Die Zukunft ist umkämpft und sie wird wertvoller

von Dagmar Dieterle

Der Geschäftsführer des Zukunftsinstitut Harry Gatterer hat einen Beitrag formuliert, der sich mit der Zukunft beschäftigt.

marketSTEEL dokumentiert den Text im Original-Wortlaut:

Im Moment herrscht ein wahrer Kampf um die Zukunft, denn zahlreiche Akteure, ob unterschiedliche Pole des politischen Spektrums oder Unternehmer, beanspruchen sie für sich und stellen verschiedene Zukünfte in Aussicht. Von einem wilden Westen, dominiert von den rauchenden Colts der Tech-Cowboys, über ein in immer mehr Teilen nach rechts driftendes Europa und ein mögliches deutsches, moralisches Gegengewicht dazu, bis hin zu Chinas Weltmacht-Plan sind viele Zukunftsvorstellungen im Umlauf.

Welche wird sich durchsetzen? Das ist nicht auszumachen, aber Spoiler: Die vergegenwärtigte Zukunft fällt immer anders aus, als sie in der vergangenen Vorstellung ausgestaltet war. In welche Richtung es auch gehen wird, gilt es stets aus den Rahmenbedingungen der Gegenwart heraus den eigenen Weg zu finden. Auf eine der angebotenen Zukünfte zu warten, ist für Menschen, die Entscheidungen treffen wollen oder müssen, keine Option.

Die Arbeit mit Zukunft bedeutet Arbeit mit dem Abwesenden. Zu dem Zeitpunkt, an dem man sich mit Zukunft beschäftigt, gibt es diese nur als Vorstellung einer zukünftigen Gegenwart. Oft sprechen wir dann von Jahreszahlen: 2030, 2040; in 30 Jahren, …. In der Zukunft von heute angekommen, interessiert sich dann kaum noch jemand dafür, wie diese in der Vergangenheit gesehen wurde.
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Wer kramt schon die unzähligen Publikationen heraus, die vor Jahren erschienen sind, mit Titeln wie „X 2025“ (setzen Sie für X etwas Beliebiges ein: Marketing, Konsum, Deutschland etc.)? Oft kommt einem die vergangene Zukunft – also unsere früheren Vorstellungen der Zukunft – eigenartig vor. Gut nachzuvollziehen etwa, wenn man das Nokia-Design-Archiv durchforstet, welches von der Aalto University in Finnland frei zugänglich gemacht wurde. Ein Schatz an vergangener Zukunft, der uns erlaubt zu verstehen, wie man bei Nokia damals über die Zukunft dachte. Und auch: Was man trotz all dem Wissen und der Ressourcen eben nicht wahrgenommen hat.

Die Arbeit mit der Zukunft mag – je langfristiger sie angelegt ist – für viele Menschen undankbar und frustrierend erscheinen. Echte Reformen beispielsweise im Bereich des Bildungswesens sind politisch eher unattraktiv, denn selbst wenn Erfolge in Form einer positiven Weiterentwicklung erzielt werden könnten, so wären diese erst in etlichen Jahren sichtbar – viel zu spät, um bei der nächsten Wahl davon profitieren zu können.


Im Zukunftsinstitut finden wir gerade die Offenheit an der Arbeit mit Zukunft wertvoll und spannend, denn sie gibt den Raum für Entwicklung. Das komplexe Zusammenspiel einer Vielzahl von Entscheidungen und Maßnahmen formt die Entwicklung von Zukunft und es ist heute rasanter, massiver, weitreichender als je zuvor. Diese zunehmende Komplexität kann – auch wenn dies immer wieder versucht und mit vermeintlich einfachen Antworten suggeriert wird – nicht reduziert werden. Sie ist Teil der Realität, in der Entscheidungsträger agieren müssen. Sie zu verstehen und aktiv mit ihr arbeiten zu können, ist ein Schlüssel zur Gestaltung der Zukunft. Nicht der vergebliche Versuch der Vereinfachung, sondern der kompetente Umgang mit Komplexität ist es, der Organisationen langfristig erfolgreich macht. Dabei erhöht sich das Tempo, in dem neue Lösungen gefunden werden müssen, und die Notwendigkeit, flexibel und adaptiv zu bleiben, wird zur Grundvoraussetzung.

Statt starrer Strukturen und Hoffnungen auf einzelne transformative Lösungen, sind stete Anpassung, wiederkehrende Innovation und das iterative Überdenken bestehender Ansätze gefordert. Entscheidungsträger stehen vor der Aufgabe, nicht nur auf Veränderungen zu reagieren, sondern sie aktiv zu gestalten. Komplexität ist dabei kein Hindernis, sondern eine Einladung zur Weiterentwicklung.
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Sie erfordert die Fähigkeit, Unsicherheiten zu akzeptieren, Grauzonen auszuhalten und in einem dynamischen Umfeld Chancen zu erkennen. Dies bedeutet, nicht nach vermeintlich endgültigen Lösungen zu suchen, sondern durch kleine, kontinuierliche Schritte die eigene Organisation und ihr Umfeld aktiv zu formen – Transitions statt Transformation, leben in Übergängen.

Die Zukunft verlangt nichts weniger als einen Paradigmenwechsel im Denken und Handeln. Es geht immer weniger um Kontrolle, weil sich immer weniger wirklich kontrollieren lässt, sondern um Agilität und Resilienz. Die Zukunft gehört jenen, die bereit sind, aktiv mit ihr zu arbeiten und sie zu entwickeln!

 

Quelle: Link Zukunftsinstitut/Beitrag und www.zukunftsinstitut.de

 

Fotos: fotolia

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