Energie muss wieder wettbewerbsfähig werden

von Dagmar Dieterle

Interview mit Uwe Reinecke, General Manager ESF Elbe-Stahlwerke Feralpi GmbH

 

Stahlhersteller investiert gegen den Trend und fordert politische Unterstützung

 

Uwe Reinecke, General Manager FERALPI STAHL, zeigt sich im Interview optimistisch, dass das Unternehmen mit seinen Investitionen in die weitere Dekarbonisierung der Stahlproduktion und ein neues emissionsfreies Spooler-Walzwerk auf dem richtigen Weg ist. Er fordert von der Politik jedoch entschlossenes Handeln, um die Energiepreise, speziell die Netzentgelte, wieder wettbewerbsfähig zu machen und die Fachkräftesituation zu verbessern.

 

Was macht Sie so sicher, dass Sie auf dem richtigen Weg sind?

Wir haben zwei zentrale Themen im Fokus: Zum einen die Transformation hin zu grünem Stahl, also CO2-armem Elektrostahl. Zum anderen die Erweiterung unseres Produktportfolios mit einem neuen Produkt, dem warmgespultes Coil mit einem Stückgewicht von ca. 2,5 bis ca. 8 Tonnen. Damit werden wir in Deutschland der erste Anbieter sein und gleichzeitig Vorreiter in Sachen technologischer Innovation.

 

Ihre Angebote sind also nun noch stärker auf die Kundenbedürfnisse zugeschnitten?

Ja, in den letzten zwei Jahren haben wir viel in unsere Vertriebs- und Unternehmenspräsenz investiert. Wir arbeiten mit renommierten Agenturen zusammen und haben in Sachsen sowie überregional eine starke Präsenz aufgebaut.

 

Der Markt für Baustahl ist jedoch schwierig geworden. Wie gehen Sie damit um?

Es stimmt, dass die Märkte in der Bauindustrie in den letzten zwei Jahren schwieriger geworden sind. Wir haben es aber dennoch geschafft, die Vollbeschäftigung in unseren Werken zu halten und Kurzarbeit zu vermeiden.

 

Was sind die größten Herausforderungen für FERALPI STAHL ?

Neben der Transformation und dem herausfordernden Marktumfeld sind die hohen Energiekosten eine große Herausforderung. Die Deckelung des Industriestrompreises in unserem europäischen Nachbarland Frankreich auf 4 bzw. 6 Cent pro Kilowattstunde zeigt die Uneinigkeit auf europäischer Ebene und dass in Deutschland Handlungsbedarf besteht.

 

Wie positioniert sich FERALPI STAHL beim Thema Fachkräftemangel?

Der Fachkräftemangel ist ein Dauerthema, das sich durch die in Rente gehenden Babyboomer und die Pandemie noch verschärft hat. Wir müssen internationaler werden und unter anderem Fachkräfte aus dem Ausland rekrutieren. Dazu arbeiten wir mit Agenturen zusammen und setzen auf die verstärkte Integration von Geflüchteten. Zusätzlich  haben wir aber unsere Kontakte zu Schulen, Akademien und Universitäten stark ausgebaut, um junge Leute für unsere Branche zu gewinnen, die ja auch wesentlich ist für den Industriestandort Deutschland.

 

Was fordern Sie von der Politik?

 

Die Politik muss kurz – und langfristig wettbewerbsfähige Energiepreise und speziell auch den notwendigen Netzausbau und die Netzmodernisierung in Europa gewährleisten. Des Weiteren brauchen wir pragmatische und einfache Investitionsförderprogramme, die für den energieintensiven Mittelstand auch umsetzbar sind. Nur so können wir im globalen Wettbewerb bestehen und unsere Investitionen für grünen Elektrostahl in Deutschland weiter aufrecht erhalten.

 

 

Vielen Dank für das Gespräch.

 

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