschönen Überraschungen vor, die dafür sorgen, dass Ihr Team nicht mehr performt. Mit Ihrer Aufmerksamkeit können Sie es schaffen, dass jeder im Team Verantwortung übernimmt, weil Sie den Anfängen wehren und frühzeitig erkennen, ob Sie eingreifen und für Druckausgleich sorgen sollten.

 

 

Zum Autor

Ralph Nolte ist ein in Köln geborenen Berliner, der im Saarland lebt, im deutschsprachigen Raum arbeitet und europäisch denkt. Und er ist Ökonom, Führungskraft, Forscher, Berater, Mensch.

Eine seiner größten Leidenschaften ist das Tauchen. Unter Wasser sammelt er Eindrücke, die er wie kein anderer in die Erfahrungswelt seiner täglichen Arbeit übersetzt. In seinem Buch „Druck-Ausgleich! Wie Sie es schaffen, dass jeder im Team Verantwortung übernimmt“ findet Ralph Nolte Antworten auf Fragen, die Entscheider jeden Tag aufs Neue beschäftigen: Wie schaffen Sie Druckentlastung? Wie setzen Sie ein Veränderungsprojekt sauber auf? Wie bleiben sie selbst in kritischen Situationen handlungsfähig?

Fotos: Ralph Nolte

mehr Informationen

 

Zurück