Herausforderungen 2021 im Einkauf
von Dagmar Dieterle
Im Jahr 2020 war Corona das beherrschende Thema. Eine alleinige Fokussierung auf AHA-Regeln und Impfstrategie kann jedoch für 2021 nicht die Lösung sein. Was sind die Herausforderungen für 2021 im Einkauf und was sollten Sie angehen? Unser Gastautor Frank Sundermann, Geschäftsführer der Durch Denken Vorne Consult GmbH, hat sich dazu Gedanken gemacht:
- Lieferanten-Insolvenzen: Die Bundesregierung hat die Insolvenzantragspflicht ausgesetzt. Dieser regulatorische Akt ändert jedoch nichts daran, dass mit einer Insolvenzwelle zu rechnen ist, da viele Unternehmen unter Corona zu leiden hatten. Die Herausforderung für den Einkauf ist es, jetzt schon die Lieferanten zu erkennen, die insolvenzgefährdet sind. Mittels eines kompakten Kriterienkataloges sind die Zulieferer systematisch zu bewerten und ggf. erste Maßnahmen einzuleiten (z.B. Aufbau Alternativlieferant oder Qualifizierung Alternativmaterial), bevor die Supply Chain durch das Wegbrechen eines Wertschöpfungspartners gefährdet ist. Schlussendgültig sollte der Kriterienkatalog der Auftakt für ein systematisches Risikomanagement im Einkauf sein, wenn dieses noch nicht vorhanden ist.
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- Online-Verhandlungen: Nach Corona wird es nicht mehr so sein wie vorher. Dies gilt auch für Meetings mit Geschäftspartnern. Hier haben Webmeetings Einzug gehalten und werden auch zukünftig Bestand haben. Während ein freundlicher Austausch über Zoom & Co. noch einfach ist, gestaltet sich aber das Thema „Preisverhandlung“ weitaus schwieriger. Was ist bei einer Online-Verhandlung zu beachten und wie führe ich diese erfolgreich durch? Die Beantwortung dieser Frage ist rechtzeitig anzugehen und lernbar mit gezielten Trainings (z.B. siehe https://www.durchdenkenvorne.de/training-online-verhandlung/).
- Digitalisierung Einkauf: Webmeetings sind noch nicht das Ende der Fahnenstange im Bereich der Digitalisierung. eProcurement, Robotic Process Automation oder Data Analytics sind weitere Instrumente der Digitalisierung, die einem helfen, Prozesse effizienter und automatisierter zu gestalten bzw. Einsparungen zu erzielen. Bevor sich aber ziellos ein Software-Tool nach dem anderen angesehen wird, ist die Challenge im Bereich Digitalisierung, einen Fahrplan zu entwickeln, welches Thema man in den nächsten Jahren wann angehen will. Wichtig ist es dabei, die Mitarbeiter mitzunehmen, da diese sich ansonsten gegen die Digitalisierung auflehnen könnten.
- Lieferkettengesetz: Für die meisten ist dieser Begriff noch ein Buch mit 7 Siegeln. Insbesondere auch deswegen, weil es dieses Gesetz noch nicht gibt. Aber die aktuelle Regierung hat sich als Ziel gesetzt, es noch in dieser Legislaturperiode zu verabschieden. Den aktuellen status quo finden Sie unter https://de.wikipedia.org/wiki/Lieferkettengesetz. Die Beantwortung der nachfolgenden Fragen wird hier die Herausforderung für 2021 sein: Bin ich als Industrieunternehmen auch davon betroffen? Welche Vorkehrungen muss ich treffen? Wie gehe ich mit dem Thema „Unterlieferanten“ um?
- Mitarbeiterführung: Zwar kein rein einkaufsspezifisches Thema, aber dennoch ist es stark von Veränderung betroffen. Denn viele Einkäufer arbeiten aktuell vom Home Office und werden dies auch weiterhin tun. Das führt zu verstärktem Einzelkämpfertum, da es den sozialen Austausch in der Kaffee-Ecke nicht mehr gibt. Was muss ich für den Zusammenhalt der Abteilung tun? Wie sollen in Zukunft Mitarbeitergespräche geführt werden? Diese Fragen muss ich mir als Führungskraft jetzt stellen und neue Wege aus Online- und Live-Events gehen, damit Sie die Mitarbeiter wieder mit dem Unternehmen identifizieren.
Überprüfen Sie für sich, was auf Sie zutrifft, und gehen Sie die Herausforderungen beherzt an. Ähnlich wie bei der Ice-Bucket-Challenge vor einigen Jahre: anfangs mit mulmigen Gefühlen, aber dann sehr erfrischend!
Frank Sundermann ist geschäftsführender Gesellschafter der Unternehmensberatung Durch Denken Vorne Consult GmbH, die innovative Beratungsansätze im Einkauf bietet und Unternehmen bei der Digitalisierung des Einkaufs unterstützt. Weitere Informationen finden Sie unter www.durchdenkenvorne.de.
Foto: Frank Sundermann und fotolia
Der Gastkommentar spiegelt die Meinung des Autors wider, nicht notwendigerweise die der Redaktion von marketSTEEL.